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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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doch ein Feldkämpfer rammte ihm einen Kurzspeer in den Körper, und ein zweiter Franzose hieb ihm mit dem Schwert die Kehle durch, sodass Wilkinsons Blut bis hinauf an den steinernen Torbogen der Kirche spritzte, in den Engel und Fische eingemeißelt waren. Manche der Bogenschützen wurden lebend festgehalten, niedergeknüppelt und von grinsenden Bewaffneten in Schach gehalten.
    Der Mann mit der goldenen Krone ließ sein Pferd umdrehen und ritt davon, gefolgt von seinem Standartenträger, seinem Junker, seinem Knappen und seinem berittenen Gefolge. Der Engländer mit dem Wappen der drei Habichte ritt mit ihnen. Er wandte sich nicht nach den überlebenden Bogenschützen um, die laut um Gnade flehten. Es gab keine Gnade.
    Die Franzosen hatten ein gutes Gedächtnis für ihre Niederlagen, und sie hassten die Männer, die mit dem Langbogen in den Krieg zogen. Bei Crecy waren die Franzosen in der Überzahl gewesen und hatten die Engländer eingekesselt. Die Franzosen waren in das flache Tal vorgestoßen, um die Welt von den schamlosen Eindringlingen zu befreien, doch es waren die Bogenschützen gewesen, die sie dennoch geschlagen hatten, indem sie den weißbefiederten Tod durch die Lüfte geschickt und mit ihren langspitzigen Pfeilen die edlen französischen Ritter niedergemacht hatten. Dann, bei Poitiers, hatten die Bogenschützen das französische Reiterheer auseinandergerissen, und am Abend dieses Tages war der König von Frankreich ein Kriegsgefangener gewesen. All diese Kränkungen nagten an den Franzosen, und deshalb gab es keine Gnade.
    Hook und das Mädchen hörten zu. Noch etwa dreißig oder vierzig Bogenschützen waren am Leben, und zuerst hackten ihnen die Franzosen zwei Finger von der rechten Hand, damit sie nie mehr eine Bogensehne würden spannen können. Ein dicker, übers ganze Gesicht grinsende Franzose schlug die Finger mit Hammer und Meißel ab. Einige der Bogenschützen ertrugen den Schmerz schweigend, während sich andere wild wehrten und zu dem Fass gezerrt werden mussten, auf dem ihnen die Finger auseinandergespreizt wurden. Hook glaubte, die Vergeltung habe damit ein Ende, doch sie hatte erst begonnen. Die Franzosen wollten mehr als Finger. Sie wollten Qual und Tod.
    Ein großer Mann sah vom Sattel seines Pferdes aus dem Sterben der Bogenschützen zu. Sein langes schwarzes Haar fiel bis über die Platten seiner Schulterrüstung, und Hook, der wahre Adleraugen hatte, sah deutlich die wohlgeformten Züge des sonnenverbrannten Gesichts. Der Mann besaß eine scharfgeschnittene Nase, einen breiten Mund, und auf seinem hervortretenden Kinn lag der Schatten von Bartstoppeln. Über seiner Rüstung trug er einen hellen Wappenrock, der eine goldene Sonne zeigte, von der züngelnde Strahlen ausgingen, und über der Sonne thronte ein Adlerkopf. Die junge Frau sah den Mann nicht. Sie hatte ihr Gesicht in Hooks Arme vergraben. Sie hörte die Schreie, doch sie wollte nicht hinsehen. Sie wimmerte jedes Mal, wenn ein Mann unter den Folterungen aufschrie, mit denen sich die Franzosen rächten.
    Hook beobachtete genau, was geschah. Er vermutete, dass der Mann mit dem Adler und der Sonne die Qualen und das Töten hätte beenden können, doch er tat nichts. Er saß in seinem Sattel und sah unbewegt zu, wie die Franzosen den überlebenden Bogenschützen sämtliche Kleider auszogen und ihnen dann mit den Spitzen ihrer langen Messer die Augen ausstachen. Die französischen Feldkämpfer verhöhnten ihre blinden Opfer und kratzten mit scharfen Klingen in ihren Augenhöhlen herum. Ein Franzose tat so, als äße er einen Augapfel, und die anderen lachten wild. Der langhaarige Mann lachte nicht, er schaute nur zu, und in seiner Miene regte sich nichts, als die blinden Männer auf die Pflastersteine hinabgezwungen wurden, wo man sie kastrierte. Ihre Schreie hallten durch die Stadt, die von vielen anderen Schreien widerhallte. Erst als der letzte blinde Engländer kastriert worden war, verließ der gutaussehende Mann auf dem Kriegshengst den Platz. Die Bogenschützen wurden liegengelassen, um unter dem Sommerhimmel zu verbluten. Der Tod ließ sich viel Zeit. Hook zitterte, obwohl es warm war. Sankt Crispinian schwieg. Eine nackte Frau, der die Brüste abgeschnitten worden waren, brach mit blutüberströmtem Körper zwischen den sterbenden Bogenschützen zusammen und schluchzte, bis ihr Geheul einem Franzosen zu viel wurde und er ihr beiläufig eine Kampfaxt in den Schädel hieb. Hunde schnupperten an den Sterbenden.
    Die

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