Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)
glaube, in Zukunft müssen wir mit unserem Zepter ein wenig vorsichtiger umgehen, um nicht weitere, menschliche Duplikate wider Willen zu produzieren«, tadelte John seinen Freund.
»Die eigentliche Panne ist ja auch nur dadurch entstanden, dass wir sie nicht direkt in ihre Zeit zurück gebracht hatten. Sie hat sich bei uns eingeschlichen und ist mitgereist. So etwas darf uns nie wieder passieren. Wir müssen vor der Abreise in eine andere Zeit immer unsere Umgebung genau im Auge behalten.«
»Niemand nimmt Euch die Verdopplung unserer Tochter übel. Ganz im Gegenteil: Wir hatten bereits sehr viel Spaß damit gehabt. Das Verrückte daran ist die Tatsache, dass sie völlig identisch sind. Man kann sie wirklich nicht voneinander unterscheiden. Wir lieben sie beide gleich, und wenn man es genau betrachtet, sind beide unsere leiblichen Töchter. Vermutlich ist dieses verrückte Phänomen absolut einzigartig auf der ganzen Welt.«
»Ich kann mich nicht daran erinnern, so etwas schon einmal gehört zu haben. Forscher brauchen Jahre, um das zu schaffen, was wir durch einen kleinen Fehler erreicht haben! Klone erzeugen ist einfach. Man muss sich nur merken, wer der Klon ist«, scherzte Franklyn und musste dabei verlegen lachen. »Man muss einfach nur ein wenig in der Zeit herumreisen, und schon ist ein Mensch doppelt vorhanden. Keine aufwändigen Experimente mit mikroskopischen Eizellen oder wie auch immer das mit dem Klonen funktioniert. Nur am Griff eines Zauberstabs drehen und eine Falscheingabe tätigen, schon ist der Klon erstellt.«
»Franklyn, ich bin mir sicher, du bist davon überzeugt, dass auf diese Art und Weise Zwillinge entstehen und nicht auf die eigentliche, uns bekannte, biologische Weise. Oder wie stellst du es dir vor?«, fragte Carla ebenso ironisch, schubste ihn freundschaftlich gegen die Schulter und lachte ebenfalls.
»Wenn wir unsere Reisen gut durchorganisieren, dürften derartige Pannen in Zukunft nicht mehr passieren. Wir dürfen nicht so mir nichts, dir nichts durch die Zeit düsen. Das ist zu gefährlich«, sagte Sally belehrend.
»Was meinst du damit?«, fragte Carla neugierig. Sie hatte Sallys Einwand nicht ganz verstanden.
»Ich meinte, wenn wir keine fremden Menschen durch die Zeit transportieren und alle Menschen und auch Dinge dort belassen, wo sie hingehören, kann nicht viel passieren. Wir verändern hier und da vielleicht ein wenig die Vergangenheit – allein durch unsere Anwesenheit. Wir dürfen jedoch keine Menschen durch die Zeit transportieren.«
»Das klingt plausibel«, sagte Carla und nickte bestätigend mit dem Kopf.
»Es stellt sich jedoch die Frage, was geschehen mag, wenn man zu einem Punkt zurückgelangt, der noch vor dem liegt, auf dem wir uns im Moment gerade befinden. Ich meinte das jetzt zeitlich betrachtet. Ich meine damit, wir springen zum Beispiel fünfzehn Jahre zurück und anschließend wieder vorwärts. Bleibt dann das zuvor veränderte, also der Eingriff, den wir vor zehn Jahren bereits durchgeführt hatten, bestehen, oder hebt dieser sich selbstständig wieder auf?«
»Na du stellst ja vielleicht Fragen. Du meinst, ob man die Tätigkeiten einer vorhergehenden Fahrt sozusagen wieder überschreibt und auslöscht?«, erklärte es John sich selbst. Er verstand nicht wirklich, was Sally mit ihrer Frage zum Ausdruck bringen wollte. Ihre Frage verwirrte ihn.
»Richtig, genau das meinte ich. Ich stelle mir das so vor: Wenn man mit dem Auto zehn Meilen fährt und dort ein Haus rot anstreicht, anschließend wieder zurückfährt und danach in die gleiche Richtung erneut fährt, bei dieser Fahrt aber 12 Meilen zurücklegt und dann vielleicht zu dem anfänglich angestrichenen Haus fährt. Dann ist dieses Haus ja immer noch rot. Es färbt sich doch nicht um, nur weil man in der Gegend herumfährt. Bei unseren Zeitfahrten muss es doch ähnlich oder vielleicht identisch sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es anders verlaufen wird.«
»Siehst du, Sally, das ist der Unterschied zwischen dir, also ich meinte jetzt nicht speziell dir, sondern ich meinte dich als Menschen betrachtet, und einem Wesen, das in vier Dimensionen denken kann. Du betrachtest die ganze Sache dreidimensional«, erklärte Franklyn. »Du bist gar nicht in der Lage, vierdimensional zu denken. Die vierte Dimension ist die Zeit. Wir betrachten sie zumindest als eine Dimension. Wer weiß schon, ob es wirklich so ist?«
»Wieso kann ich nicht vierdimensional denken? Woher weißt du überhaupt, in
Weitere Kostenlose Bücher