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Das zitternde Herz

Das zitternde Herz

Titel: Das zitternde Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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über Muriel erfahren? Das ist alles vergessen, sollte man meinen. Schreibst du etwa – Gott bewahre – deine Memoiren?«
    »Nein«, versicherte ihm Kate. »Ich hab mich nur neulich an sie erinnert und fing an, mir Gedanken zu machen. Du weißt nicht mehr, wie sie jetzt heißt?«
    »Ich erinnere mich nicht mal mehr an ihren Mädchennamen. Das ist dreißig Jahre her, Kate, und sie gehörte schon damals nicht mehr zu den Allerjüngsten. Sie mag jetzt so um die Sechzig sein. Ich wünschte, du würdest mir verraten, was hinter all dem steckt. «
    Kate verriet es ihm nicht und gab der Unterhaltung eine andere Richtung. Aber als William im Begriff war, die Rechnung zu bezahlen, hielt er plötzlich inne. »Mir fällt gerade etwas ein«, sagte er.
    »Komisch, wie Erinnerungen so plötzlich aus dem Nichts wieder auftauchen. Mir ist eingefallen, was sie zuallerletzt zu mir gesagt hat.
    Ich habe versucht, wenigstens höflich zu sein, als sie abreiste, aber davon wollte sie nichts wissen. Also dann, sagte ich, alles Gute jedenfalls, oder irgendwas ähnlich Blödes, und dann schnaubte sie und sagte: ›Ich wette, deine Schwester wird nie heiraten, aber wenn sie es tut, dann tut der Typ mir leid. Sehr leid‹.«
    »Und wie war das zu verstehen?« fragte Kate.
    »Wie sollte man das verstehen? Ihr tat eben der Mann leid, der dich heiratet. Entschuldige, meine Liebe, aber das dachte ich, und du hast mich nach jeder kleinen Erinnerung gefragt. Was könnte sie sonst schon damit gemeint haben?«
    »Ich bin sicher, daß sie genau das gemeint hat«, erwiderte Kate.
    Sie waren jetzt draußen auf dem Trottoir, und Kate küßte William zum Abschied schwesterlich. Dann gingen sie in verschiedene Richtungen davon.
    An diesem Abend, als Kate und Reed beide von der Arbeit nach Hause gekommen waren und, einen Drink in der Hand, die Füße hochgelegt hatten, klingelte das Telephon und Reed stand auf, um abzuheben. Als er zurückkam, las Kate an seinem Gesichtsausdruck ab, daß er schlechte Nachrichten hatte.
    »Toni ist tot«, sagte er. »Harriet war am Apparat. Die Polizei will sie verhören. Sie ist auf dem Ersten Revier. Ich werde bei dem Verhör dabeisein, es sei denn, sie möchte lieber allein mit ihnen reden.«
    »Aber ich dachte, Toni ginge es besser – sie war doch aus dem Koma erwacht«, sagte Kate fassungslos.
    »Da war noch ein Gerinnsel. Harriet hatte keine Zeit, mehr zu sagen. Ich glaube nicht, daß Harriet wirklich in Gefahr ist, aber ich werde lieber zusehen, daß ich hinkomme.«
    »Ich komme mit.«
    »Besser nicht. Die Polizei ist in solchen Fällen ziemlich eigen, und es könnte so aussehen, als würden wir uns gegen sie verschwö-
    ren. «
    »Wir verschwören uns auch gegen sie. Werden sie sie nach dem Verhör gehen lassen?«
    »Natürlich. Sie haben keinen Grund, sie festzuhalten. Es gibt keinen Beweis gegen sie und kein wahrscheinliches Motiv. Sie fi-schen im trüben. Aber wie dem auch sei, sie befragen immer diejenigen, die dem Opfer am nächsten standen, meist ist das die Familie, aber eben auch Geschäftspartner. Ich muß ihr unbedingt einen Anwalt besorgen. Ich weiß einen guten, den ich hoffentlich überreden kann, diesen Fall zu übernehmen.«
    »Kannst du nicht ihr Anwalt sein?«
    »Keine gute Idee. Ich berate sie natürlich.« Reed zog seinen Mantel an.
    »Ich komme trotzdem mit«, sagte Kate. »Ich will, daß sie weiß, ich bin da, auch wenn ich draußen auf einer Bank oder sonstwo warten muß.«
    Reed zuckte die Achseln, half ihr in den Mantel, und draußen waren sie. Als Kate sich im Taxi zurückgelehnt hatte, wurde ihr klar, daß der Gedanke an Harriet ihr weit mehr zu schaffen machte als an Toni.
    Toni war tot. Natürlich war das schrecklich. Aber Harriet bedeu-tete Kate viel, und sie konnte den Gedanken nicht ertragen, daß Harriet wegen Mordes angeklagt werden könnte. Was Kate empfand, war tiefes Bedauern darüber, daß Toni in den ganzen Fall verwickelt worden war, daß sie zugelassen hatte, daß Harriet sie einbezog. Kate hatte von Anfang an – das mußte sie sich jetzt eingestehen – große Vorbehalte gegen Toni gehabt. Aber sie war jung gewesen, und jetzt war sie tot, und man würde um sie trauern, wenn Harriet außer Gefahr war. Solche Gedanken waren hart, das wußte Kate, und sie hatte nicht die Absicht, sie mit jemandem zu teilen. Reed, da war sie sich sicher, würde sie sowieso vermuten.
    Wie Reed es erwartet hatte, erlaubte man Kate nicht, mit ihm zu gehen, um Harriet zu sehen. Sie saß in der Tat,

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