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Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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Arnold von Clemante nur noch dingfest machen, das Schriftstück von Bruder Bartholomäus einfordern, und seid Eurer Sorge ledig«, erklärte sie heiter.
    Sie schickte sich an, sich zu verabschieden, doch die zweifelnde Miene des Burggrafen ließ sie innehalten. »Ihr seid Eurer Sorge doch ledig?«
    »Arnold hat die Stadt verlassen«, sagte Bandolf dumpf. »Ich frage mich, warum? Wenn er vor einem Mord nicht zurückscheute, um an sein Eigentum zu kommen, wieso verlässt er dann ohne das Dokument die Stadt? Bruder Bartholomäus wurde vom Kämmerer mit einer Aufgabe außerhalb der Stadt betraut, wird aber in Bälde zurückerwartet. Es wäre für Arnold ein Leichtes gewesen, das herauszufinden. Wieso wartet er nicht auf Bartholomäus’ Rückkehr,
um zu versuchen, über ihn an das Schriftstück zu kommen? Warum verlässt er die Stadt unverrichteter Dinge? Und ohne Bescheid an die Nonnen, in deren Obhut sich sein Weib befindet?«
    »Vielleicht glaubt er, Bartholomäus würde ihm das Dokument nicht aushändigen. Der Bruder weiß ja nun, was es damit auf sich hat.«
    »Das ist es, was mich beunruhigt«, murmelte Bandolf. »Mir wäre um vieles wohler, wenn ich ebenfalls wüsste, was dieses unselige Ding beinhaltet.«
    Einen Moment lang überlegte Garsende, dann erhellte sich ihr Gesicht. »Ich werde Annalinde noch einen Besuch abstatten. Womöglich hat Ulbert doch eine Andeutung darüber gemacht. Vielleicht ein Wort geäußert, das Annalinde in ihrer Aufregung vergaß, und …« »Guter Gott, Weib!«, fuhr Bandolf auf. »Den Teufel wirst du tun!«
    »Aber ich könnte ohne weiteres …«
    »Herrje, du hältst die Füße still, hörst du? Wegen dieses Stückchens Pergament wurde bereits ein Mann getötet. Willst du als Nächste Fraß für die Würmer sein?«
    Gereizt gab sie zurück: »Was sollte mir bei einer harmlosen Plauderei mit Annalinde denn schon Grässliches passieren?«
    »Erinnere dich daran, was beim letzten Mal geschehen ist, als du meintest, dich einmengen zu müssen.«
    »Heilige Jungfrau, ich lebe ja noch!«
    »Mit mehr Glück als Verstand«, knurrte er. »Ich will nicht, dass du dich in meine Belange mischst, Punktum!«
    »Ich habe mich bereits eingemischt«, schnappte Garsende. »Und zwar auf Euer Geheiß!«
    »Ein Umstand, den ich nachgerade bereue!«
    Aufgebracht funkelte sie ihn an. »Habt ihr nicht Nutzen daraus gezogen?«
    Bevor der Burggraf seine ärgerliche Rede formulieren
konnte, die ihm zweifellos auf den Lippen lag, öffnete sich die Tür zur Halle.
    »Das dumme Gör ist wie vom Erdboden verschluckt«, schimpfte Filiberta bei ihrem Eintritt vor sich hin. »Jetzt muss ich selbst den Fisch ausnehmen.« Flüchtig nickte sie dem Burggrafen und der Heilerin zu, bevor sie die Ecke mit den Kochutensilien ansteuerte und mit Schneidbrett und Messer zu hantieren begann.
    Garsendes Ärger verschwand, während sie beobachtete, wie sich der Burggraf irritiert am Bart kratzte und offenkundig versuchte, den Faden seines Zorns wiederzufinden.
    »Was wollt Ihr nun tun?«, fragte sie.
    Einen Moment lang musterte er sie argwöhnisch, dann lächelte er und schüttelte den Kopf. »Du gibst wohl niemals Ruhe, wie?«, meinte er launig. »Nun gut. Da Bruder Bartholomäus erst in zwei, drei Tagen zurückerwartet wird, ist Beatrix derzeit die Einzige, die wissen kann, was es mit diesem Schriftstück auf sich hat. Ich werde also noch einmal im Kloster vorsprechen.«
    »Wenn Arnolds Gattin noch immer in derselben schlechten Verfassung ist, wie Ihr mir gestern geschildert habt, wird man Euch womöglich nicht zu ihr lassen«, gab sie zu bedenken.
    »Womöglich werde ich nicht fragen«, meinte der Burggraf, und Garsende musste lachen.
     
    Der Himmel hatte sich zugezogen. Nur hin und wieder bahnte sich ein Sonnenstrahl den Weg durch regenschwere Wolken. Bis zu einer Wegkreuzung hinter der Pfauenpforte hatten die Heilerin und der Burggraf denselben Weg. Eingedenk ihres Versprechens, das sie Filiberta gegeben hatte, erkundigte sich Garsende nach Matthäas Befinden.
    Als sie zum Haus des Burggrafen gerufen worden war, um sich Ulberts Leiche anzusehen, hatte sie nur kurz Gelegenheit
gehabt, mit der Burggräfin zu sprechen. Eine Bemerkung, die Matthäa über die Meinung ihrer Tante zu Kräuterfrauen im Allgemeinen und Garsende im Besonderen entschlüpft war, hatte Garsende bewogen, auf ihre Besuche bei der Burggräfin zu verzichten, solange Frau Eltrudis noch als Gast in Bandolfs Haus weilte.
    Die Heilerin seufzte. Sie vermisste die

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