Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
solches Spektakel bieten, dass unsere jungen Männer in Scharen herbeiströmen werden, um sich der Armee anzuschließen und an dem großen Abenteuer teilhaben zu können. In den anderen Ländern wird das Gleiche passieren, da sie im Grunde gar nicht anders können. Die Bedingungen ihrer Bündnisverträge mit den Weißen lassen ihnen keine Wahl.«
Sie musterte ihn nachdenklich. »Dann ist es dir jetzt also gestattet, mir all das zu erzählen?«
»Ja. Seit gestern Abend ist es allgemein bekannt.«
»Als du nach Hause gekommen bist, hast du nichts davon gesagt.«
»Du hast bereits geschlafen.«
»Neuigkeiten von solcher Wichtigkeit sind es wert, dafür geweckt zu werden.«
»Wenn man selbst so wenig Schlaf bekommt, widerstrebt es einem, einen anderen im Schlaf zu stören.«
Sie bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick.
Er breitete die Arme aus. »Hätte es einen Unterschied gemacht, wenn du fünf Stunden früher davon erfahren hättest?«
Sie runzelte die Stirn. »Ja. Ich hätte wahrscheinlich überhaupt nicht geschlafen.« Sie seufzte. »Das heißt wahrscheinlich, dass du Auraya bei diesem großen Abenteuer begleiten wirst?«
Er blickte auf die vorbeimarschierenden Soldaten hinab. »Davon gehe ich aus, obwohl ich kein militärischer Experte bin und auch kein Soldat. Wahrscheinlich werde ich in etwa dieselben Aufgaben erfüllen wie jetzt - ein Umstand, auf den hinzuweisen mein Vater gestern Abend nicht müde geworden ist.«
Sie kicherte. »Das kann ich mir vorstellen. Hast du ihm erzählt, dass du weißt, dass sie alle für die Weißen spionieren?«
»Nein. Ich habe meine Meinung geändert. Er war so unerträglich selbstgefällig. Auraya und ich finden es amüsanter, ihn glauben zu lassen, ich wüsste nicht darüber Bescheid.«
Silava zog die Augenbrauen hoch. »Sie ist wieder da?«
Er schüttelte den Kopf, dann tippte er sich mit dem Finger an die Stirn. »Sie wollte die Reaktion der anderen Adligen und Botschafter sehen. Sie sind viel offener, wenn sie glauben, dass keiner der Weißen anwesend ist.«
Sie zögerte kurz. »Ist sie auch jetzt in deinem Kopf?«
»Nein.« Er griff nach ihrer Hand; er wusste, wie sehr es sie beunruhigte, dass Auraya durch seine Augen sehen konnte. »So ist es keineswegs. Sie übernimmt nicht die Kontrolle über meine Gedanken. Ich bin immer noch ich. Sie kann lediglich hören, was ich höre, und sehen, was ich sehe.«
Silava entzog ihm ihre Hand. »Das verstehe ich. Oder zumindest glaube ich, dass ich es verstehe. Aber es gefällt mir einfach nicht. Woher soll ich wissen, ob sie mich gerade beobachtet oder nicht?«
Er kicherte. »Sie ist sehr diskret.«
»Das klingt so, als sei sie deine Geliebte.«
»Bist du etwa eifersüchtig?«
Sie rückte von ihm ab und vermied es, ihm in die Augen zu sehen. »Bilde dir nur nichts ein.«
Er folgte ihr lächelnd aus dem Raum. »Ich denke, mein Gefühl trügt mich nicht. Meine Frau ist tatsächlich eifersüchtig auf Auraya von den Weißen.«
»Ich … sie verbringt mehr Zeit mit dir als ich.«
Er nickte. »Das ist wahr. Sie bekommt all die trockenen Informationen über Gebräuche, Politik und juristische Angelegenheiten, von denen ich weiß, dass du sie so faszinierend findest. Ist es das, was du vermisst? Soll ich dir von den Gesetzen erzählen, die der König von Genria vor fünfzig Jahren erlassen hat? Oder möchtest du etwas über die vielen Traditionen und Rituale wissen, mit denen die hohen Gesellschaftskreise von Sennon dem Teho huldigen?«
»Diese Dinge interessieren dich wahrhaftig mehr als alles andere«, erwiderte sie.
Er hielt sie an der Hand fest und drehte sie zu sich herum. »Das mag die Wahrheit sein, aber alles andere, was ich habe, gehört dir. Meine Freundschaft, mein Respekt, meine Kinder, sogar mein Körper - obwohl du in dieser traurigen, vernachlässigten Gestalt wahrscheinlich nicht viel Lohnendes entdecken kannst.«
Ihre Lippen wurden schmal, aber an den feinen Fältchen, die sich um ihre Augen herum bildeten, konnte er erkennen, dass seine Worte sie freuten.
»Wenn ich nicht den Verdacht hätte, dass du mich soeben vom Gegenteil überzeugen wolltest, wäre ich ein größerer Narr als du«, sagte sie.
Er grinste. »Könntest du nicht meinetwegen wenigstens so tun, als seist du eine Närrin?«
Sie löste sich von ihm und ging auf die Tür zu. »Ich habe keine Zeit dafür, und mein Mann hat wahrscheinlich noch eine Menge weiterer trockener Informationen, die er eilends seiner Herrin übermitteln
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