Das Zeichen Des Dunklen Gottes
Irgendwo?«
»Wenn ich gewollt hätte«, antwortete Moolpár ruhig. »Es wird der Schreck gewesen sein.« Der Kensustrianer stand auf, steckte das Schwert ein und nahm mit der anderen Hand die Servierunterlage. »Ich wollte Euch nur davon in Kenntnis setzen, dass wir nichts gegen die Streitmacht unternehmen werden. Seid also nicht beunruhigt, wenn sie ein paar Meilen in Euer Land marschieren werden. Sie werden sich sehr schnell zurückziehen, ohne auch nur etwas von Ilfaris angetastet zu haben.«
»Ihr wollt mir nicht sagen, was Ihr plant?«, sagte Perdór enttäuscht und geleitete seinen Gast zur Tür. Über den liegenden Hofnarren, der alle Viere weit von sich streckte, stieg er achtlos hinweg. »Seid nicht so hart, wir sind schließlich Verbündete.«
»Seht es als Herausforderung für Euren Geheimdienst«, empfahl Moolpár kauend, während er dem Herrscher plötzlich über die Schulter sah. »Euer Spaßaffe kommt wieder zu sich.«
»Ja, ja, soll er doch«, winkte der Herrscher ab. Das andere Thema interessierte ihn mehr. »Gebt mir doch wenigstens einen Hinweis, auf was ich achten sollte.«
Der kensustrianischer Krieger nahm das letzte Konfekt und reichte dem König die leere Silberscheibe. »Meine Empfehlung an Euren Pralinenmeister. Diese Kreationen waren hinreißend. Sagt Euren Spionen, sie sollen Baiuga demnächst im Auge behalten. Vor allem nachts.«
»Die tersionische Hauptstadt? Ihr macht mir Spaß! Hast du gehört, mein lieber Fiorell?«, sagte Perdór nach hinten. »Ich bin gespannt.«
Moolpár verneigte sich andeutungsweise und verließ die Bibliothek.
»Hier, fang«, warnte der Herrscher kurz vor und schleuderte das Tablett. Mit einem dumpfen Laut flog es an den Kopf Fiorells, der gerade im Begriff war, sich zu erheben, und nicht auf seine Umgebung achtete.
»Majestät, wenn Ihr mich köpfen wollt, dann werft es wenigstens mit der Kante voraus«, beschwerte er sich und rieb sich die Stelle, wo ihn das Geschoss getroffen hatte. »So dauert das zu lange.«
»Sei froh, dass das nicht unser guter Moolpár getan hat.« Sein Herr hob den Zeigefinger. »Du weißt, wie stolz unsere Freunde sind. So etwas kann schnell ins Auge gehen.«
»Ja, oder in andere Körperteile, je nachdem, wohin er mit dem Schwert zielt«, maulte der Hofnarr. »Und mir geht es gut, danke der Nachfrage.«
Perdór hatte inzwischen die Regalwand mit den ganzen Bänden über Ereignisse und Begebenheiten geöffnet.
»Bei all dem Trubel rund um uns herum bin ich noch gar nicht richtig dazu gekommen, die neuen Berichte aus dem Norden zu sichten«, erklärte der König und schob die Trittleiter an die Bücherregale heran. »Hopp, hopp.«
»Da war es wieder«, knurrte Fiorell. »Ihr habt Glück, dass keine Pralinen in der Nähe sind, die ich anlecken könnte, wie ich es Euch androhte.« Hurtig begab er sich in Schwindel erregende Höhen. »Was hätte Majestät denn gerne?« Nach einer knappen Anweisung von unten, suchte der Hofnarr das Passende heraus und brachte es mit zurück. »Bitte sehr.« Er warf einen kritischen Blick auf den Bauch, der sich unter der königlichen Kleidung wölbte. »Ihr werdet das nächste Mal selbst klettern. Ihr habt ganz schön zugelegt, Majestät.«
Perdór murmelte etwas von »Maulkorb« in seinen grauen Lockenbart und vertiefte sich in die Lektüre. Der Spaßmacher folgte ihm wie ein Schatten und las über die Schulter mit.
Eine halbe Stunde lang wanderte das Duo auf diese Weise durch den Saal. Der König gab dabei kommentierendes Gebrumm von sich, Fiorell hatte sich auf das Pantomimische verlegt.
Vor der Kordel, die die Glocke der Dienstboten betätigte, machte der Herrscher schließlich Halt und zog daran, um sich eine Karaffe mit Eistee zu ordern. In seinem »Denksessel«, wie er ein besonders gemütliches Möbelstück nannte, harrte er schweigend seiner Bestellung und grübelte.
Erst nach einem ausgiebigen Schluck des Getränks und dem obligatorischen genussvollen Schmatzen danach war Perdór gewillt, etwas zu sagen.
»Es gibt nichts Besseres bei dieser Hitze als das.« Er tippte auf seinen künstlerisch bemalten Glaskelch, in dem die Mischung aus Tee, gepressten Zitronen, Zucker, Eis und einem Schuss Kartoffelschnaps schwamm.
»Das sagt Ihr bei fast allem, was kalt ist.« Prüfend sog Fiorell den Geruch des Getränks ein. »Und in dem Alkohol ist, Majestät«, meinte er vorwurfsvoll und schenkte sich selbst großzügig ein. »Das ist ungesund.«
»Ganz im Gegenteil, Stimme des Neids«,
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