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Das zitternde Herz

Das zitternde Herz

Titel: Das zitternde Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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sagte Harriet und erhob sich. »Ich zu Mama, du zu des Sohnes Unterlagen. Laß uns heute abend noch mal miteinander sprechen, falls eine von uns irgendwas entdeckt haben sollte.«
    Für Kate gestalteten sich die Dinge schwieriger als erwartet. Der Anglistische Fachbereich hatte Unterlagen, das wußte sie, aber Bad Boy, wie sie und Harriet ihn inzwischen zu nennen pflegten, war nicht Student des Anglistischen Fachbereichs. Das hieß, man mußte die Sekretärin des Dekans ansprechen und um die Studentenakte bitten. Das tat Kate, zunächst auf ihre höflichste Art und Weise, dann etwas nachdrücklicher, als die Sekretärin sich strikt an die Anweisung hielt, keine Studentenakte herauszugeben, es sei denn, auf schriftliche Anweisung des Dekans, und der Dekan hatte sich während der Frühlingsferien auf die Bahamas abgesetzt, wohin genau, sei nicht bekannt, jedenfalls behauptete die Sekretärin das. Erst nachdem Kate den stellvertretenden Dekan ausfindig gemacht hatte, der zu Hause war und einen Schnupfen auskurierte, gelang es ihr, der gewissenhaften Sekretärin die Unterlagen zu entwinden.
    »Ich habe nur meine Anweisungen befolgt«, sagte die Sekretärin etwas entschuldigend, als sie Kate die Unterlagen aushändigte. »Sie werden sie sich doch hier ansehen, nicht?«
    »Natürlich, und Sie haben sich absolut korrekt verhalten«, sagte Kate, ebenfalls versöhnlich.
    Die Akte von Bad Boy war weit aufschlußreicher als Kate zu hoffen gewagt hatte. Er hatte sich mehrfach an der Universität be-worben und war abgewiesen worden. Schließlich wurde er aufgrund der Empfehlung eines der bedeutenderen Universitätsmäzene aufgenommen, ein Mann, den Kate als Mitglied einer Stiftung kannte, die rechtsextreme Publikationen und Vereinigungen in vielen Universitäten unterstützte. (Diese Beschreibung des Mäzens stand natürlich nicht in den Unterlagen; Kate wußte seit langem von dem Mann, wie auch viele andere, die den enormen finanziellen Einfluß rechtsextremer Stiftungen im Universitätswesen bedauerten.) Die Unterlagen von Bad Boy verzeichneten auch sein Scheitern in verschiedenen Kursen und daß man ihn wegen Plagiats und Be-trugs zur Rechenschaft gezogen hatte. Er war jedoch nicht von der Universität verwiesen worden – aus Gründen, die zu ahnen jedem freistanden. Zumindest hatte man ihn gewarnt, die Verstöße keines-falls zu wiederholen. Kate fand es interessant, daß sein unbesonnener Brief an die Studentenzeitung seiner Akte beigelegt war. Der Name seiner Eltern war natürlich in seiner ersten Bewerbung angegeben: der Vater tot; die Mutter gebürtig aus Georgia und auch dort wohn-haft. Der Erstbewerbung von Bad Boy lag ein Photo bei. Er sah nicht schlecht aus, abgesehen von einem unangenehmen Grinsen, das sein normaler Gesichtsausdruck zu sein schien. Sein voller Name war Kenneth Lawrence Thomas. Der Name seiner Mutter war Electra Thomas, ein wunderbar passender Name, ob sie nun von Geburt an damit behaftet war oder ihn angenommen hatte, weil sie so ganz im Sinne der patriarchalen Vorrechte handelte.
    Es überraschte Kate nicht, bei Lektüre der Aufzeichnungen über Bad Boy (so nannte sie ihn weiter bei sich, da sich mit »Kenneth Lawrence« nichts verband, was von besonderem Interesse gewesen wäre) zu entdecken, daß er in Literatur nur die Pflichtkurse belegt hatte, und es waren diese gewesen, daran zweifelte sie nicht, wo er es mit Plagiaten versucht hatte. Plagiate waren derzeit eine Plage unter den Studenten, und Kate hatte die Unbeholfenheit der meisten Plagiatoren immer wieder mit Erstaunen zur Kenntnis genommen.
    Ein Student hatte seine Seminararbeit sogar aus der Einführung zu dem Text abgeschrieben, den sie in ebendiesem Seminar behandel-ten. Und dann gab es diese Firmen, die Seminararbeiten auf Bestel-lung schrieben.
    Kate zwang ihre umherschweifenden Gedanken zurück zu diesem speziellen Studenten. Das einzige weitere bemerkenswerte Fak-tum war, daß Bad Boy einer Burschenschaft angehörte, die schon vor Jahren in die Schlagzeilen gekommen war, weil ihre Mitglieder einigen schwarzen Studenten Provokationen zugebrüllt und so einen Tumult vom Zaun gebrochen hatten. Zu ihrer Verteidigung, daran erinnerte Kate sich, brachten die Burschenschaftler vor, sie hätten lediglich geäußert, daß Schwarze krauses Haar hätten, was eine un-bestreitbare Tatsache sei. Warum mußten die Schwarzen so empfindlich sein, wenn man ihr Haar beschrieb? All das war sehr interessant, aber es legte kaum eine Verbindung zu Muriel

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