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Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Titel: Das Zeichen Des Dunklen Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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erklären, weshalb das Schiff innerhalb weniger Tage in Gänze aus dem Wasser stieg, obwohl niemand tagsüber arbeitete.
    Das wollte er nicht hinnehmen.
    Also weitete er seine Beobachtungen aus und legte sich nachts im Krähennest der Grazie auf die Lauer, um den Fremden auf die Schliche zu kommen.
    Eingewickelt in eine dicke Decke und ausgestattet mit einer Kanne Grog, spähte er auf das unbeleuchtete Schiff mit den Bastsegeln hinüber.
    Doch ausgeladen wurde nichts. Lediglich die Mannschaftsmitglieder verschwanden gegen Abend in die Stadt, um sich nach langer Fahrt Vergnügungen hinzugeben. Wie auch immer die Sachen aus dem Bauch des Gefährts geschafft wurden, er bekam es nicht heraus.
    Nach einer Woche schwand Torbens Geduld, und er beschloss zu handeln. Nur bekleidet mit einer kurzen Hose und zwei Dolchen am Gürtel, glitt er ins eiskalte Wasser des Hafenbeckens, um sich von See her an Bord des Dreimasters zu schleichen. Beinahe lautlos schwamm er an den Rumpf des Schiffes heran.
    Mithilfe der beiden Klingen, die er in die Plankenzwischenräume bohrte, hangelte er sich am Heck hoch, um sich auf dem Sims vor dem Fenster der Kabine von seiner Kletterpartie auszuruhen. Warmer Lichtschein fiel durchs Glas nach draußen.
    Vorsichtig lugte der Rogogarder über die Kante.
    Im Inneren erkannte er die Kapitänin, die am Kartentisch stand, ein Glas in der Hand, mit der anderen massierte sie sich ihr Genick. Mit geschlossenen Augen ließ sie den Kopf kreisen, danach öffnete sie den Verschluss ihres Waffengürtels, und polternd fielen die Klingen auf die Holzbretter. Achtlos stieg sie darüber hinweg. Mit einem langen Schluck leerte sie ihr Glas, um sich aus einer Tonflasche nachzufüllen, eine Melodie vor sich hin summend.
    Vielleicht kam Torben ja in den Genuss eines besonderen Anblicks. Doch allmählich wurde ihm kalt. Wenn er sich nicht durch sein Zähneklappern verraten wollte, musste er sich bei seinem Ausflug beeilen. Sein Kundschaftervorhaben hatte Vorrang.
    Seufzend löste er sich von dem Anblick der unbekannten Frau, die eben im Begriff war, die Knöpfe an ihrer Bluse zu öffnen. Das nächste Mal wollte er ihr beim Ausziehen helfen, versprach er sich grinsend, bevor er seinen Aufstieg fortsetzte.
    Auf dem Oberdeck schien alles ruhig, kein Laut drang an sein Ohr. Stück für Stück schob er sich über die hölzerne Brüstung und rutschte langsam auf die Planken. Nur eine äußerst aufmerksame Wache hätte das schwache Geräusch gehört. Doch niemand war zu sehen. Erst im letzten Moment entdeckte er die beiden Schemen, die sich im Schatten des Großmastes leise unterhielten. Auf dem Bauch rutschte er bis zur Treppe und ließ seinen Blick schweifen, konnte aber nichts Interessantes entdecken.
    Fast mitten auf dem Deck befand sich die Ladeluke, durch die er wohl hinunter musste, um seine Neugier zu befriedigen. Dazu mussten jedoch die Männer weg.
    Vorsichtig robbte er zum Steuerrad und löste eine Speiche heraus, die er im hohen Bogen über Bord beförderte, dass sie klappernd auf dem Kai aufschlug.
    Während die beiden Wachen argwöhnisch an Land schauten, bewegte sich Torben möglichst im Schatten zur Öffnung und verschwand darin.
    Sein Herz klopfte vor Aufregung, aber er fühlte sich unglaublich gut dabei. Für den Rogogarder war das nach langer Zeit wieder ein richtiger Spaß. Was die Fremden mit ihm anstellen würden, wenn sie ihn fingen, daran verschwendete er keinen Gedanken. Schlimmer als die Palestaner konnten sie nicht sein.
    Es roch seltsam unter Deck. Eine Mischung aus Schweiß, Gewürzen und Essen sammelte sich in dem dunklen Gang. Torben tastete sich vorwärts und entdeckte mehrere Türen, die abzweigten. Die Schwierigkeit bestand für den Freibeuter darin, dass er dieses Schiffsmodell nicht kannte. Ob in einem agarsienischen, palestanischen oder jedem anderen Frachter, mit geschlossenen Augen wäre er hindurchgewandelt. Hier kam er sich jedoch vor wie ein Kind auf Entdeckungsreise in einem unbekannten Haus.
    Über eine weitere Treppe am Ende des Gangs gelangte er auf das zweite Deck. Als er vorsichtig die Tür öffnete und eintrat, stockte ihm der Atem. Hier unten hingen Hängematten neben Hängematten, die inzwischen fast alle leer waren. Nur vereinzelt drehte sich ein Schläfer grunzend um oder gab andere Geräusche im Traum von sich. Alles in allem schätzte der Rogogarder die Zahl auf dreihundertfünfzig Stück, von denen noch rund fünfzig belegt waren.
    Vorsichtig trat er den Rückzug an, seine

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