Das Zeitalter der Fuenf 03 Goetter
müssen die Anführer finden, uns aber gleichzeitig darum bemühen, ihre Anhänger wieder auf unsere Seite zu ziehen. Um das zu erreichen …« Ella hielt inne und blickte zum Fenster hinüber. Dann runzelte sie die Stirn und wandte sich wieder zu den Traumwebern um. »Um das zu erreichen, müssen wir ihre Ängste lindern. Und diese Ängste gelten, wie ich erfahren habe, der Frage, was geschehen wird, wenn Mirar seinen Einfluss auf die Traumweber zurückgewinnt. Die Menschen befürchten, dass die Traumweber unter seiner Führung zu einer gefährlichen Größe werden könnten.«
Raeli schürzte die Lippen, während sie über Ellas Worte nachdachte. Schließlich sah sie zu Kyn hinüber, der besorgt die Stirn runzelte.
»Du möchtest, dass wir die Menschen vom Gegenteil überzeugen?«, fragte er. »Aber auch das werden sie uns nicht glauben.«
Danjin erwartete, dass Ella dies bestreiten würde, aber sie sagte nichts. Er sah sie an und stellte fest, dass sie wieder aus dem Fenster starrte. Als sie sich umdrehte, lag ein geistesabwesender Ausdruck auf ihrem Gesicht, der jedoch schnell wieder verschwand.
»Nein«, erwiderte sie und sah Kyn dabei fest in die Augen. »Ihr sollt deutlich machen, dass ihr nichts mit Mirar zu tun haben wollt. Dass die Traumweber hundert Jahre lang ohne ihn zurechtgekommen sind und dies auch in Zukunft tun werden.« Sie wandte sich an Raeli, die den Mund geöffnet hatte, um zu protestieren. »Habt ihr diesen verschwundenen Traumweberschüler bereits gefunden?«
Raeli schloss den Mund, dann schüttelte sie den Kopf. »Wir glauben, dass er tot ist.«
Ella verzog das Gesicht. »Armer Ranaan.« Sie seufzte. »Ich weiß, mein Vorschlag erzürnt euch, aber ich frage euch: Was ist wichtiger, das Leben eurer Anhänger oder eure Ergebenheit einem Mann gegenüber, der euch über hundert Jahre lang euch selbst überlassen hat und der jetzt nicht hier sein kann, um euch zu helfen, gegen die Gewalttätigkeiten zu kämpfen, die seine Rückkehr... entschuldigt mich bitte.« Ihre Augen weiteten sich, und sie stand auf und wandte sich gleichzeitig zum Fenster, dann wirbelte sie herum, ging mit langen Schritten auf die Tür zu und verließ den Raum.
Die beiden Traumweber sahen Danjin fragend an. Er zuckte die Achseln, um zu zeigen, dass er keine Erklärung für Ellas Verhalten habe, dann eilte er ihr nach.
Sie stand bereits am Fuß der Treppe. Als er die Stufen hinunterging, hielt sie inne und blickte zu ihm auf.
»Bleib hier, Danjin.«
Dann war sie fort. Er kehrte widerstrebend in den Raum zurück. Raeli war ans Fenster getreten und schaute auf die Straße hinunter.
»Ich sehe nichts Ungewöhnliches«, sagte sie.
Als Danjin sich zu ihr gesellte, sah sie ihn an und machte ihm Platz. Er blickte nach draußen und sog hastig die Luft ein. Ella war auf die Straße getreten. Die Passanten blieben stehen und musterten sie überrascht, aber sie ignorierte sie. Stattdessen ging sie zu einem Brotverkäufer hinüber, der an seinem Karren lehnte. Als dem Mann klar wurde, dass sie auf ihn zukam, richtete er sich auf und sah sich nach beiden Seiten um, als halte er Ausschau nach einem Fluchtweg. Dann wandte er sich ihr zu, wobei er den Blick auf den Boden gerichtet hielt.
Sie richtete einige Worte an ihn, und mit einem Mal stand ein Ausdruck des Entsetzens auf seinen Zügen. Dann drehte sie sich um und ging davon. Der junge Mann zögerte und sah sich noch einmal um. Ella blickte hinter sich und begann abermals zu sprechen. Die Schultern des Brotverkäufers sackten herab, und er schlurfte hinter ihr her.
Als die beiden aus seinem Blickfeld verschwanden, trat Danjin vom Fenster zurück. Sie muss einige seiner Gedanken aufgefangen und etwas Wichtiges darin gelesen haben. Etwas sehr Wichtiges. Aus keinem geringeren Grund wäre sie das Risiko eingegangen zu offenbaren, dass sie den Menschen vor dem Hospital heimlich nachspioniert hatte.
Die Stille im Raum wurde zunehmend peinlich. Danjin begann, den beiden Traumwebern höfliche Fragen zu stellen. Wie es Raeli seit dem Krieg ergangen war? Wo Kyn geboren worden war? Der Traumweber stammte aus Dunwegen, wie sein Name vermuten ließ, aber seine Mutter war Genrianerin. Es war eine ungewöhnliche Abstammung, und Danjin vermutete, dass sich der Mann, indem er sich den Traumwebern anschloss, den Respekt erworben hatte, den man einem Mischling wie ihm andernfalls weder in Dunwegen noch in Genria je entgegengebracht hätte.
Als das Geräusch einer zufallenden Tür durch das
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