Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)
angekommen, vergeht uns das Schwitzen bestimmt ganz schnell.« Carla hörte sich selbst zu und musste über ihre seltsamen Worte schmunzeln. Sind wir erst einmal im Winter angekommen klang wirklich außergewöhnlich komisch.
»Du kannst davon ausgehen, dass es schlagartig kalt wird. Hier werden es bestimmt zehn oder fünfzehn Grad minus werden«, sagte John und stellte sich vor, wie es draußen wohl aussieht, wenn ein oder zwei Meter Schnee auf der Straße und gegebenenfalls noch mehr im Wald liegen.
Der nächste Tag war angebrochen und weckte die vier mit einem lauwarmen Sommertag. Dass hier in wenigen Stunden Meterhoher Schnee liegen sollte, konnte sich jetzt noch niemand vorstellen.
Sie hatten bereits gefrühstückt und waren nun bereit, einen ausgiebigen Spaziergang durch die herrliche Natur anzutreten. Nicht, dass sie gern spazieren würden, Auto fahren wäre doch viel einfacher gewesen. Jedoch mussten sie sich die Gegend schon einmal intensiv einprägen. Wenn erst überall Schnee lag, wären gefährliche Stellen wesentlich schwieriger zu entdecken, als ohne die weiße Pracht.
Der Spaziergang half ihnen, sich innerlich auf die bevorstehende Zeitreise vorzubereiten. Sie fühlten sich wesentlich sicherer, weil sie jetzt wussten, wo die Reise gleich hingehen wird.
»Jetzt wird es ernst«, drohte John mit einem Grinsen auf dem Gesicht, als sie wieder zurück im Hotel in ihren Zimmern angekommen waren. »Zieht euch um. Anschließend werden wir ein paar Jahre verreisen. Seid Ihr bereit?«
»Natürlich, was glaubst du wohl? Ich warte schon die ganze Zeit darauf, dass es endlich losgeht!«, antwortete Carla mit einem stark spürbaren Zittern in ihrer Stimme. Sie konnte es noch immer nicht begreifen, dass sie gleich ihre bereits verstorbene Schwester wieder sehen würde.
»Hast du Angst?«, fragte John zu Recht.
»Ach was, ich doch nicht«, log sie, und John tat so, als würde er es ihr glauben.
»Dann zieht euch bitte alle um, damit wir los reisen können. Sobald Ihr beiden fertig seid, kommt bitte in unser Zimmer«, sagte John zu Sally und Franklyn.
»Einverstanden«, bestätigte Sally ebenfalls mit zittriger Stimme und einem dicken Kloß im Hals. Auch Franklyn verspürte ein mächtig mulmiges Gefühl in der Magengrube.
»Was ist los, Franklyn? Du sagst ja gar nichts. Und ganz blass bist du auch um die Nase.«
»Ach weißt du, John, ich fahre nicht jeden Tag zurück in die Vergangenheit, um dort Verstorbene wieder zum Leben zu erwecken. Nimm es meinem Magen bitte nicht übel, wenn es ihm im Moment nicht so gut geht. Vielleicht sollte ich vorher noch einen Schnaps trinken. Anschließend geht es mir bestimmt viel besser.«
»Das lass lieber bleiben. Wir müssen gleich alle fit sein, um unser Programm durchzuziehen.«
John machte der Gedanke, gleich um einige Jahre zurückzureisen, scheinbar gar nichts aus. Er tat, als wäre es das Normalste auf der Welt, eine Zeitreise anzutreten. Vielleicht war es aber auch nur zu seinem Selbstschutz. Oder er wollte mit seiner versteckten Angst seine Freunde nicht negativ beeinflussen.
»Oh Gott, schwitze ich. Das ist ja wie in der Sauna in meiner Kleidung. Warum haben wir die nicht einfach neben uns gelegt und reisen, ohne die Kleidung angezogen zu haben, zurück in die Vergangenheit?«, meckerte Franklyn. Ihm standen bereits die Schweißperlen auf der Stirn.
Sally musste lachen und versuchte auf diese Art und Weise, ihre Angst zu verdrängen. »Das gehört dazu. Schließlich wollen wir doch später einmal etwas zu erzählen haben. An solche Extremsituationen erinnert man sich immer am liebsten.«
»Oh wie Recht du hast«, fluchte Carla. Sie wischte sich mit dem Handrücken die Stirn ab. »Aber wir dürfen nicht von hier aus abreisen. Es ist zu gefährlich. Wir müssen in die freie Natur wandern, wo uns niemand in die Quere kommt.«
»Verflucht!«, schimpfte Franklyn. »Das haben wir ja völlig vergessen. Wenn sich in der Vergangenheit jemand hier im Zimmer befindet und genau an unserer Position steht, könnten wir bei der Landung mit ihm oder ihr vereinigt werden.«
Also verließen sie das Hotel und gingen zu einer abgelegenen Stelle im Wald, die sie auf ihrem Spaziergang entdeckt hatten. Sie steuerten zielstrebig auf eine Felsplatte zu, die groß genug war, dass sie mit Sicherheit davon ausgehen konnten, dort nicht von bösen Überraschungen heimgesucht zu werden. Es sah hier zudem nicht so aus, als hätte dort einmal ein Baum oder ähnliches gestanden. Denn mit
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