Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)
Carla, die genau wusste, dass John es mit der Thai-Massage nicht ernst meinte. Sally und Franklyn amüsierte diese Diskussion. Sie mussten über die beiden herzlich lachen.
»Tracy, du bleibst bitte erst einmal hier hinter der Hausecke versteckt stehen. Ich möchte nicht, dass unsere Eltern sofort in Ohnmacht fallen, wenn sie dich sehen. Du weißt ja, sie haben dich zehn Jahre nicht gesehen. Tu mir bitte den Gefallen.«
»Okay, mache ich«, antwortete sie gehorsam.
»Ich werde unsere Eltern erst einmal darauf vorbereiten. Wenn ich so weit bin, gebe ich dir ein Zeichen. Dann kannst du dazu kommen. In Ordnung?«
»Na gut. Mache ich.«
»Ich danke dir. Du bist ein Schatz!«
Carla ging zum Hauseingang und klingelte. Nach kurzer Zeit öffnete sich die Haustür, und beide Eltern standen vor ihr. Doch anstatt sie zu begrüßen fing Carla sofort vor Glück an zu weinen und fiel ihrem Vater um den Hals.
»Was ist denn los mit dir? Ist was passiert?«, fragte er besorgt.
»Nein, Dad. Es ist nichts passiert. Oder doch, aber nichts Schlimmes, sondern etwas sehr Schönes.«
»Dann verstehe ich aber nicht, warum du weinst.«
»Vor Glück!«
»Vor Glück?«, fragte ihr Vater erstaunt.
Als sich Carla ein wenig beruhigt hatte, rief sie »Tracy! Komm her!«
»Tracy?«, wunderte sich ihre Mutter. »Wen meinst du damit?«
Doch Carla hatte keine Zeit mehr, es ihren Eltern zu erklären, denn die kleine Tracy kam flink wie ein Wiesel um die Ecke gelaufen und rannte schnurstracks zu ihren Eltern. »Mom, Dad! Ich hab euch so vermisst!«
Die Eltern glaubten nicht, was sie sahen und konnten sich vor lauter Erstaunen nur noch die Hände vor den Mund halten.
»Oh Gott, oh lieber Gott, ich glaube, ich traue meinen Augen nicht. Du hast unsere vielen Gebete erhört!«, rief Carlas Mutter mit gen Himmel gestreckten Armen in die gleiche Richtung. »Es ist ein Wunder geschehen!«
»Carla, wie hast du das gemacht? Du hast uns unseren kleinen Schatz zurückgeholt. Oh Tracy!«, rief sie ihre kleine Tochter und begann, in ihre Richtung zu laufen. »Du hast dich ja überhaupt nicht verändert.«
»Mom, ich war doch bloß drei Tage von euch weg. Da kann ich mich doch gar nicht so verändert haben.«
Ihr Vater fand absolut keine Worte. Er lief ebenfalls in Richtung seiner Tochter, breitete die Arme aus, fiel auf die Knie und umarmte die Kleine sowie seine Frau. »Tracy, wir haben geglaubt, du würdest niemals zurückkommen. Wo warst du nur so lange?«
Beide Eltern weinten vor Freude wie Schlosshunde. Es dauerte bestimmt zehn Minuten, bis sie ihre Gefühle wieder so weit im Griff hatten, dass sie überhaupt reden konnten.
Erst jetzt wurde Tracy gewahr, dass ihre Schwester sie nicht angelogen hatte, denn ihre Eltern waren sichtlich älter geworden.
»Ihr seid aber alt geworden«, sagte sie und wunderte sich über die altersbedingten Veränderungen, die ihrer Meinung nach innerhalb der letzen Tage stattgefunden haben mussten.
»Du warst zehn Jahre verschollen. Natürlich sind wir in der Zeit älter geworden. Das ist ganz natürlich.«
»Zehn Jahre? Dann hat Carla ja doch nicht gelogen. Sie hat mir gesagt, dass sie meine Schwester ist. Ich habe gesagt, dass sie lügt.«
»Doch, Tracy, Carla ist deine Schwester. Ganz sicher. Ich weiß zwar nicht, wie sie es geschafft hat, dich hierher zu zaubern, aber was sie da getan hat, war das größte Geschenk, das wir jemals erhalten haben«, sagte die Mutter völlig aufgelöst.
Der Vater war immer noch absolut perplex und fand keine Worte für das, was sich hier gerade vor ihm abspielte. Er glaubte, dass er sich in einem Traum befand. Noch immer rannen ihm die Tränen der Freude das Gesicht herunter.
»Können wir jetzt reingehen?«, unterbrach Tracy das Schweigen. »Ich möchte gern schlafen, ich bin ganz schön k.o.«
»Aber natürlich können wir das.«
Die Nachbarn hatten die freudige Begrüßung mitbekommen und hatten sich auf der Straße eingefunden. »Wer ist die Kleine?«, fragte die Nachbarsfrau Carlas Mutter.
»Das ist meine Tochter Tracy, die so lange verschollen war.«
»Das glaube ich nicht. Dieses kleine Mädchen ist doch viel zu jung. Das kann niemals deine Tochter sein.«
»Ob du es glaubst, oder nicht, aber das ist meine Tochter, so wahr ich hier stehe. Ich zeige dir gern ein paar Fotos von ihr, als sie noch bei uns war. Die Fotos sind von vor zehn Jahren. Wenn du sie siehst, wirst du es mir schon glauben.«
»Lasst uns alle ins Haus gehen«, sagte Carla. »Dort können wir
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