Das zitternde Herz
verspätet hinzu.
»Warum glauben wir alle, daß es eine Frau war?« fragte Kate.
»Ich glaube es jedenfalls.«
»Das hat mit der Art zu tun, wie es geschah«, sagte Reed. »Toni wäre höchstwahrscheinlich einem Mann gegenüber mißtrauischer gewesen, selbst wenn sie ihn gekannt hätte. Wir haben genug über ihr Leben erfahren, um zu wissen, daß es darin zur Zeit keinen Mann gab; kein Liebhaber oder irgendeine andere Männerbeziehung weit und breit. Harriet ist sich diesbezüglich ziemlich sicher, und die Polizei konnte niemanden aufspüren, der auch nur in Frage käme.
Außerdem, und ich weiß, daß das vielleicht übertrieben klingt«, sagte Reed, »aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, daß ein Mann sie in dieser Weise niedergeschlagen hat. Ich weiß, das ist nicht sehr überzeugend. Es ist nur ein Eindruck.«
»Und zwar einer, den wir alle teilen«, stimmte Harriet zu.
»Ich schlage folgendes vor«, sagte Reed und nickte Archie zu, um anzudeuten, daß sie diesen Vorschlag schon besprochen hatten.
»Kate sollte, finde ich, mit Harriets Hilfe Muriel ausfindig machen.
Kate wird dir erklären, wer Muriel ist«, ergänzte Reed für Harriet.
»Archie und ich werden die Papiere durchsehen, die noch im Büro sind, und dafür sorgen, daß ein paar Privatdetektive gewisse Spuren verfolgen.«
»Glaubst du nicht, ich könnte euch bei den Papieren helfen?«
fragte Harriet. »Ich war schließlich ihre Partnerin.«
»Wir werden dich besser nur dann zu Rate ziehen, wenn es nötig ist«, sagte Reed. »Diese Papiere sind als Beweismittel sowohl der Staatsanwaltschaft als auch der Verteidigung zugänglich, und es ist besser, wenn Archie einen formalen Umgang damit pflegt. Du und Kate, ihr arbeitet vom anderen Ende aus. Vielleicht beginnt Kate mit den rechten Typen, die wir ursprünglich im Verdacht hatten; vielleicht bringen sie uns auf irgendeine Spur. Harriet könnte versuchen, Muriel aufzuspüren. Oder umgekehrt. Ist dann alles soweit klar?«
Archie nickte. Kate und Harriet sahen ihn an, ihre vage Ungewißheit im Hinblick auf ihr weiteres Vorgehen war evident. »Gut«, sagte Reed, »darauf wollen wir trinken.« Und er ging hinaus, um das Nötige zu holen.
Später, als Harriet und Archie gegangen waren, fragte Kate ihn abermals, ob er ganz und gar von Harriets Unschuld überzeugt sei und wirklich glaube, daß es eine gute Idee sei, wenn sie beide zu-sammenarbeiteten.
»Bist du denn nicht ganz und gar überzeugt?«
»Ich hab dich zuerst gefragt.«
»Ich denke, ich bin, wie du wahrscheinlich auch, zu neunund-neunzig Prozent überzeugt. Falls wir uns irren, wirst du, wenn du eng mit ihr zusammenarbeitest, vielleicht auf einen Hinweis stoßen, warum wir uns irren. Ich befürchte absolut nicht, daß sie dir etwas antun könnte; ich hoffe, du auch nicht. Denn wenn dem so wäre, dann sollten wir besser anders vorgehen.«
»Keine Befürchtungen«, sagte Kate, »ich fühle mich nur verdammt unwohl bei der ganzen Sache.«
»Das spricht nur für deine Intelligenz«, sagte Reed.
»Ich wünschte, Toni wäre nicht gestorben.«
»Ich auch«, sagte Reed. »Durch ihren Tod wurde es Mord. Laß uns zu Bett gehen; ich bin groggy. Einen Mord steckt man nicht einfach so weg. «
»Ich frage mich, wie es Banny geht«, sagte Kate. Reed, der noch immer etwas empfindlich war, reagierte, indem er sie anflehte, diesen verflixten Hund nicht zu erwähnen, den er auch vermisse, verdammt noch mal.
»Und wir hatten das Vieh nur ein paar Tage, ich jedenfalls. Wir spinnen doch.«
»Das ist immer ein gutes Zeichen«, versicherte ihm Kate.
14
Am nächsten Tag, es war ein Montag, begannen Kates einwöchige Frühlingsferien. Diese Ferien lagen immer genau in der Mitte des Frühjahrssemesters, hatten weder eine Verbindung zu Ostern noch zu sonstigen Feiertagen, aber sie waren immer willkommen als die einzige Unterbrechung in einem langen Semester. Kate war entschlossen, wenn der Unterricht wieder begann, Muriel entweder gefunden oder sie als Schuldige ausgeschlossen zu haben. Harriet und Kate saßen in Kates Arbeitszimmer beisammen, und Kate er-zählte erneut von Leslies Idee mit dem alten Groll (alt deswegen, weil Kate sich an keinen erinnerte), und dann berichtete sie von Muriel und der Gedächtnisarbeit, die schließlich zu ihrer Identifizierung geführt hatte, wenn man von Identifizierung überhaupt reden konnte.
Harriet lauschte und demonstrierte dabei ihre Gewohnheit, aufmerksam zuzuhören, wenn man ihr Informationen bot. Dann
Weitere Kostenlose Bücher