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Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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geholt.«
    Bandolf zuckte mit den Schultern. »Mag Garsende auch nur ein Weib sein, versteht sie sich doch auf ihr Handwerk. Und Matthäa hat sich an sie gewöhnt«, fühlte er sich bemü ßigt, die Heilerin zu verteidigen. Den eigenen leisen Zweifel hinunterschluckend, fügte er hinzu: »Aber um auf mein Anliegen zurückzukommen …«
    »Habt Ihr nicht genügend Schmutz vor Eurer eigenen Tür zu kehren, Burggraf?«, unterbrach ihn Bruder Pothinus’ Stimme. Ein strenger Geruch nach Weihrauch, der dem Habit des Kämmerers zu entströmen pflegte, wehte an Bandolfs Nase.

    Er drehte sich um und sah in Bruder Pothinus’ rundes Gesicht. Wie stets, wenn der Kämmerer auf den Burggrafen traf, hatte er die Nase hochgereckt, und seine zusammengekniffenen Äuglein drückten Ärger aus. Bandolfs Blick wanderte weiter zu dem Mönch, der neben Bruder Pothinus stand und den Burggrafen aufmerksam zu mustern schien. Er war von mittlerer Größe und schlanker Gestalt, und in seinen unscheinbaren Zügen schien noch die Unschuld der Jugend beheimatet. Im Gegensatz dazu standen jedoch die gerunzelte Stirn und der altkluge Ausdruck der braunen Augen. Für einen Augenblick hatte Bandolf das Gefühl, als wäre er dem jungen Benediktiner schon einmal begegnet.
    »Man sollte wirklich meinen, der Burggraf von Worms hätte mit seinen Angelegenheiten genug zu tun und müsste sich nicht auch noch in die Belange der Kirche einmischen«, sagte Bruder Pothinus spitz, an den Mönch gewandt.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Ihr sprecht«, erwiderte Bandolf.
    »Pah!« Bruder Pothinus sah den Burggrafen ungläubig an. »Wollt Ihr mir etwa weismachen, Ihr hättet Bruder Goswin nicht nach dem Eindringling ausgeforscht?«
    »Der Bruder Kämmerer glaubt, ein Dieb wäre heute Nacht in unser Kapitelhaus eingedrungen«, erklärte Bruder Goswin.
    »Natürlich ist es ein Dieb gewesen«, fuhr Pothinus seinen Mitbruder an. »Und hätte sich der heilige Antonius ihm nicht entgegengestellt, wer weiß, was dann mit uns geschehen wäre.«
    Irritiert hob Bandolf die Brauen.
    Bruder Goswin lächelte. »Der Eindringling hat die Statue des heiligen Antonius umgeworfen. Durch den Lärm sind wir aufgewacht und haben seine Anwesenheit bemerkt«, erklärte er.
    »Wurde Euch denn etwas entwendet?«

    »Dazu kam es nicht. Der heilige Antonius hat verhindert, dass der Dieb sich an den Schätzen unserer Kirche bereichern konnte.« Die Stimme des Kämmerers klang tief befriedigt.
    »Gewöhnlich bewahren wir die Schätze unserer Kirche aber nicht im Dormitorium auf.« Bruder Goswin schnipste einen Krümel von seiner Kutte. »Für mich sieht es so aus, als hätten meine Schüler uns einen Streich gespielt.«
    Der junge Benediktiner räusperte sich. »Womöglich hat der Bruder Scholasticus recht, und es handelte sich tatsächlich nur um einen Streich«, meinte er, während er sich bemühte, dem ungnädigen Blick des Kämmerers auszuweichen. »Es scheint mir jene Art Unfug gewesen zu sein, wie sie auch die Novizen unseres Ordens auszuhecken pflegen.«
    »Wer immer es gewesen ist, ich werde den Eindringling finden. Und Einmischungen dulde ich nicht«, erklärte der Kämmerer hochtrabend.
    »Natürlich.« Der junge Mönch neigte den Kopf. »Verzeiht mir meine Neugier, Burggraf, aber ich habe von dem Todesfall in Eurem Haus gehört. Man sagt, ein junger Edelmann sei in der Nacht in Eurem Hof gestorben. Wisst Ihr schon Näheres darüber?«
    »Ulbert von Flonheim wurde auf dem Weg zu meinem Haus erstochen. Ob er jedoch zu mir wollte, oder ob er nur Zuflucht im nächstgelegenen Haus suchte, steht noch nicht fest«, erwiderte Bandolf vorsichtig. »Kanntet Ihr den Mann?«
    »Bruder Kilian ist erst vor einigen Tagen in Worms eingetroffen. Woher sollte er wohl einen Fremden kennen, der sich in Eurem Haus erstechen lässt?«, mischte sich der Kämmerer ein und warf Bandolf einen verärgerten Blick zu.
    Der Mönch errötete. »Nein, ich kannte ihn nicht, Burggraf.«

    Ungeduldig wippte der Kämmerer auf seinen kurzen Beinen. »Nun kommt, Bruder Kilian. Wir sollten den Sakristan nicht warten lassen. Er freut sich darauf, Euch unser Gotteshaus zu zeigen.«
     
    Nachdenklich schaute Bandolf den beiden Männern hinterher. »Mir ist, als hätte ich Bruder Kilian schon einmal gesehen«, überlegte er laut.
    »Kilian von Quedlinburg ist ein Abgesandter unseres jungen Königs. Wie man hört, steht er hoch in Heinrichs Gunst.« Bruder Goswin kräuselte spöttisch die Lippen. »Bruder

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