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Das zerbrochene Siegel - Roman

Das zerbrochene Siegel - Roman

Titel: Das zerbrochene Siegel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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sich und sah ihr in die Augen. »Das war eine ernsthafte Antwort.«
    Abrupt ließ er sie los, schüttelte den Kopf und seufzte.
    Betroffen starrte Garsende auf seinen Rücken, während er sich nach seinem Schwertgurt bückte.
    Die Unbeschwertheit, die zwischen ihnen geherrscht hatte, stellte sich erst wieder ein, als sie den Rückweg zu Garsendes Hütte einschlugen. Lothar erheiterte sie mit einer abstrusen Geschichte über einen Höfling, der versucht hatte, die fromme Kaiserin Agnes zu verführen. Doch ihre fröhliche Stimmung verflog, als sie einen Knecht vor der Hütte vorfanden, der Lothars Apfelschimmel am Zügel hielt. Eine Ahnung von Abschied legte sich schwer auf Garsendes Gemüt.
    Lothar winkte seinen Mann beiseite, und aus den Augenwinkeln
sah Garsende, wie der Hörige leise auf ihn einsprach.
    »Bist du dir dessen sicher?«, fragte Lothar scharf, doch die Antwort des Knechts konnte sie nicht verstehen.
    Was immer der Hörige ihm mitgeteilt hatte, schien Lothar zu beunruhigen. Ein eigentümlicher Glanz lag in seinen Augen, als er mit seinem Pferd am Zügel zu ihr trat.
    »Ich muss gehen, mein Herz.«
    »Ist Eurer Base ein Unheil geschehen?«, erkundigte sich Garsende besorgt.
    Er schüttelte den Kopf. »Nachrichten aus Lorsch«, antwortete er.
    »Himmel«, entfuhr es Garsende. »Der König ist doch nicht etwa …?«
    »Nein, keine Sorge. Es gibt nur ein paar Dinge, die meiner Aufmerksamkeit bedürfen. Offenbar dulden sie keinen Aufschub.«
    Stumm nickte sie und spürte, wie unwillkommene Tränen in ihr aufstiegen.
    Lothar sah sie forschend an. »Du wirst deine Tür nicht wieder vor mir verriegeln?«
    »Das Morgen ist ungewiss«, erwiderte Garsende, verwundert darüber, wie leichtherzig ihre Stimme klang.
    Er lachte, dann küsste er sie, ungeachtet des Knechts, der neugierig herüberspähte. Kaum saß Lothar im Sattel, hatte der Wald ihn ihrem Blick auch schon entzogen.
    Stattdessen entdeckte Garsende zu ihrem Schrecken die Burggräfin, die auf halbem Weg zu ihrer Hütte stehengeblieben war, um dem eiligen Reiter hinterherzuschauen.
     
    Nachdem Matthäa gegangen war, griff Garsende nach dem Mörser und betrachtete sinnend die Spuren des Pulvers, das sie für die Burggräfin gemischt hatte: Bibernelle, ein wenig Berberitze und Johanniskraut.

    Zu Anfang hatte sich die Heilerin gefragt, ob Matthäa den verräterischen Kuss gesehen hatte, doch wenn ja, dann hatte die Burggräfin kein Wort darüber verloren. Und nun schien es Garsende, als wäre diese Frage auch nicht so wichtig.
    Matthäas Worte gingen ihr durch den Sinn. »Du darfst es niemandem sagen, hörst du? Niemandem! Schwöre es mir bei deinem Seelenheil!« Und ihre hochroten Wangen zu den bleichen Lippen hatten der Heilerin nicht gefallen. Doch ihre Einwände waren auf unfruchtbaren Boden gefallen, und letztlich hatte die Burggräfin sie an ihr Wort gebunden. Mochte die nervöse Erregung der Freundin auch wohlbegründet sein, Garsende machte sich Sorgen.
    Mit einem Seufzen stellte sie den Mörser beiseite. Während sie begann, in der Hütte für Ordnung zu sorgen, und ihre Hände sich wie von selbst mit den alltäglichen Dingen beschäftigten, schweiften ihre Gedanken unversehens wieder zu Lothars Abschied. So rasch, wie er ihrem Blick entschwunden war, kehrte das wehe Gefühl in ihr Herz zurück, das sie während Matthäas Besuch verdrängt hatte.
    »Törichte Gans«, schalt sie sich selbst, doch es half nichts, und sie war nachgerade erleichtert, als ein Klopfen an der Tür ihrer Selbstkasteiung ein Ende setzte.
     
    »Ihr könnt nicht bei Sinnen sein!«, entfuhr es Garsende, nachdem der Burggraf ihr erklärt hatte, warum er gekommen war. »Ich gehe nicht nach Mariamünster! Ja, und selbst wenn ich wollte - was ich keineswegs tue -, wäre ich im Kloster mit Bestimmtheit nicht willkommen.«
    »Ich habe schon mit der Äbtissin gesprochen«, sagte der Burggraf mit einer Ruhe, die sie noch mehr aufbrachte.
    »Wie? Was habt Ihr Euch nur dabei gedacht? Seid Ihr mein Gatte, dass Ihr glaubt, über mich bestimmen zu dürfen?«

    »Glücklicherweise nicht«, knurrte Bandolf. »Bei allen Heiligen! Ich verlange doch nicht von dir, dass du den Schleier nimmst.«
    Er sah erschöpft aus. In ihren Zorn über seine Eigenmächtigkeit drang die Erkenntnis, dass es ihm sicher nicht leichtgefallen war, sie um Hilfe zu bitten. Matt sank Garsende zurück auf die Bank, von der sie aufgesprungen war.
    »Verzeiht mir die rüden Worte.« Sie seufzte. »Ich hatte keinen

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