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Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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Garsende, versagte sich jedoch, ihm all die Dinge aufzuzählen, die die Schwesternschaft der Kirche an ihr auszusetzen finden würde.
    »Wie dem auch sei: Lass für einen Moment die Frage beiseite, ob Arnold von Clemante Ulberts Mörder war oder nicht. Tatsache ist, dass er nun selbst getötet wurde. Und ich müsste mich schwer irren, wenn er nicht des Dokumentes wegen sein Leben lassen musste. Nimm die Tatsache hinzu, dass Bruder Bartholomäus spurlos verschwunden ist, dann …«
    »Ulberts Vetter ist verschwunden?«, unterbrach sie ihn. »Glaubt Ihr, Arnold hat auch ihn getötet und das Dokument von ihm bekommen?«
    Langsam schüttelte der Burggraf den Kopf. »Bruder Bartholomäus bekam das Dokument am Tag des Frühlingsfestes. Am nächsten Morgen erfuhr er vom Tod seines Vetters Ulbert und machte sich augenblicklich aus dem Staub. Arnold jedoch erfuhr erst von Annalinde davon, dass Ulbert das Dokument zu seinem Vetter gebracht hat. Und zu diesem Zeitpunkt hatte Bruder Bartholomäus die Stadt schon verlassen.«
    »Könnte dann nicht Bruder Bartholomäus Arnolds Mörder sein?«

    »Warum sollte er Arnold töten? Bruder Bartholomäus hatte das Dokument doch bereits.«
     
    Eine Weile schwiegen beide, und nur das Knistern des Herdfeuers und ein gelegentliches Knacken von draußen belebte die Stille.
    Während Bandolf seinen leeren Becher in der Hand drehte und mit finsterem Gesicht vor sich hin starrte, dachte Garsende über all seine Worte nach.
    Endlich räusperte sich der Burggraf. »Es gibt einiges, was ich mir nicht zusammenreimen kann und was womöglich nur dann einen Sinn ergibt, wenn man wüsste, was das fatale Schriftstück beinhaltet.«
    Garsende sah auf.
    »Warum hat Arnold die Stadt verlassen, ohne im Besitz des Dokumentes zu sein? Nachdem er doch offensichtlich hinter dem Schriftstück her war wie der Teufel hinter einer armen Seele. Und ohne sich um seine Gemahlin zu kümmern, die aufs Schwerste erkrankt im Kloster liegt?«, grübelte er laut.
    »Er erfuhr, dass Bruder Bartholomäus die Stadt verlassen hat, und sah keine Möglichkeit mehr, in den Besitz des Dokumentes zu kommen«, bot Garsende an.
    »Wenn Arnold aber erfahren hat, dass Bruder Bartholomäus aus Worms abgereist ist, hätte er auch erfahren, dass der Bruder in einigen Tagen wieder zurückerwartet wurde«, meinte Bandolf, und ein schmales Lächeln huschte über sein Gesicht. »Der gute Bruder hat sich mit einer List davongemacht, und die Dombrüder gingen davon aus, dass er nach wenigen Tagen wieder zurückkehren würde.«
    »Vielleicht wusste Arnold, dass ihm jemand auf den Fersen war, und hat schlicht die Flucht ergriffen.«
    »Ja, vielleicht.«

    »Und womöglich ist Bruder Bartholomäus aus demselben Grund aus Worms geflohen«, überlegte sie.
    »Wenn dem so war, ist es möglich, dass Bruder Bartholomäus ebenfalls tot ist. Doch vielleicht kennt er auch den Inhalt des Schriftstücks, will es für sich selbst nutzen und hat sich darum davongeschlichen. Und möglich wäre auch, dass Bruder Bartholomäus seinen Vetter getötet hat, damit er das Dokument, das Ulbert ihm anvertraut hat, behalten kann.«
    »Das sind eine Menge ›Womöglich‹ und ›Vielleicht‹«, bemerkte Garsende.
    Finster zog der Burggraf die Brauen zusammen. »Ich habe noch ein weiteres ›Womöglich‹ für dich. Die Frage nämlich, ob Seine Eminenz, der Bischof von Worms, Kenntnis von all diesen Vorgängen hat. Ob seine unsinnige Order dem Zweck dient, mich abzulenken, damit ich meine Nase nicht allzu tief in diese Dinge hineintauche. Oder ob seine Anweisungen nur dem Wunsch entspringen, mich zu ärgern.«
    Verständnisinnig lächelte Garsende ihn an, doch der Gedanke, der hinter seinen Worten lag, machte ihr plötzlich Angst.
    »Ihr glaubt, so hoch hinauf könnten die Geschehnisse reichen?«
    »Würde dich das überraschen?«
    Langsam schüttelte sie den Kopf. »Himmel«, hauchte sie. »Was in aller Welt könnte in diesem Dokument nur stehen?« Erschrocken schlug sie sich die Hand vor den Mund. »Ihr glaubt doch nicht, die Krankheit des Königs …?« Die Stimme versagte ihr.
    Bandolf zuckte mit den Schultern. »Heinrich wird schon zeit seines Lebens hin und wieder von Fieberanfällen heimgesucht. Ein Umstand, der so manchen glauben lässt, der König sei von schwächlicher Art«, bemerkte er. »Sein derzeit schlechter Zustand mag demnach auch von einer natürlichen Ursache herrühren.« Er seufzte tief. »Mein Kreuz
ist, dass ich nicht weiß, was das Dokument

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