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Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Titel: Das Zeichen der Schwalbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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den Sapa Inka . Die örtlichen Behörden sorgten dafür, dass jede Familie ihr Auskommen hatte, und wenn eine Familie krank wurde oder nicht arbeiten konnte, kümmerten sich andere um ihre Felder, bis sie wieder gesund waren. Behörden wurden bestraft, wenn es in ihrem Zuständigkeitsbereich Familien gab, die hungrig oder unbekleidet oder unversorgt waren. Junge Paare bekamen das, was sie zum Heiraten brauchten. Unsere Hilfe für die chronisch Kranken, die Lahmen oder die Alten oder die, die zu schwach waren, um arbeiten zu können, war eine Beitrag zum Wohle aller, wenngleich wir alles vermeiden mussten, was als Versuch verstanden werden konnte, die Macht der Priester zu untergraben.
    Zwei Jahre später konnten wir mit unseren Fortschritten zufrieden sein. Wir hatten einen Kräutergarten angelegt und begonnen, die Medizin der Eingeborenen und die üblichen Krankheiten zu erforschen, um unsere Vorräte an Arzneien zu erweitern. Wir hatten einen Raum als Schulzimmer hergerichtet, besaßen eine kleine Ziegenherde, ein paar Enten und hatten sogar angefangen, die Erde für einen Gemüsegarten umzugraben, als entgeisterte Frauen aus dem Ort kamen und darauf bestanden, uns diese Arbeit abzunehmen. Sie säten Kürbisse und Mais aus und pflanzten eine knolliges Gemüse, das man » la papa «, Kartoffel, nennt und das köstlich schmeckt, wenn man es auf den Kohlen röstet. Die Schwalben bauten Nester am Dach und sangen uns von Spanien.
    Wir versuchten, die einheimischen Adeligen zu überreden, ihre Töchter in unsere Schule zu schicken, doch nur bei den beiden Mädchen des Anführers hatten wir Erfolg, weil ihr Vater wollte, dass sie unsere Sprache lesen und schreiben lernten. Die beiden waren entzückende Kinder, sie waren hübsch, lernten schnell und hatten ein liebes Wesen. Mit einem kompliziert geknoteten Stück Schnur konnten sie sehr rasch rechnen und wir lehrten sie mithilfe von Heiligengeschichten, Spanisch zu lesen und zu schreiben. Vor allem die Geschichten über die Märtyrer gefielen ihnen, je gruseliger, desto besser.
    In einer Nische im Schulzimmer bewahrten wir die sechs kostbaren Bücher auf, die wir aus Spanien mitgebracht hatten: drei Messbücher, die auf unserer Reise über das Meer nur ein paar Seiten eingebüßt hatten, ansonsten aber intakt waren, ein illuminiertes Gebetbuch, eines über das Destillieren von Kräutern und ein weiteres über die Behandlung von Krankheiten. Mit dem Buch über die Kräuter lehrte ich die Kinder Latein.
    Nachdem wir zwar Sor María Manuela geweiht hatten, stand eine Zeremonie, bei der wir die Profess ablegen sollten, für uns vier Novizinnen noch aus. Mein Herz wurde schwer, wenn ich daran dachte, dass ich erwartet hatte, mein Gelübde im Beisein meiner Mutter abzulegen, doch daran ließ sich nichts ändern. Wir hatten bereits mit den Vorbereitungen begonnen und warteten nur noch auf die Rückkehr von zwei der Beatas. Sie waren in ein weit entfernt liegendes Dorf gereist, wo eine bestimmte Krankheit, die die Ärzte dort nicht verstanden, viele Menschen getötet hatte und die gesamte Bewohnerschaft so sehr schwächte, dass sie ihre Felder nicht bebauen konnten.
    Wir schlugen in unseren Büchern nach und vermuteten, dass es etwas war, was der ständige Regen und die Kälte um diese Jahreszeit hervorriefen. Zu unserer Überraschung hatte man uns sogar erlaubt, eine unserer Kräuterarzneien anzuwenden. Es war ein sicheres Zeichen, dass wir unter den Einheimischen inzwischen ein gewisses Vertrauen genossen. Die Beatas nahmen also die Arznei und reisten ab.
     
    Unsere Weihe fand jedoch nicht so statt, wie wir es erhofft hatten. Die beiden Beatas ertranken auf dem Rückweg ins Kloster, als ihr Floß kenterte. Es war ein schrecklicher Schlag für unsere kleine Gemeinschaft und nach freudigem Feiern stand uns nun nicht mehr der Sinn. Wir gedachten ihrer in unseren Gebeten und hofften, dass unsere kleiner werdende Gruppe durch einheimische Mädchen wachsen würde, die sich berufen fühlten. Zu den beiden Töchtern des Anführers gesellten sich nun fünf weitere adelige Mädchen. Seien sie nun adelig oder nicht: Im Schulzimmer herrschte großes Gekicher und nachdem wir nun zwei Paar Hände verloren hatten, hatten wir mehr zu tun als je zuvor.
    Den Gottesdienst, bei dem wir die Profess ablegen sollten, verschoben wir immer wieder auf einen späteren Zeitpunkt. Auf den Tod der beiden Beatas folgte eine weitere Katastrophe, eine schlimme Hungersnot. Ein ganzes Jahr lang blieb der Regen

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