Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
hinein und erwärmte die Luft um sich herum.
Auraya saß auf einem Felsbrocken in der Nähe. Sie lächelte und zog eine Augenbraue hoch.
»Ich hab’s nicht mal versucht«, erklärte Emerahl. »Ich wollte zuerst den Sprung richtig hinbekommen.«
Auraya betrachtete das Seil, das an der Klippe herabhing. Sie öffnete den Mund, dann schloss sie ihn wieder und zuckte die Achseln.
Emerahl, die sich jetzt wärmer fühlte und den Rausch ihres Sprungs noch immer auskostete, schleuderte die Sandalen von den Füßen und ging auf ihre provisorische Leiter zu.
Wenn ich schon von Klippen springen muss, um das zu lernen, dachte sie, kann ich genauso gut meinen Spaß dabei haben.
Danjin öffnete die Tür und zögerte. Auf dem Haar und den Kleidern der beiden Traumweber glänzten Regentropfen, und um ihre Stiefel herum bildeten sich Pfützen. Raeli folgte seinem Blick und lächelte schwach.
Eine warme Brise berührte Danjins Haut. Von den Kleidern der Traumweber stieg Dampf auf, und einen Moment später waren beide trocken.
»Wir sind hier, weil Ellareen von den Weißen uns darum gebeten hat«, sagte Raeli. »Dies ist Traumweber Kyn, der Ersatz für Traumweber Fareeh.«
»Willkommen«, erwiderte er. »Ellareen von den Weißen erwartet euch.«
Danjin geleitete die Traumweber hinein. Ella stand neben dem Tisch, wenige Schritte entfernt von dem Sitzmöbel, das sie voller Zuneigung ihren »Spionierstuhl« getauft hatte. Einen Moment lang sah er sie, wie diese Traumweber sie sehen mussten: eine junge zirklische Heilerin, die sie kannten und mit der sie zusammengearbeitet hatten, durch schmucklose, weiße Roben, elegant frisiertes Haar und die Gunst der Götter in eine beeindruckende, mächtige Frau verwandelt.
»Traumweberratgeberin der Weißen, Raeli«, stellte Danjin die Frau in seiner Begleitung vor. »Und Traumweber Kyn. Dies ist Ellareen von den Weißen.«
Ella lächelte die beiden an. »Danke, dass ihr hergekommen seid. Ich entschuldige mich für die bescheidene Umgebung. Nehmt Platz, wenn ihr wollt.«
Als die Traumweber sich auf den Stühlen niederließen, setzte Ella sich auf ihren Platz am Fenster. Weitere Stühle gab es in dem Raum nicht, daher blieb Danjin stehen.
Die Traumweber wirkten gelassen und entspannt. Er hatte Raeli seit Aurayas Rücktritt nicht häufig gesehen, nicht einmal im Vorbeigehen im Turm. Der Traumweber, der mit ihr gekommen war, war ein Mann in mittleren Jahren mit magerem Gesicht und kurzem Bart. Er erinnerte Danjin ein wenig an Leiard.
»Wie können wir dir helfen, Ellareen von den Weißen?«, fragte Raeli.
Ella lächelte. »Ich hatte gehofft, dass ich vielleicht euch helfen könnte. Vor einigen Wochen wurde ich mit der Aufgabe betraut, eine Möglichkeit zu finden, den Gewalttaten gegen Traumweber und das Hospital ein Ende zu machen.« Falls diese Neuigkeit die beiden Gäste freute, ließen sie sich nichts davon anmerken, wie Danjin feststellte. »Auf Anraten meines Ratgebers, Danjin Speer, habe ich mich mit den Gründen beschäftigt, warum die Menschen euch und dem Hospital Böses wollen. Deshalb habe ich diesen Raum benutzt.« Sie blickte zum Fenster hinüber. »Um die Gedanken derer zu beobachten, die am Hospital vorbeigehen.«
Die beiden Traumweber zogen die Augenbrauen hoch.
»Hast du dabei etwas Nützliches entdeckt?«, fragte Raeli.
»Allerdings. Ich brauche euch nicht darauf hinzuweisen, dass einige Bewohner dieser Stadt eine überaus unvernünftige Abneigung gegen Traumweber hegen.« Ellas Gesichtsausdruck war jetzt ernst. »Diese Abneigung gibt es schon seit langer Zeit und liefert keine Erklärung für die jüngsten Angriffe. Ich vermute, dass vor einigen Monaten etwas geschehen sein muss, das die Meinung der Menschen geändert hat.« Sie hielt inne und blickte von einem Traumweber zum anderen. »Ich glaube, der Grund dafür ist die Neuigkeit, dass Mirar noch lebt.«
Raeli sah sie scharf an. »Ein Gerücht«, sagte sie. »Mehr nicht.«
Ella nickte. »Ein Gerücht, dem einige Leute so viel Glauben schenken, dass sie anfangen, Traumweber zu töten.«
»Möchtest du, dass wir das Gerücht bestreiten?«, wollte Kyn wissen. »Sie werden uns nicht glauben.«
»Das ist wahr«, gab Ella ihm recht. »Manche Menschen werden immer nur das glauben, was sie glauben wollen. Die meisten sind jedoch lediglich Mitläufer, die sich ohne weiteres dazu hinreißen lassen, gegen das Gesetz zu verstoßen. Genauso leicht kann man sie jedoch wieder auf den Boden des Gesetzes zurückholen. Wir
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