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Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)

Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)

Titel: Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Schaberick
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Pferde?«
    »Wir besitzen keine Pferde mehr. Sie sind uns davongelaufen. Wir hatten eine Pause gemacht und wollten Schatten suchen, da sind sie uns einfach weggelaufen. Vermutlich war es ihnen zu heiß«, log John und versuchte, dabei möglichst glaubwürdig zu wirken.
    »Welcher dumme Trottel lässt denn bitte schön seine Pferde davon laufen?«, fragte der Mann und fing an zu lachen. »So etwas habe ich ja noch nie gehört. So eine Geschichte könnte von den Indianern stammen, so dumm ist sie. Habt Ihr die Pferde nicht festgebunden oder auf sie aufgepasst?«
    »Wir waren alle ziemlich erschöpft und hatten nicht mehr die Kraft, die Tiere festzuhalten«, rechtfertigte sich John. »Sie sind hochgesprungen, und als wir die Zügel losgelassen hatten, sind sie uns davongelaufen. Wir hatten nicht die geringste Chance gegen die Tiere.«
    »Das klingt wirklich unglaubwürdig. Ich habe noch nie von Pferden gehört, die einfach so mir nichts, dir nichts auf die Idee kommen, sie müssten hochspringen und danach weglaufen. Ihr erzählt uns bestimmt Fantasiegeschichten. Vermutlich wart Ihr zu lange in der Sonne.«
    Anschließend hielt der Mann Sally einen Lederbeutel an den Mund und sagte »Hier, trink. Du bist ja völlig verdurstet.«
    Aber Sally war komplett weggetreten und reagierte nicht. Sie hing wie einer nasser Sack in seinem Arm.
    »Wenn du nicht sofort trinkst, kannst du gleich hier liegen bleiben und dich von den Geiern fressen lassen«, sprach der Mann in einem westerntypischen Ton, rüde und ungehobelt.
    Sally wachte plötzlich auf und nahm bereitwillig den Beutel in die Hand. Sie trank gierig und ließ die Hälfte des Wassers am Mund vorbeilaufen. Als sie atmen wollte, verzog sie das Gesicht, denn ein moderiger Geruch von abgestandenem Wasser zog ihr in die Nase. Hoffentlich war das Wasser nicht schon verdorben und machte sie krank. Doch es linderte den Durst. Dies war Sally im Moment wichtiger, als der Ekel erregende Gestank, der ihr aus dem Lederbeutel entgegenschlug. Vielleicht kam der Gestank aber auch vom Leder selbst. Sicher benutzte der fremde Mann diesen Beutel schon seit langer Zeit für den Transport von Wasser. Man sollte ihm eine vernünftige Aluminiumtrinkflasche verpassen, ging es Sally durch den Kopf. Dann reichte sie den Lederbeutel in Richtung ihrer Freunde. Sie tranken alle ohne vorher großartig einzuatmen, denn sie hatten das Gesicht von Sally zuvor gesehen, als sie den Gestank des Beutels wahrgenommen hatte. Keiner war erpicht, den muffigen Geruch wahrzunehmen.
    »Kommt jetzt sofort mit in den Schatten. Noch eine kurze Weile, und ich kann Euch alle als Dörrfleisch einsammeln. Ihr könnt Euch lieber gleich eine Kugel durch den Kopf jagen, das hat die gleiche Wirkung. Wenigstens haben dann die Geier was zu fressen.«
    Der Gedanke an Geier, die an ihnen herum knabberten, brachte alle sofort dazu, in den Schatten zu gehen, um dort abzukühlen. Der fremde Mann kümmerte sich rührend um Sally. Er trug sie ohne große Mühe auf seinen Armen in den Schatten. Vermutlich war er sehr kräftig.
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe, Sir«, bedankte sich Carla anschließend. »Ohne Sie hätte es sicher nicht mehr lange gedauert, und wir wären alle tot.«
    »Es ist für mich selbstverständlich, Fremden in der Not zu helfen. Allerdings gilt das hier bei uns nicht für jeden. Viele hier haben sicher schon darauf gewartet, dass Ihr umfallt, damit sie Eure Taschen durchsuchen können, um etwas Brauchbares zu stehlen. Vielleicht habt Ihr ganz brauchbare Schießeisen.«
    »Das sind ja schöne Aussichten«, sagte Franklyn. »Anstatt uns zu helfen rauben uns die Leute lieber aus. Und was wäre danach mit uns geschehen?«
    »Das habe ich Euch doch bereits gesagt. Die Vögel dort oben«, sagte er und wies mit dem Arm nach oben‚ wo die Geier tatsächlich bereits kreisten, »hätten Euch liebend gern gefressen. Das geht hier sehr schnell. Und wir brauchen anschließend nur noch die Knochen wegzuräumen. Leichte Arbeit. Manchmal machen das auch die Kojoten für uns. Wenn sie erscheinen, bleibt gar nichts mehr von Euch übrig.«
    Diese Antwort verschlug den Vieren die Sprache. Sie wollten nur noch so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommen und von hier verschwinden. Scheinbar zählte ein Menschenleben hier so gut wie nichts.
    »Verratet Ihr mir jetzt, wer Ihr seid und wo Ihr herkommt? Und wo wollt Ihr hin? Außerdem kaufe ich Euch die krumme Geschichte mit den Pferden nicht ab. Pferde laufen nicht einfach weg.

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