Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)
erst einmal ein gewaltiger Schrecken durch die Knochen schoss, doch er hatte nicht die Absicht, sie zu verletzen. Nein, er wollte sich noch ein wenig mehr Respekt verschaffen. Anschließend ging er zu den Waffen. Scheinbar hatte er verstanden, was ihm angeboten wurde. Mit dem Fuß hob er den Revolvergurt auf, hielt hierbei aber die Freunde peinlichst genau unter Beobachtung. Er wandte nicht im Geringsten seinen Blick von Carlas Augen ab. Carla fühlte sich nicht wohl bei diesem durchdringenden Blick, der auf ihr lastete. Das Beste ihrer Ansicht nach war es, sich nicht zu bewegen.
Nun hatte der Indianer endlich den Gürtel vom Fuß in die Hand genommen und betrachtete ihn ausgiebig. Er verzog die Lippen zu einem Grinsen, bis er schließlich anfing, zu lachen. Zu seinen Stammesgenossen sagte er völlig unverständliche Dinge, die sich von der Betonung her aber positiv anhörten. Jetzt zeigte er einem anderen Indianer den Gürtel mit der Waffe, der diesen ebenfalls positiv gestimmt annahm und gründlich betrachtete. Scheinbar gefiel ihnen ihr Geschenk.
Ein dritter, ziemlich kräftig gebauter Mann stach John mit seinem Speer in den Hintern und forderte ihn unmissverständlich auf, voran in Richtung der Zelte zu gehen. Carla, Sally und Franklyn sollten ihm folgen. Sie mussten jetzt sehr vorsichtig sein. Jede falsche Bewegung könnte tödlich enden. Also blieben sie dicht zusammen und bewegten sich langsam, aber nicht schleichend, denn das hätte den Indianern sicher ebenfalls nicht gefallen.
An den Zelten angekommen rief einer der Indianer etwas in Richtung eines Zeltes, aus dessen Spitze kräftiger Rauch strömte. Nach einer Weile des Wartens kam der Häuptling hervor. Er musste der Häuptling sein, denn alle anderen Krieger trugen keinen so aufwändig gefertigten Federschmuck auf dem Kopf, wie er.
Der Häuptling erweckte den Eindruck, als hätte sein Krieger ihn soeben aus den schönsten Träumen gerissen. Ein wenig durcheinander musterte er die vier weißen Menschen. Sein Blick zeigte Verachtung, wechselte aber sofort auf positiv , als ihm die Waffen dargeboten wurden. Ein Krieger hielt sie dem Häuptling unter die Nase. Wiederum fielen unverständliche Worte, die aber vermutlich zu bedeuten hatten, dass zwei Männer die vier Freunde durchsuchen und abtasten sollten. Sie fanden weitere Patronen und Messer, die ihnen ebenfalls abgenommen wurden. Die Schlüssel erregten keine Aufmerksamkeit, vermutlich deshalb nicht, weil man damit nicht schießen und auch nicht kämpfen konnte. So viel Verstand zeigten die Indianer wenigstens, als dass sie erkennen konnten, was wirklich wertvoll für sie war.
Unsanft wurden die vier zu einer Feuerstelle geschubst, die nur einige Schritte vom Eingang des Häuptlingszeltes entfernt vor sich hin glomm. Sofort warf eine Frau ein paar Holzscheite in die Glut. Die Glut bedankte sich umgehend für die gütige Gabe, indem sie das trockene Holz gierig auffraß und heftig zu brennen begann. Erst qualmte es einige Sekunden, doch die Glut war so stark, dass sie keine Minute warten mussten, um mehr Licht zu erhalten.
Sie sollten sich setzen, das konnte man zumindest aus den Bewegungen und Gesten einiger Krieger ablesen. Unsanft wurde ihnen auf die Schulter gedrückt, was aber dennoch eindeutig war. Also suchten sie sich jeweils eine bequeme Stelle auf dem trockenen Gras und setzten sich hin. Was nun folgte, hätten sie im Traum nicht erahnt.
Der Häuptling sprach plötzlich englisch - zur großen Verwunderung der vier Freunde. Diese Sprache hatte natürlich große Vorteile, barg aber auch Gefahren. Man konnte sich vor ihm nicht ungezwungen unterhalten, vor allem durften sie sich nicht über Dinge unterhalten, die die Indianer nicht wissen sollten. Zudem konnten sie nun nicht erahnen, ob es weitere Krieger gab, die des Englischen mächtig waren.
»Einer von euch Weißen kann gut ohne Waffen kämpfen, habe ich gehört. Er soll gut kämpfen Mann gegen Mann« begann der Häuptling das Gespräch. Dabei blickte er die vier grimmig an.
»Schon möglich«, antwortete John trocken.
»Wer von Euch ist das?«, wollte der Häuptling wissen und wartete ungeduldig auf eine Antwort, indem er mit dem Zeigefinger auf seinem Bein klopfte.
»Sagen wir mal, ich weiß mich zu verteidigen. Wenn es das ist, was du meinst, könnte die Rede von mir sein«, antwortete John und versuchte, dabei bescheiden zu klingen. »Wir nennen es Kung-Fu. Dir wird es sicher nicht allzu viel sagen.«
»Kung-Fu? Nein, das kenne
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