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Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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leichten Tag. Und ich bin müde.«
    Der Burggraf winkte ab. »Du würdest dich im Hospiz aufhalten, nicht im Kapitelhaus«, meinte er versöhnlich und griff nach seinem Becher. Nach dem ersten Schluck verzog er verblüfft das Gesicht. »Herrje, was ist das?«, japste er.
    Garsende nahm den Krug, den sie aufs Geratewohl auf den Tisch gestellt hatte, und roch daran. »Bitterklee und Tausendgüldenkraut. Der Trank hilft dem Abfluss der Gallsäfte.«
    »Bitterklee?« Angewidert schob der Burggraf seinen Becher weit von sich. »Mit meinen Gallsäften ist alles im Lot.«
    Ungewollt stahl sich ein Lächeln in ihre Mundwinkel. »Was bringt Euch nur auf den Gedanken, ich vermöchte mehr bei Beatrix ausrichten, als es die Schwestern von Mariamünster können?«, erkundigte sie sich und ärgerte sich zugleich über den nachgiebigen Ton in ihrer Stimme.
    »Womöglich kannst du das nicht«, gab er zu. »Doch es wäre zumindest jemand bei ihr.«
    Garsende runzelte die Stirn und sah ihn fragend an.
    »Arnold von Clemante wurde getötet«, sagte er dumpf.
    »Beatrix’ Gatte?«
    Wortlos nickte er.
    »Allmächtiger!«, flüsterte sie und bekreuzigte sich. »Aber ich dachte, er sei Ulbert von Flonheims Mörder. Das verstehe
ich nicht. Nach allem, was Ulberts Witwe mir erzählte, glaubte ich …« Ihre Gedanken wirbelten durcheinander. »Woran starb er? Und wer hat ihn getötet?«
    »Jemand hat ihm ein Schwert in den Hals gestoßen. Aber wer es war, das kann ich dir auch nicht sagen«, antwortete der Burggraf, während er aus der Tasche seines Mantels ein Stückchen Stoff hervorkramte und ihr reichte. »Das ist alles, was ich bei der Stelle gefunden habe, wo Arnold vermutlich sein Leben ausgehaucht hat.«
    Garsende betrachtete das erdbraune Dreieck und wog es in der Hand. »Es ist schwere Wolle. Von einem Umhang vielleicht, oder auch von einer Decke. Seid Ihr sicher, dass es von Arnolds Gegner stammt?«
    »Nein, das bin ich nicht. Es könnte auch schon länger dort gelegen haben. Aber die Kante ist sauber abgetrennt, wie man es von einem scharfen Dolch erwarten würde. Und Arnold hat sich mit einem Dolch verteidigt.«
    Garsende gab ihm das Stück Stoff zurück und runzelte die Stirn. »Woher wisst Ihr überhaupt, dass es sich bei der Leiche um Arnold von Clemante handelt?«
    »Ich fand ein irisches Kreuz bei seiner Habe. Arnold hatte ein solches mitgenommen, als er seine Gattin im Kloster aufsuchte. Ich nahm es an mich und zeigte es der Schwester, die es ihm gegeben hatte. Und sie bestätigte mir, dass es Beatrix’ Kreuz ist.«
    »Glaubt Ihr, Arnold und Ulbert wurden von derselben Hand gemeuchelt?«, fragte Garsende.
    Der Burggraf zuckte mit den Schultern. »Auch wenn Arnold selbst getötet wurde, könnte er dennoch Ulberts Mörder gewesen sein.« Unversehens schlug er mit der Faust auf den Tisch. »Was immer hier geschieht, stets taucht dieses gottverfluchte Schriftstück auf, das einfach nicht zu fassen ist.« Als müsse er sich Luft verschaffen, sprang er auf und begann, mit gesenktem Kopf in Garsendes kleiner Hütte
auf und ab zu laufen. Ihre Anwesenheit schien er vergessen zu haben.
    »Beatrix von Teveno führte das Dokument, warum auch immer, mit sich, als Ulbert von Flonheim sie fand«, überlegte er laut. »Ulbert nahm das Dokument an sich und brachte Beatrix ins Hospiz der Nonnen, während er das Schriftstück für sich behielt. Aus irgendeinem Grund schien er zu glauben, es könne ihm nützlich sein. Doch dann traf Beatrix’ Gatte in Worms ein, erfuhr von der Fremden im Kloster und eilte schnurstracks dorthin, um herauszufinden, ob es sich um seine Gemahlin handelte.«
    Der Burggraf blieb stehen und starrte Garsende gedankenverloren an. »Arnold entdeckte, dass sich das Dokument nicht mehr unter der Habe seines Weibes befand. Er vermutete zu Recht, dass derjenige es an sich genommen hatte, der sie am Wegrand auflas. Und es fiel ihm auch nicht schwer herauszufinden, wer der Samariter gewesen war und wo er ihn finden würde.«
    Bandolf nahm seine Wanderung durch ihre Hütte wieder auf. »Also suchte er noch am selben Tag, nämlich am Tag des Frühlingsfestes, Ulbert von Flonheim im St.-AndreasStift auf. Doch Ulbert war nicht in seinem Quartier. Er vertrieb sich seine Zeit mit Müßiggang in der Stadt. Das Glück stand aber an jenem Tag auf Arnolds Seite. Er stellte Ulbert auf dem Marktplatz, nannte ihn einen Dieb und Lügner und verlangte die Herausgabe seines Besitzes. Das vermaledeite Dokument. Ulbert bestritt, dergleichen

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