Das zerbrochene Fenster: Thriller (German Edition)
hast. Sie ist verschwunden, seit sie bei uns war. Sie hat behauptet, ihr früherer Freund, Sean Butler, sei Lillians Mörder.«
»Aber du hast mir versichert, die Zeugin sei unglaubwürdig?«, fragte Cedric leise. »Hast du mich belogen?«
»Nein. Wir dachten wirklich, sie macht sich nur wichtig. Du weißt nicht, dass Sean Butler seit sieben Jahren als vermisst gilt. Sein Vater will ihn für tot erklären lassen, und alles sprach dafür, dass diese Frau es verhindern wollte. Mit dieser wilden Anschuldigung.«
»Und sie ist jetzt verschwunden?«
»Ja.«
»Das kommt dir nicht komisch vor?«
»Doch. Aber es kann alles bedeuten. Vielleicht weiß sie noch mehr, vielleicht ist sie sogar in die Sache verwickelt, vielleicht macht sie sich nur wichtig. Jedenfalls suchen wir überall nach ihr.«
Cedric dachte kurz nach, dann nahm er sein iPhone und durchforstete das Internet. »Es gibt eine Suchseite für diesen Sean auf Facebook, es gibt eine Homepage, und sein Name wird in Foren für vermisste Personen genannt. Soll ich mir erst alles durchlesen oder kürzt du es ab?«
»Butler saß wegen Einbruchs und Körperverletzung. Und ich weiß, was du jetzt denkst.«
»Und was denkst du? Könnte diese Zeugin recht haben, und ihr verschwundener Freund hat was mit Lillians Tod zu tun?«
»Sean Butler ist wahrscheinlich tot. Warum hätte er außerdem Lillian umbringen sollen? Es gibt überhaupt keine Verbindung.«
Cedric spürte, wie ihn Adrenalin durchflutete. »Gegenfrage: Warum hätte diese Frau mit so einer wirren Geschichte zu euch kommen sollen? Dadurch verhindert sie doch nicht, dass Sean Butler für tot erklärt wird. Geh mal eine Minute davon aus, dass sie recht hatte. Dass etwas an ihrer Geschichte dran ist: Sean Butler hat Lillian getötet. Nur, dass diese Frau keine Gelegenheit mehr hat, es zu beweisen. Vielleicht ist es umgekehrt. Vielleicht ist die Zeugin tot, und der Freund verschwunden.«
Isobel saß im Schneidersitz auf ihrem Stuhl, rieb sich das Kinn und starrte auf den Boden.
»Lillian hat wirklich Sean zu dir gesagt?«
»Das ist, was ich verstanden habe. Sie rief an, ich meldete mich mit Hallo, und sie sagte: Sean? Ich dachte, sie hätte mich verwechselt. Dann legte sie auf, und ich dachte, sie wollte mich ärgern.«
»Und jetzt denkst du, sie wollte sich dir mitteilen. Verstehe. Warum lag eigentlich deine Telefonnummer auf einem Zettel neben dem Apparat? Das haben dich die Kollegen in Fife sicher schon gefragt. Kennt sie die Nummer nicht?«
Cedric hob die Schultern. »Sie wusste nicht, wie man sie einspeichert. Ich gab sie ihr für den Notfall, als ich nach Edinburgh zog, und bat sie, sie nie weiterzugeben. Sie notierte sie auf einem Zettel, und ich glaube, sie sagte mal, dass sie den Zettel in einem Ordner aufhob. Offenbar hat sie ihn herausgenommen und ist damit zum Telefon gegangen, um mich anzurufen.«
»Altmodisch.«
»Lillian war so. Glaube ich.«
Isobel stand auf, schaltete den Wasserkocher ein und fragte: »Auch einen Tee?«
Er schüttelte den Kopf. »Was denkst du?«
»Du hast sie gesehen … Würde ein überraschter Einbrecher so zuschlagen?«
»Er wurde schon einmal wegen Körperverletzung verurteilt, hast du gesagt.«
»Aber er hat niemanden totgeschlagen. Nicht mal halb tot. Ich habe die Fotos von Lillian gesehen.« Sie nahm sich eine Tasse und warf einen Teebeutel hinein.
»Isobel, es wäre eine Möglichkeit.«
»Das heißt, es gibt noch andere. Und ich bin sicher, die Kollegen in Fife nehmen sie sich sehr gründlich vor.« Sie trommelte ungeduldig mit den Fingern auf der Küchentheke neben dem Wasserkocher herum. Es ging ihr nicht schnell genug.
»Ich denke an eine Verbindung zum Tod meines Vaters. Ich denke an ein Motiv, das mit Williams Behinderung zu tun hat. Ich denke an einen Liebhaber, von dem niemand etwas wusste. Aber ich denke auch an eine Zeugin, die seltsamerweise spurlos verschwindet, nachdem sie bei euch eine Aussage gemacht hat.«
Das Wasser kochte. Isobel goss es in die Tasse, goss daneben, verbrannte sich die Finger. Die Tasse fiel klirrend in die Spüle. Sie drehte den Wasserhahn auf und ließ fluchend kaltes Wasser über die Hand laufen. »Warum erzählst du mir das und nicht den Kollegen in Fife?«, fragte sie schließlich.
»Du meinst, sie würden mir zuhören?«
Isobel lachte, während sie sich die Hand rieb. »Ach, du bist also nur hier, weil dir außer mir niemand zuhört?«
Cedric wusste, dass er hier eine scherzhafte Bemerkung machen musste. Aber
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