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Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)

Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)

Titel: Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Beck
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war, und ich würde es ihnen auch nicht erzählen. Ich arbeitete mindestens so hart wie alle anderen. Wir rauchten zusammen unsere Pausenzigaretten, tranken unser Feierabendbier, gingen an den Wochenenden ins Pub, um Fußball und Rugby zu schauen. Irgendwann hörte das Mobbing auf, und ich war eine von ihnen geworden. Sie wussten nicht, dass ich abends nicht in einer kleinen Wohnung am Stadtrand verschwand, auch nicht in einem der schäbigen Pensionszimmer oder Wohnwagen, in denen die Saisonarbeiter untergebracht waren, sondern in der Villa des Chefs. Nach drei Wochen wagte keiner von ihnen mehr, in meiner Gegenwart anzügliche Sprüche loszulassen. Sie respektierten mich genug, um nicht mehr zu versuchen, mich ins Bett zu kriegen.
    »Fang mir bloß nichts mit einem von denen an«, sagte Vater an den Wochenenden, und Mutter rieb sich die Schläfe.
    »Wie lange hattest du eigentlich vor zu bleiben?«, fragte sie nach vier Wochen. Ich hatte längst mit dieser Frage gerechnet.
    »Ihr zahlt mir Gehalt, ich kann mir ein Zimmer nehmen«, sagte ich gleichgültig.
    »Du bleibst hier«, sagte Vater. »Du bist immer noch meine Tochter. Wie sieht das denn aus, wenn du in Plymouth woanders wohnst.«
    »Wie sieht das denn aus, wenn sie bei uns als Leiharbeiterin ein paar Pfund Taschengeld verdient?«, sagte Mutter.
    »Matt hat mich als Fachkraft angestellt«, sagte ich. »Und ich kann nichts dafür, wenn ihr schlechte Löhne zahlt.«
    »Ich zahle genug! Ich kann es mir gar nicht leisten, schlecht zu zahlen. Diesem verschissenen Blair haben wir die Mindestlöhne zu verdanken. Und dass alle zu den Gewerkschaften rennen. Die haben doch mittlerweile mehr Rechte auf ihrer Seite als ich. Versuch heute noch mal, einem von denen zu kündigen! Zwei Minuten später hast du einen Gewerkschaftsvertreter im Büro stehen, der was von Abfindung faselt. Nein, mein liebes Kind, ich zahle anständige Löhne.« Sagte es, stand vom Tisch auf und vergrub sich in seinem Sessel hinter der Zeitung.
    Mir ging in diesem Moment erst auf, wie sehr ich die Politik in meiner Heimat aus den Augen verloren hatte. Ich hatte ein von der Eisernen Lady Margaret Thatcher geprägtes England verlassen – ihren Nachfolger John Major hatte ich schon gar nicht mehr richtig in Erinnerung – und war während der zweiten Amtszeit einer Labourregierung zurückgekehrt. Neun Jahre New York, davor drei Jahre Deutschland. Gehörte ich noch in dieses Land, dieses »Cool Britannia«, das ich erst neu kennenlernen musste? War es je meine Heimat gewesen? Was war überhaupt Heimat? Und welchem Zufall war es zuzuschreiben, dass diese seltsamen Menschen, zu denen ich keinerlei positive emotionale Bindung mehr aufbauen konnte, meine Eltern sein sollten?
    Trotz allem blieb ich bei ihnen wohnen. Arbeitete weiter in der Tischlerei. Fühlte mich, als würde ich ein Doppelleben führen. Tagsüber gehörte ich zu den Arbeitern. Abends gehörte ich nicht zu meiner Familie.
    Nach sechs Wochen fing Sean an, in der Werft meines Vaters zu arbeiten. Ja, es gibt Liebe auf den ersten Blick. Ich sah ihn und wollte ihn unbedingt kennenlernen, mehr als nur kennenlernen, und als sich unsere Blicke zum ersten Mal trafen, wusste ich, dass es ihm genauso ging.
    Die anderen merkten sofort, was los war, aber sie ließen uns in Ruhe. Rückblickend fast ein Wunder. Wir verbrachten die Zigarettenpausen zusammen, waren abends die letzten im Pub, wir redeten, wann immer wir die Gelegenheit dazu hatten. Die sexuelle Anziehungskraft, die von Sean ausging, war eine Sache. Aber sehr viel stärker war das Gefühl, dass ich mich in seiner Gegenwart fallenlassen konnte. Ich musste mich nicht verstellen, nicht so tun, als würde ich mich für Dinge interessieren, die mich nicht interessierten. Er nahm mich ernst, mochte mich so, wie ich war. Und wenn ich in seine Augen sah, schien es keine anderen Menschen auf der Welt mehr zu geben, nur uns beide.
    Und dann geschah etwas Großartiges: Es war ein verregneter, grauer Tag, wir hatten früher angefangen als sonst, weil Termindruck herrschte, Lieferungen zu spät gekommen waren, mehr zu tun war. Am Nachmittag machten Sean und ich unsere erste Pause, sogar das Mittagessen hatten wir ausfallen lassen. In dem Moment kam mein Vater vorbei – es wusste immer noch niemand, dass ich die Tochter des Chefs war. Vater murrte etwas Albernes, in etwa »Ja ja, rumstehen und auf meine Kosten rauchen, demnächst regelt das die Gewerkschaft auch noch«.
    Sean warf seine halb gerauchte

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