Das Zeitalter der Fuenf 01 Priester
wieder nicht«, sagte sie. »Es überrascht mich, dass Sirri nicht schon hier war, um festzustellen, warum wir noch nicht gepackt haben.« Sie küsste ihn, dann richtete sie sich auf und rieb sich den Bauch.
»Ist dir wieder übel?«, fragte er.
»Ein wenig«, gab sie zu. »Es ist nur das Essen. Zu viel Fleisch und Brot. Nicht genug Obst und Gemüse.« Sie sah sich in der Laube um, die kaum groß genug war, um aufrecht darin zu sitzen. Aber ihre Aufmerksamkeit galt den Geräuschen außerhalb der Wände.
»Es muss irgendetwas passiert sein, das alle aufgeschreckt hat.«
Draußen erklang jetzt ein Ausruf des Entsetzens. Irgendwo vor dem Zelt führten zwei Siyee ein hektisches Gespräch. Tryss konnte die einzelnen Worte nicht verstehen.
»Wir sollten uns anziehen und es herausfinden.«
Drilli hatte bereits nach ihren Kleidern gegriffen. Sie schlüpften hastig in ihre Wämser und Hosen, dann schnallten sie sich Geschirre und Waffen an den Leib. Drilli war als Erste fertig, aber sie wartete auf Tryss, bevor sie sich aus der Laube hinausschob.
Die Siyee standen in kleinen Gruppen beisammen, und an ihren Mienen erriet Tryss, dass etwas Ernstes geschehen sein musste. Einige von ihnen wirkten verängstigt, andere wütend.
»Tryss, Drilli«, rief eine vertraute Stimme.
Als er sich umdrehte, kam Sirri auf ihn zu, und er ging ihr mit Drilli entgegen.
»Was ist passiert?«, fragte Drilli.
»Die Späher haben die pentadrianische Armee gefunden. Ihr Anführer, Tireel vom Stamm des grünen Sees, ist gefangen genommen worden.«
Tryss’ Herz verkrampfte sich. »Wie?«
»Er ist zu dicht an sie herangeflogen. Es war bereits zu spät, als er sah, dass die Zauberin mit den schwarzen Vögeln - den Vögeln, die die Männer des Sonnengebirgsstamms angegriffen haben - diesen Teil der Armee anführte. Die Vögel haben ihn entdeckt, und die Zauberin hat ihn heruntergeholt.«
»Ist er tot?«, fragte Drilli leise.
Sirri verzog das Gesicht. »Das wissen wir nicht. Er ist bei dem Sturz nicht ums Leben gekommen, war aber in einer sehr schlechten Verfassung, als Aurayas Verbindung zu ihm abbrach.«
»Falls eine Chance besteht, dass er noch lebt, sollten wir es herausfinden.« Hoffnung glomm in Tryss auf. »Wir müssen ihn retten.«
Die Sprecherin seufzte und schüttelte den Kopf. »Wenn das doch nur möglich wäre, Tryss. Er befindet sich in den Händen der pentadrianischen Armee und wird von Zauberern gefangen gehalten. Wir würden nur selbst in Gefangenschaft geraten.«
»Natürlich.« Tryss’ Wangen röteten sich. Die Lösung war offenkundig. »Auraya wird ihn retten.«
»Nein.« Sirri legte Tryss die Hand auf die Schulter. »Sie würde gegen fünf mächtige pentadrianische Zauberer und all ihre Priester und Priesterinnen kämpfen müssen. Allein würde auch sie nicht überleben. Wenn wir einen Siyee weniger haben, können wir diesen Krieg vielleicht gewinnen, aber ich bezweifle, dass wir eine Chance hätten, wenn wir auf eine Weiße verzichten müssten.«
Tryss starrte sie ungläubig an. »Dann geben wir also einfach auf?« Zorn wallte in ihm auf. »Es hätte mich treffen können. Ich wollte die Späher anführen, aber du hast gesagt, ich wäre hier, bei der Arbeit mit Liedmacher, nützlicher.«
»Tryss...«, murmelte Drilli.
»Und das ist auch richtig«, erklärte Sirri entschieden. »Ich trauere genauso wie du, Tryss, aber ich bin trotzdem froh, dass du nicht an Tireels Stelle geflogen bist. Ich brauche dich hier. Tireel hat möglicherweise viele von uns gerettet. Wir wissen jetzt über die schwarzen Vögel Bescheid. Wir haben Zeit, Dinge zu erfinden, mit denen wir sie bekämpfen können.«
Er sah sie scharf an. Etwas an der Art, wie sie das Wort »erfinden« ausgesprochen hatte, weckte in ihm den Verdacht, dass sie den Ausdruck bewusst gewählt hatte, um ihn abzulenken. Natürlich hat sie das getan, sagte er sich. Sie versucht, meine Aufmerksamkeit von Tireels Schicksal auf etwas Wichtigeres zu lenken - auf unser aller Sicherheit.
Er brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Dann sollten wir besser anfangen, Pläne zu schmieden.«
Sie klopfte ihm ermutigend auf die Schulter. »Genau deshalb habe ich eine Versammlung einberufen. Die Landgeher können heute ohne uns aufbrechen. Wir werden sie später einholen, nachdem wir diese Angelegenheit unter uns besprochen haben. Heute Abend werden wir beide dem Kriegsrat unsere Pläne vorlegen.« Sie wandte sich von ihm ab und blickte mit schmalen Augen über seine Schulter.
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