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Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)

Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)

Titel: Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Beck
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eigentlich seit meinem siebzehnten Lebensjahr, als ich ausgezogen war und die Lehre angefangen hatte. Matt schrieb ich regelmäßig, und er rief spätestens alle zwei Wochen an. Ich hielt die Augen offen nach einem Job für Sean. Dann erzählte er mir von der Klavierwerkstatt, für die der Besitzer, den alle nur den »alten Ogilvy« nannten, einen Nachfolger suchte – einen Mann, eigentlich –, und ich wusste im selben Moment, dass es genau das war, was ich machen wollte. Bei Steinway versuchten sie alles, um mich zu halten. Sie glaubten, ich sei von Bösendorfer abgeworben worden, und hatten Angst, ich würde überlaufen, um deren Prestige aufzupolieren. Ich überzeugte sie davon, dass ein Mann dahintersteckte, aber das stimmte nur teilweise. Ich suchte immer noch nach dem, was ich wirklich machen wollte, und die Arbeit am Instrument war das Einzige, was mich wirklich erfüllte. In London war mir der Trubel um meine Person schon wieder zu viel, auch wenn alles wesentlich diskreter ablief als noch in New York. Alfred Brendel hatte mich in einem Interview erwähnt, die Feuilletons waren aufmerksam geworden und wollten über mich schreiben, andere Pianisten kratzten an meiner Tür … Ich kündigte fristgemäß, zog nach Edinburgh und steckte all meine Ersparnisse in die Werkstatt und die dazugehörige Wohnung.
    Wir hatten ein schönes Leben. Wir liebten uns. Wir hatten nicht immer dieselben Interessen, waren nicht immer einer Meinung, aber das sah ich als Bereicherung an. Es störte mich nicht, dass Sean keinen Job bekam und als Aushilfe bei Tesco arbeiten musste, und ich weiß, dass es auch für ihn kein Problem war. Wir hatten eine gleichberechtigte Partnerschaft. Wir hatten manchmal Streit, aber nie ging es um etwas Ernstes.
    Ich rede von ihm schon in der Vergangenheit. Aber es ist noch nicht vergangen, oder? Er wird wieder zurückkommen.
    Ich habe doch so viel für ihn aufgegeben.

6.
    Der nächste Anruf, der ihn weckte, kam von Isobel Hepburn, die sich darüber beschwerte, dass er ihr Cedric »auf den Hals gehetzt« hätte. Ben legte auf, noch bevor sie mit Fluchen fertig war, und sah auf die Uhr. Elf war eine Zeit, zu der jemand, der Urlaub hatte, ruhig aufstehen konnte. Im Wohnzimmer lag sein Vater auf der Couch, im Sessel schnarchte leise D. L., Nachbarssohn, fünfzehn und sehr glücklich darüber, dass der schottische Schnee die Schulen geschlossen hielt. An seiner Schule war die Heizung ausgefallen, und wann die Reparaturen stattfinden würden, war vorerst nicht abzusehen. D. L. hieß, was er ungern verriet, mit vollem Namen Cuthbert Dalziel, und da er mit zwölf schon keine Lust mehr auf seinen Rufnamen Bertie gehabt hatte, war er dazu übergegangen, seinen Nachnamen zu benutzen. Dalziel, gesprochen »Die-Ell«. Er hatte sogar seine Eltern dazu gebracht, ihn D. L. zu nennen. Die meisten seiner Freunde kannten ihn nur als D. L. und dachten wirklich, er hieße so: D. L. Dalziel. Abkürzung für David oder Daniel oder Douglas und irgendwas mit L. Der Junge unterschrieb mittlerweile auch mit D. L., und Ben musste zugeben, dass er ihn dafür bewunderte. Er hätte mit zwölf nicht diesen Mut gehabt, sich einen eigenen Namen, eine eigene Identität, die nicht die Eltern bestimmt hatten, zuzulegen. Nicht mal mit fünfzehn.
    Ben ging in die Küche, machte Kaffee, Toast, Eier, Pilze, Tomaten und Speck für alle. D. L. hatte offenbar eingekauft. Das machte er manchmal, ungefragt. Irgendwann hatte Ben ihm ein paar Pence extra gegeben, als ihm D. L. Milch aus dem Laden unten an der Ecke mitgebracht hatte, seitdem verdiente sich der Junge auch mal unaufgefordert etwas dazu. Er wusste, Ben würde bezahlen, und er kaufte nie etwas, das Ben nicht auch wirklich brauchte.
    Vielleicht sollte er sich seinen Ersatzschlüssel bei Gelegenheit mal wieder zurückholen. Aber die Dalziels waren die Einzigen im Haus, mit denen er hin und wieder ein Wort gewechselt hatte.
    Er rief nach seinem Vater und D. L., als das Frühstück fertig war. Der Junge stand Sekunden später in der Küche und rieb sich die Augen. Von John kam unverständliches Gebrumme.
    Natürlich sollte er einem Fünfzehnjährigen nicht erlauben, mit ihm und seinem Vater die halbe Nacht aufzubleiben und anschließend hier zu übernachten. Er hätte ihn gegen elf spätestens runterschicken sollen. Hätte ihm nicht erlauben sollen, mit ihnen Bier zu trinken. Nur: Ben wusste, was D. L. unten seit zwei Monaten erwartete, und deshalb hatte er nichts gesagt, würde wohl nie

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