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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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waren Adelige, und manche sagen, sie waren keine. Sie waren möglicherweise Schuhmacher, was nun nicht gerade nach der Beschäftigung von Adeligen klingt, nicht wahr? Aber mit Sicherheit waren sie Römer. Sie lebten vor ungefähr tausend Jahren, Hook, und natürlich wurden sie als Märtyrer gefoltert. »
    «Also ist Crispinian im Himmel», sagte Hook.
    «Er und sein Bruder sitzen zur Rechten Gottes», bestätigte Pater Christopher, «und ich hoffe, dass sie an diesem Platz schneller bedient werden als ich hier!» Er klopfte wieder mit dem Krug auf den Tisch, und ein Mädchen eilte aus dem Wirtshaus und wurde mit einem breiten priesterlichen Lächeln empfangen. «Mehr Ale, mein Herzchen», sagte Pater Christopher und ließ eine von Sir Johns Münzen über den Tisch zu ihr rollen. «Zwei Krüge, mein Herz.» Er lächelte erneut und seufzte dann, als das Mädchen wieder verschwunden war. «Oh, ich wünschte, ich wäre noch einmal jung.»
    «Aber Ihr seid jung, Pater.»
    «Lieber Gott, ich bin dreiundvierzig! Bald bin ich tot! So tot wie Crispinian, auch wenn er kaum umzubringen war.»
    «Wie meint Ihr das?»
    Pater Christopher runzelte die Stirn. «Ich versuche gerade, mich genauer zu erinnern. Er und Crispin wurden für ihren Christenglauben gefoltert. Sie wurden auf die Streckbank geschnallt, es wurden ihnen Ahlen unter die Fingernägel getrieben, und man hat ihnen Fleischstücke aus dem Körper geschnitten, aber nichts davon hat sie umgebracht! Sie haben ihren Folterern die ganze Zeit immer nur das Lob Gottes vorgesungen! Ich bin nicht sicher, dass ich so tapfer sein könnte.» Er bekreuzigte sich und lächelte dann, als das Mädchen die Alekrüge auf den Tisch stellte. Er winkte ab, als es ihm ein paar Münzen als Wechselgeld geben wollte.
    «So ging das also», fuhr er fort, die Erzählung sichtlich genießend, «und der Mann, der sie folterte, beschloss am Ende, sie schnell zu Tode zu bringen. Vielleicht konnte er auch ihre Gesänge nicht mehr hören. Jedenfalls hat er ihnen Mühlsteine um den Hals gebunden und sie in den Fluss geworfen.
    Aber das hat auch nichts gebracht, weil die Mühlsteine geschwommen sind! Also hat der Folterer sie wieder aus dem Fluss gezogen und sie ins Feuer geworfen! Und sogar daran sind sie nicht gestorben. Sie haben immer weiter gesungen, und die Flammen haben sie nicht berührt, und Gott hat den Folterer mit Verzweiflung erfüllt, und da ist der elende Mann selbst ins Feuer gesprungen. Er ist verbrannt, aber die beiden Heiligen haben überlebt.»
    Am Ende der Dorfstraße tauchte eine kleine Reitergruppe auf. Hook warf einen flüchtigen Blick in ihre Richtung, doch keiner trug den Wappenrock Sir John Cornewailles, also wandte er sich wieder dem Priester zu.
    «Gott hat die Brüder vor Tod auf der Folterbank, vor dem Ertrinken und vor dem Feuer bewahrt», sagte Pater Christopher, «aber aus irgendeinem Grund hat Er sie schließlich doch sterben lassen. Der Kaiser hat ihnen die Köpfe abschlagen lassen. Da war dann wirklich Schluss mit ihrem Gesang. Das versteht sich doch, oder?»
    «Aber es war immer noch ein Wunder», sagte Hook ehrfürchtig.
    «Es war ein Wunder, dass sie so lange überlebt haben», stimmte Pater Christopher ihm zu. «Aber warum willst du so viel über Crispinian wissen? Eigentlich ist er ein französischer Heiliger, keiner von unseren. Er und sein Bruder sind nach Frankreich gezogen, verstehst du? Um ihrer Berufung zu folgen.»
    Hook zögerte. Er war nicht sicher, ob er bekennen sollte, dass der geköpfte Heilige zu ihm gesprochen hatte, doch bevor er noch eine Entscheidung treffen konnte, erklang eine höhnische Stimme. «Gott steh mir bei!», sagte die Stimme. «Jetzt seht euch an, wen wir hier haben! Master Nicholas Hook!»
    Hook sah auf. Sir Martin schaute siegessicher aus seinem Sattel auf ihn herunter. Es waren acht Reiter, und bis auf Sir Martin trugen sie alle den Mond und die Sterne Lord Slaytons. Unter ihnen waren Thomas Perrill und sein Bruder Robert, ebenso wie Lord Slaytons Centenar, William Snoball. Hook kannte sie alle.
    «Freunde von dir?», fragte Pater Christopher.
    «Ich dachte, du seist tot, Hook», sagte Sir Martin. Er trug eine Mönchskutte, die er hochgerafft hatte, sodass er sich mit seinen mageren Beinen auf den Sattel setzen konnte, und obwohl es Priestern verboten war, Waffen mit geschliffenen Klingen zu tragen, hing an seiner Seite ein altertümliches Schwert mit einem großen Querstück zwischen Griff und Schneide. «Ich hatte gehofft, du

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