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Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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Fleck am Boden. Seine Finger färbten sich mit einem rötlichen Braun. Er roch daran und seufzte. Unmöglich, jetzt noch festzustellen, ob Blut diesen Fleck verursacht hatte.
    Schließlich hatte der Burggraf genug gesehen und richtete sich auf. Doch dann fiel sein Blick auf etwas, das wie ein merkwürdig geformtes Blatt aussah. Er bückte sich danach und hielt ein dreieckiges Stückchen Stoff in der Hand, von einer Farbe, die dem Boden so ähnlich war, dass er es fast übersehen hätte. Mit gerunzelter Stirn betrachtete Bandolf die Kanten. Zwei waren vernäht, eine in unregelmäßiger Linie sauber abgetrennt. Der Stoff gehörte offenbar zum Saum eines Kleidungsstückes. Doch Arnold hatte nichts getragen, was dieser Farbe glich. Ob es von seinem Gegner stammte? Oder hatte es schon hier gelegen, bevor der Kampf stattgefunden hatte?
    Nachdenklich verstaute der Burggraf das Stückchen Stoff in der Tasche seines Mantels bei den anderen Dingen, die er aus Arnolds Habe mitgenommen hatte. Sein breites Gesicht verdüsterte sich, und eine unbestimmte Furcht kroch durch seine Glieder, als er einen letzten Blick auf den mutmaßlichen Schauplatz von Arnolds Ende warf. Wo, zur Hölle, war er da nur hineingeraten?
     
    Tautropfen funkelten und benetzten Garsendes Gewand, die mit geschlossenen Augen im hohen Gras lag und die Wärme der Frühlingssonne auf ihrem Gesicht genoss. In der Nähe hörte sie das Wasser des Rheinarms plätschern, an dessen Ufer sie Rast gemacht hatten.
    Etwas kitzelte ihre Haut. Träge öffnete Garsende die Augen und sah direkt in Lothars Gesicht, der, über sie gebeugt, mit einem Grashalm ihre Wange streichelte.
    »Du wirst doch nicht einschlafen wollen?«, erkundigte er sich.

    »Das hättet Ihr Euch selbst zuzuschreiben. Ihr wart es, der mich noch vor Sonnenaufgang aus dem Schlaf gerissen hat.«
    »Du musst zugeben, es war ein guter Gedanke, dich von deiner Hütte wegzuschaffen. Hier werden uns kein schmerzender Rücken und keine Körpersäfte stören, die aus dem Lot geraten sind.«
    »Ihr haltet mich von meiner Arbeit ab«, klagte sie.
    »Bereust du es?«
    Garsende richtete sich auf. »Bedauerlicherweise nicht genug«, meinte sie mit einem kleinen Seufzen.
    Mit dem Zeigefinger strich Lothar zärtlich über ihre gerunzelte Stirn. »Du machst dir stets zu viele Sorgen«, murmelte er. Abrupt beugte er sich nieder und küsste sie. Sein Kuss war sanft wie ein Hauch, der ihre Haut prickeln ließ. Doch dann wurde er heftiger, und Garsende fühlte, wie sich ihre Sorgen in seiner Leidenschaft verloren. Sie schlang die Arme um seinen Leib und schloss die Augen.
    Es war um einige Zeit später, als sie wieder zu Verstand kam und sich schwer atmend seiner Umarmung entzog. Eine Weile trieben ihre Gedanken ziellos wie auf einem ruderlosen Boot dahin, während sie beide, die Finger noch ineinanderverschränkt, nebeneinander im Gras lagen.
    »Macht Ihr Euch niemals Gedanken um das Morgen?«, fragte Garsende plötzlich. »Habt Ihr niemals Sorge, was die Zukunft Euch bringen könnte?« Mit einem Mal schien es ihr wichtig, sein Gesicht zu sehen, und sie setzte sich auf.
    Lothar lächelte sie an. »Was willst du hören?«, fragte er leichthin.
    »Eure Gedanken.«
    Er richtete sich ebenfalls auf. Die Sonne verschwand hinter einer Wolke und nahm sein Lächeln mit. Die dunklen Augen sahen an ihr vorbei.
    »Das Morgen«, wiederholte er leise. »Für mich ist das Morgen stets ungewiss.«

    »Nun, das ist es für jedermann«, gab Garsende zu. »Doch während Gott lenkt, machen wir Pläne.«
    Sein Blick kehrte zu ihr zurück wie sein Lächeln. »Und du willst nun wissen, wie es mit meinen Plänen steht?«
    Garsende zuckte mit den Schultern. »Wenn Ihr denn welche habt und sie mir sagen wollt.«
    »Ich bin ein Lehnsmann, Garsende. Mein Morgen wird zumeist von höherer Warte bestimmt.« Plötzlich lachte er. »Und wenn man’s recht bedenkt, wohl mehr noch von einem Weib.« Heiter zwinkerte er ihr zu. »Meine Mutter ist am Verzweifeln, hat sie mir doch bereits zwei Töchter von gutem Stand präsentiert, die ihr geeignet schienen, all die Enkel zu gebären, die sie sich wünscht. Nur leider waren sie dir auch nicht im Entferntesten ähnlich.«
    Garsende schob seine Hand weg, die einen Grashalm aus ihrem Haar zupfte, stand auf und strich ihr Gewand glatt. »Einmal wünschte ich eine ernsthafte Antwort von Euch«, sagte sie ärgerlich.
    Auch Lothar stand auf. Mit schmerzhaft festem Griff fasste er nach ihrem Kinn, drehte ihren Kopf zu

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