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Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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wäre er im Zweifel, was er darauf antworten sollte. Endlich schien er einen Entschluss gefasst zu haben. »Um der Wahrheit die Ehre zu geben, Burggraf …«
    Was immer er sagen wollte, blieb ungesagt. Bandolfs unseliger Schreiber wählte just diesen Moment, um in die Halle zu platzen und lauthals zu verkünden, er habe Arnold von Clemantes Spur bis zur Andreaspforte verfolgt, von wo der Mann sich zweifelsfrei auf den Rückweg zu seinem Gut im Isenachtal begeben hätte.
    Bis über die Ohren feixend, sah Prosperius seinen Herrn Beifall heischend an.
    Der Burggraf schnaubte. Ungehalten hieß er seinen Schreiber, sich in eine Ecke zu trollen und den Mund zu halten, bis er gefragt würde.
    Dann wandte er sich an seinen Gast. »Verzeiht die Unterbrechung.«

    Bruder Kilian schien ihn nicht zu hören. Mit nachdenklich gerunzelter Stirn sah er Prosperius nach, der, offenkundig gekränkt, zum Herdfeuer hinüberschlenderte. »Hat die Stadt verlassen«, murmelte der junge Mönch.
    Hellhörig beugte Bandolf sich vor. »Kennt Ihr Arnold von Clemante?«
    Langsam drehte sich Kilian zu ihm um. Für einen Augenblick hatte Bandolf den Eindruck, als wäre er mit seinen Gedanken woanders, doch dann lächelte der junge Mönch. »Die Unterbrechung kam mir gelegen«, meinte er, ohne Bandolfs Frage zu beantworten. »Ich habe ohnehin zu lange in Eurer Halle verweilt. Der Bruder Kämmerer erwartet mich im Domstift.«
    »Kennt Ihr Arnold von Clemante?«, wiederholte Bandolf hartnäckig.
    »Einem Mann dieses Namens bin ich nie begegnet.«
    »Und was wolltet Ihr sagen, bevor wir unterbrochen wurden?«
    »Nichts von Bedeutung, Burggraf.«
    »Ihr sagtet: Um der Wahrheit die Ehre zu geben …«, beharrte Bandolf.
    Der Mönch nickte. »Um der Wahrheit die Ehre zu geben, war ich neugierig auf Euch, nach allem, was Seine Hoheit mir über Euch erzählt hat«, meinte er geschmeidig. »Das wollte ich sagen.«
    Das war es nicht, was dir auf den Lippen lag, dachte Bandolf, während er mit schmalen Augen zusah, wie Bruder Kilian entschlossen nach seinem Holzbecher griff. Er roch daran, als wäre er besorgt, der Würzwein der Burggräfin könne unbekömmlich sein, um ihn schließlich in einem Zug hinunterzustürzen. Dann stand er auf und schüttelte seinen Becher über dem mit Binsen bedeckten Boden aus.
    »Ein Jammer, dass Ihr so in Eile seid«, bemerkte der Burggraf,
während der Bruder den Holzbecher in einem Beutel verstaute, der an seiner Kordel hing.
    »Bald wird es zur Vesper läuten. Ich bin Mönch und an die Horen gebunden.«
    »Ich stelle mir vor, dass es schwierig ist, sie stets einzuhalten, wenn man im geheimen Auftrag des Königs unterwegs ist«, riet Bandolf aufs Geradewohl und hatte die Genugtuung zu sehen, wie Bruder Kilian einen Lidschlag lang in seiner Bewegung stockte. Doch er fing sich rasch wieder.
    »Ich bemühe mich stets, meinen Gelübden treu zu bleiben«, wich er aus.
    Bandolf lächelte. »Dessen bin ich mir gewiss. Doch womöglich werden wir dieses Gespräch ein anderes Mal fortsetzen?«
    »Womöglich. Einstweilen aber: Gott mit Euch, Burggraf.«
     
    » Irgendwie lauert Betrug im Ross: misstrauet, ihr Teukrer !«, murmelte Bandolf, als die Tür der Halle sich hinter Bruder Kilian schloss.
    Der Mönch hat mehr Fragen zurückgelassen als Antworten, überlegte er unzufrieden, während er nach dem frischen, hellen Brot griff, das Bruder Kilian unbeachtet gelassen hatte.
    Hatte sein Besuch nur jener Botschaft des Königs gegolten? Und wenn es so war, was hatte sie zu bedeuten? Oder hatte dem Mönch die Nachricht als Vorwand gedient, um in sein Haus zu kommen? Falls dem so war, was hatte Kilian dann von ihm gewollt? War er wegen des Mordes an Ulbert von Flonheim gekommen? Hatte der Mönch gehofft, ihm Neuigkeiten darüber zu entlocken?
    Wenn ja, dann hat er jetzt eine bekommen, dachte Bandolf und schickte einen ungnädigen Blick in Richtung seines
Schreibers, der sich bei Filiberta am Herdfeuer herumdrückte.
    Einen Augenblick lang erwog er sogar, ob Bruder Kilian womöglich selbst Ulberts Mörder sein könnte. Aber was sollte ein Vertrauter des Königs mit dem Tod des jungen Edelmanns zu schaffen haben?
    Warum, zum Teufel, spricht der Mann auch kein einziges klares Wort, sondern schleicht um den Gegenstand herum wie Penelope um eine verbotene Leckerei? Mit wütender Kraft, als handle es sich um den Hals des Mönchs, biss Bandolf in das Brot.
    Wie er seine Gedanken auch hin und her wälzte, sie ergaben keinen Sinn. Weder fand Bandolf

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