Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)
Tür geirrt. Doch das Zimmer daneben war es ganz sicher nicht. Der Eingang sah ganz anders aus. Hatten Mama und Papa mich allein gelassen? Sie würden doch niemals ohne mich abfahren. So etwas tun sie nicht. Bin ich vielleicht im falschen Flur?
Sie war wohl doch soeben im richtigen Zimmer, doch leider zur falschen Zeit, oder vielleicht besser gesagt, im falschen Jahr.
»Du wolltest es uns ja nicht glauben, jetzt hast du es mit deinen eigenen Augen gesehen. Deine Eltern sind nicht mehr hier. Wir können auch gern gemeinsam an der Rezeption fragen, dort werden die Angestellten es dir ebenfalls bestätigen«, sagte Carla und nahm Tracy an die Hand.
»Komm, lass uns zur Eingangshalle gehen. Dann fragen wir dort noch mal nach. Einverstanden?«
»Ja, ist gut«, antwortete sie traurig. Sie leistete keinen Widerstand mehr, da sie völlig verzweifelt war. Die große Carla war nun ihre einzige Hoffnung, aus dieser seltsamen Situation wieder herauszukommen.
Anschließend gingen sie gemeinsam die Treppen hinunter, bis sie die Rezeption erreicht hatten.
Das Aussehen der Rezeption hatte sich grundlegend verändert. Nach einer Renovierung des Hotels war die alte Rezeption komplett entfernt und gegen eine moderne ausgetauscht worden. Heller Marmor verzierte den Empfangsbereich. Die Beleuchtung an den Wänden war komplett neu gestaltet worden. Insgesamt hatte der Empfangsbereich ein völlig neues Gesicht bekommen.
»Fällt dir hier etwas auf?«, fragte Carla ihre kleine Schwester und ließ sie in Ruhe alles genau betrachten.
»Das sieht ja alles so anders aus«, staunte die Kleine. »Sind wir wirklich im richtigen Hotel?«
»Genau, es sieht anders aus. Und, ja, wir sind im richtigen Hotel. Das hast du ja von außen sicher erkannt.«
»Was ist hier los, Carla? Ist das Zauberei?«
»Nein, Tracy, das ist keine Zauberei, es ist nur für dich nicht so einfach zu verstehen. Du bist noch zu jung, um das alles zu begreifen«, erklärte ihr Carla. »Ich weiß nicht, wie ich es dir leichter verständlich erklären soll. Warte ab. Wir werden schon eine Lösung finden.«
»Lasst uns jetzt nach Hause fahren, sonst kommen wir nie von hier weg«, schlug John vor, der merkte, dass Tracy völlig verwirrt dreinblickte.
Draußen vor der Tür wartete bereits Johns Auto. Es stand genauso dort, wie sie es vor kurzem dort abgestellt hatten.
»Das beruhigt mich ja ungemein, dein gutes altes Auto ist wohl erhalten. Es ist zwar etwas verrückt, dass es dort steht, denn eigentlich kann es ja gar nicht hier stehen. Wer sollte es hier hingefahren haben? Schließlich gab es uns bis vor ein paar Minuten hier noch gar nicht«, philosophierte Franklyn. »Manchmal übersteigt dieses Zepter meine Vorstellungskraft. Jetzt stellt Euch einmal vor, wie es der Kleinen geht. Sie kann erst recht nicht verstehen, was um sie herum geschehen ist.«
»Franklyn, sei froh, dass das Auto hier steht. Du musst jetzt nicht ergründen, warum es hier steht. Es steht hier, das ist gut. Sei einfach nur froh, sonst hätten wir nämlich zu Fuß laufen oder uns ein Taxi suchen dürfen, das uns zum nächsten Flughafen bringt.«
»Also wirklich, lass mich doch auch mal etwas verwundert sein«, antwortete Franklyn.
»Okay«, sagte John verständnisvoll. »Es sei dir gegönnt. Ein wenig darfst du dich wundern. Jetzt ist aber Schluss damit, sonst löst sich mein Auto noch vor unseren Augen auf, und das wäre katastrophal«, scherzte John und lachte über seinen eigenen Witz.
»Schon verstanden, ich sage nichts mehr.« Franklyn war innerlich zu angespannt, um über Johns Witze lachen zu können.
An der Fahrertür seines Autos angekommen zog John den Schlüssel aus der Hosentasche und steckte ihn ins Schloss.
»Ob er sich von mir noch öffnen lässt?«
»Wieso sollte er sich nicht öffnen lassen?«, fragte Carla mit verwundertem Blick, denn für sie war klar, dass das Auto zum Schlüssel in Johns Hand gehörte. Gegenstände können sich nicht einfach verändern. Auch nicht durch die Zeit.
»Weil er vielleicht, so war Johns Meinung, gar nicht von mir ist. Schließlich war ich zehn Jahre gar nicht existent.«
»Steck jetzt bitte den Schlüssel in Schloss, dreh ihn herum und mach die die Tür auf!«, ordnete Carla in gereiztem Ton an.
»Jawohl, Frau Oberbefehlshaberin!«
»Rede nicht, mach voran!«
John drehte den Schlüssel und — die Tür ging nicht auf.
»Verflucht, sie geht nicht auf. Als hätte ich es geahnt. Warum habe ich bloß etwas gesagt?«
»Mach keinen
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