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Das Zeichen des fremden Ritters

Das Zeichen des fremden Ritters

Titel: Das Zeichen des fremden Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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gekommen. Es ist Markttag!«
    »Ich habe aber nicht alles bekommen. Wenigstens nicht in der Menge, wie ich es brauche. Und Stroh, damit ich weicher schlafen kann, wäre auch gut.«
    »Vielleicht kann ich dir helfen. Was brauchst du denn?«, fragte Klaus.
    »Also«, begann Lukas. »Eine Speckseite, Käse und Brot habe ich schon.« Er zeigte auf seinen prall gefüllten Beutel. »Dann brauche ich noch Stroh und einen Heuballen, eine Stiege Äpfel, einen Sack Hafer, einen Scheffel Hirse und   … ach ja, und einen großen Deckelkrug Milch.«
    |123| »Da kann ich dir helfen. Ich weiß, bei wem du das alles hier in der Stadt bekommst. Aber du willst es doch nicht bis zur alten Mühle schleppen?«
    »Nein, ich dachte, ich könnte mir einen Lastschlitten leihen und die Sachen draufbinden.«
    Klaus überlegte. »Das müsste gehen. Lass uns noch das Bier austrinken und dann begleite ich dich zu den Händlern.«
    Jakob hatte genug gehört. Er musste sofort mit Agnes sprechen. Er blickte sich im Schankraum um. Der leerte sich jetzt rasch. Die Gäste gingen in Grüppchen mit ihren Einkäufen nach Hause, wobei manche immer noch ihre Gruselgeschichten zum Besten gaben.
    Köbes stellte gut gelaunt einen leeren Krug auf die Theke. »Der Ansturm ist vorbei«, lachte er. »Jetzt haben wir erst mal eine kleine Pause bis heute Abend. Aber es hat sich gelohnt. Die Geistergeschichte hat alle ziemlich durstig gemacht!«
    »Brauchst du mich noch?«, fragte Jakob. »Oder kann ich mal eben schnell zu Agnes rüber?«
    Köbes blickte seinen Sohn grinsend an. »›Mal eben schnell‹ ist bei dir nicht ›mal eben‹ und auf jeden Fall nicht ›schnell‹. Das weiß ich aus Erfahrung«, zog er ihn auf. »Aber das hier schaffen deine Mutter und ich alleine. Geh ruhig.«
    Jakob sprang hinter der Theke hervor und schnappte sich seinen Umhang.
    »Danke!«, rief er von der Tür, rannte über den Marktplatz zum Haus des reichen Gewürzkrämers und stieß |124| vor lauter Eile mit Adelgunde zusammen, die gerade mit ihrer Magd aus der Tür trat.
    »Entschuldigung!«, stammelte er.
    Ausgerechnet! Agnes’ Mutter hatte Hannes und ihn doch noch nie leiden können! Das sagte sie immer wieder sehr deutlich. Aber zu Jakobs Verwunderung glättete sich diesmal die ungehaltene Falte auf Adelgundes Stirn, als sie sah, wer sie angerempelt hatte.
    »Ach, das macht nichts«, säuselte sie. »Willst du mit Agnes wieder zur Burg? Ich hoffe, ihr benehmt euch, wenn ihr mit dem Grafensohn zusammen seid. Was soll er sonst von uns allen denken? Er ist bestimmt ein netter Junge. Und Konrad ist so ein schöner Name! Agnes erzählt ja überhaupt nichts über ihn, dieses dumme Kind, dabei kann es doch ruhig jeder wissen, oder? Ich meine, dass sie mit dem Sohn des Grafen befreundet ist. Aber was rede ich. Man darf den jungen Konrad nicht warten lassen. Das ist unhöflich. Agnes ist oben in ihrem Zimmer«, erklärte sie, als sie sah, dass Jakob immer unruhiger wurde. »Geh nur hinauf.«
    Sie nickte ihm zu und machte sich mit ihrer Magd daran, die restlichen Waren der Händler zu begutachten. Je näher der Abend rückte, desto billiger wurden sie.
    Jakob sparte sich die Treppe und wählte den schnelleren Weg. Er formte einen Schneeball, warf ihn gegen den Fensterladen im ersten Stock und wartete kaum eine Sekunde, bis der Laden sich öffnete.
    »Ich komme«, rief Agnes und stand eine Minute später vor ihm. »Was gibt’s?«, fragte sie neugierig.
    |125| Schnell erzählte Jakob ihr, was er gerade in der Schenke gehört hatte: von dem Geisterabenteuer, das Klaus erzählt hatte, und von Lukas, dem fremden Schiffer. Er konnte sich besonders genau an die lange Einkaufsliste erinnern. Agnes sah ihn erstaunt an, als er sie aufzählte, und sagte dann: »Wir müssen sofort zur alten Mühle!«
    Jakob nickte. Er hatte gehofft, dass sie die Sache genauso sah wie er.
     
    Was macht Jakob und Agnes stutzig?

9
Der Kahn im Eis
    J akob und Agnes zögerten keine Sekunde. Solange Lukas noch seine Vorräte besorgte, hatten sie Zeit, zur Mühle zu gehen und wieder zurück. Aber wenn ihr Verdacht stimmte, durfte er sie unter keinen Umständen dort entdecken.
    Sie liefen über den Marktplatzzum Stadttor beim Kloster und weiter an der tief verschneiten uralten Toreiche vorbei. Ihren mächtigen Ästen schien die Schneelast nichts auszumachen. Sogar jeder Vorsprung an ihrem breiten, knorrigen Stamm trug eine kleine Schneemütze. Der Stamm war seit langer Zeit hohl und hatte eine spitze Öffnung, durch

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