Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
ich jetzt tun?
»Hab keine Angst«, sagte die Frau. »Ich werde dir nichts tun.«
Es dauerte ein wenig, bis Yzzi die Worte begriffen hatte. Die Frau konnte die Sprache der Siyee nur stockend, und die Tonhöhe ihrer Pfiffe war ein wenig schief. Yzzi musterte die Fremde. Sollte sie mit der Frau reden? Ihr Vater hatte ihr erklärt, dass man Landgehern nicht trauen dürfe, hatte seine Meinung jedoch geändert, nachdem die Weiße Priesterin am Morgen bei ihrem Stamm gewesen war.
»Willst du nicht herunterkommen und mit mir sprechen?«
Yzzi verlagerte ihr Gewicht abermals auf das andere Bein, dann traf sie eine Entscheidung. Sie würde mit der Fremden reden, aber sie würde es von ihrem Baum aus tun.
»Ich bin Yzzi. Wer bist du?«
Das Lächeln der Frau wurde breiter. »Ich bin Genza.«
»Warum bist du in Si?«
»Um mir das Land anzuschauen. Warum kommst du nicht herunter? Ich kann dich kaum sehen.«
Wieder zögerte Yzzi. Die Landgeherin war so groß. Sie hielt Ausschau nach einem Platz, an dem sie der Frau näher sein würde, ohne die Möglichkeit einzubüßen, jederzeit davonzufliegen. Ein Vorsprung des steilen Felshangs, den die Frau soeben hinuntergeklettert war, schien für ihre Zwecke geeignet zu sein. Also ließ sie sich von dem Zweig gleiten und landete geschickt auf ihrem neuen Ausguck.
Dann drehte sie sich zu der Landgeherin um. Die Frau lächelte noch immer.
»Du bist so hübsch«, murmelte sie.
Ein warmes Gefühl der Freude stieg in Yzzi auf.
»Du bist eigenartig«, platzte sie heraus. »Aber auf eine gute Weise.«
Die Frau lachte. »Würdest du dem Anführer deines Stammes eine Nachricht von mir überbringen?«
Yzzi straffte sich. Das Weitergeben von Nachrichten war wichtig, und Kinder wurden nicht oft gebeten, wichtige Nachrichten weiterzugeben. »In Ordnung.«
Die Frau kam einige Schritte näher und blickte Yzzi tief in die Augen.
»Sag ihnen, es täte mir leid, dass die Vögel ihnen Schaden zugefügt haben. Das hätte nicht passieren sollen. Die Vögel haben versucht, mich zu beschützen, und mir ist erst zu spät klargeworden, was da geschah. Ich bin hierhergekommen, um festzustellen, ob wir Freunde werden könnten. Wirst du dir all das merken können, Yzzi?«
Yzzi nickte.
»Dann wiederhole es mir jetzt, damit ich feststellen kann, wie gut du...«
Ein Pfiff aus der Ferne lenkte Yzzis Aufmerksamkeit ab. Sie blickte auf und entdeckte eine große Gruppe von Siyee, die über sie hinwegflog. In ihrer Mitte befand sich eine weiß gekleidete Gestalt, die sich durch ihre Größe und ihre fehlenden Flügel von den anderen abhob.
Die Weiße Priesterin, dachte Yzzi. Dann drehte sie sich wieder zu Genza um, die unter den Blättern eines großen Felfea-Baums hockte. Der Gesichtsausdruck der Frau war schrecklich - eine Mischung aus Wut und Angst.
»Seit wann ist sie hier?«, fauchte sie.
»Seit einigen Tagen«, antwortete Yzzi. »Sie ist nett. Du solltest zu uns kommen und sie kennenlernen. Sie wird auch deine Freundin sein wollen.«
Genza richtete sich auf, und ihre Miene wurde weicher, als sie Yzzi ansah. Sie murmelte einige fremdartige Worte, die Yzzi nicht verstand, dann seufzte sie. »Kannst du dem Anführer deines Stammes noch etwas ausrichten, Yzzi?«
Yzzi nickte.
»Sag ihm Folgendes: Wenn die Siyee sich mit den heidnischen Zirklern verbünden, werden sie einen noch mächtigeren Feind gewinnen. Jetzt, da ich weiß, dass sie hier ist, werde ich nicht bleiben.«
»Du willst die Sprecher nicht kennenlernen?«
»Nicht solange sie hier ist.«
»Aber du bist so weit gereist! Es kann nicht leicht für dich gewesen sein.«
Genza verzog das Gesicht. »Nein.« Sie zögerte kurz, dann sah sie Yzzi hoffnungsvoll an. »Du kennst nicht zufällig einen leichteren Rückweg zur Küste?«
Yzzi grinste. »So weit fort bin ich noch nie gewesen, aber ich werde dir helfen, so gut ich kann.«
Genza schenkte ihr ein warmes, dankbares Lächeln. »Das ist sehr nett von dir, Yzzi. Ich hoffe, dass wir uns eines Tages wiedersehen werden und ich auch etwas für dich werde tun können.«
Als Danjin Aurayas Räume betrat, hörte er einen schrillen Freudenschrei.
»Daaaa-nin!«
Sofort zog er den Kopf ein und blickte auf. An der Decke war nichts zu sehen. Er hielt Ausschau nach dem Besitzer der Stimme. Ein grauer Nebel schoss durch den Raum und sprang ihm in die Arme.
»Hallo, Unfug«, sagte er.
Der Veez schaute zu Danjin auf und blinzelte ihn hingebungsvoll an. Unfug hatte inzwischen eine große Vorliebe
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