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Das zweite Gesicht

Titel: Das zweite Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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blenden m i ch.«
    Der Licht k egel tastete an ihrem Körper hinab u n d zersplitterte auf den lackierten Oberflächen d er Bänke.
    »So besser?«
    »Ja, danke. Sind Sie das gerade gewesen, hinten auf den Bänken?« S i e kam sich vor wie eine Irre, die versuchte, ihren Verfolgungswahn zu artikulieren.
    »Ic h ?« Der La m penschein zitterte, was wohl bedeutete, dass er heftig den Kopf schüttelte. » I ch war im Projektorraum. Hab die Rolle abgenommen. Hier war nie m and.«
    »Ich hab je m anden gehört.«
    Er schwieg einen Mo m ent, dann kam er langsam näher, bis er auf einer Höhe m i t ihr war. » S ind Sie sicher ? «
    Nein, war sie nicht. »Ja – ganz sicher.«
    »Scheißgören!«, fluchte er. »Schleichen sich hier rein und wollen u m sonst zuschau’n. P assiert m anch m al. Ich hätte den verdam m t en E i ngang zuschließen sollen.«
    Sie fragte sich, wie m an w ohl ein Zelt abschließt.
    »Glauben Sie wirklich, das war ein K i nd ? «
    »Klar. Ich zeige m anch m al F i l m e, die nicht ganz … na ja, Fil m e für Erwachse n e, eben. Verbotene Fil m e. Solche Fil m e zeige ich m anch m al abends. Für private Kunden. Das spric h t sich m anch m al bei den Falschen r u m, auch bei den Gören. Hab schon ein paar von denen erwischt, die sich reinschleichen wollten, wenn so was hier lie f .«
    Sie wusste Bescheid über diese Art von Fil m en, die in  irgendwelchen Salons oder Kellern produziert wurden, ver m arktet unter der Hand und vorgeführt an Orten wie diese m .
    Es hätte ein Kind sein können.
    Und Sie sind sicher, dass Ihnen niemand gefolgt ist?,  hatte E l ohim sie bei ihrem Treffen gefragt.
    Ließ Masken oder irgendein an d e r er s i e b es ch a tt e n? Dann wussten sie jetzt von d e m Film m aterial. Wussten, wer es besaß und wo es aufbewahrt wurde.
    Sie ballte die Fäuste und ging m it langsa m en Schritten auf die Lichtquelle zu.
    » W ar bestimmt nur ein Kind«, sagte der Alte noch ein m al, aber es klang ein wenig, als wollte er d a m it nicht nur Chiara, sondern auch sich selbst überzeugen.
    Sie trat neben ihn auf den Gang. »Vielleicht sollten Sie das Material anderswo verst e cken.« Er hatte die La m pe jetzt aufgerichtet und beleuchtete sie beide von unten. Schatten frästen durch sein Gesicht und ließen die Furchen noch tiefer erscheinen.
    »Ja, vielleicht.« Er starrte sie einen Augenblick lang an, als e rsc h re c kte ihn i h r Schatt e ngesicht, dann gab er sich einen Ruck und ging zum Ausgang. » W as denken Sie ? «
    »Über das Material ? «
    » W orüber sonst ? «
    »Sind Sie sicher, dass es aus Medusa stam m t? «
    »Sagt jede nf alls Elli. Is ’n Fall f ür die Poliz e i , m einer  Meinung nach.«
    » W arum ist Ihre Toc h ter nicht zur Polizei gegangen ? «
    » W eil’s illegal ist, n atü r lich. H at ja Leute da fü r bestochen, um es in die Finger zu kriegen.«
    »Aber das hier können doch un m öglich die Bilder  gewesen sein, die das Gericht gesehen hat. D ann wäre
    Masken nie m als freigesprochen worden.«
    »Bestim m t nicht. Elli sagt, s i e hat’s gekauft, nachdem es beschlagnah m t worden ist, aber bevor’s vorgeführt wurde.«
    »D a m it hätte sie Mas k en einen großen Gefallen getan. Das hat ihm die Haut gerettet.«
    »Deshalb hat sie’s s i cher nicht getan.«
    » W arum dann ? «
    Sie erreichten den Ei n g a ngsbereich. Draußen vor dem Zelt wehte der W i nd zerfledder t e Zeitungsseiten durch die Dunkelheit. Etwas Schwarzes jagte hinterher und zerfetzte das Papier m it unsichtbaren Krallen.
    Der Alte gi ng in die Hocke und i m itierte Katzenla u t e. Nach einem Mo m ent zuckte er die Achseln und richtete sich wieder auf.
    »Ist E llis S ache, nicht m ei n e. W enn si e ’s nic h t erzählt hat, werd ich’s erst recht nicht tun.«
    »Hat Elli ve rsucht, M a s ken zu er p r e sse n ? «
    »Erpressen? Gott, weißte, Mädchen … Nee, nee, das nicht. Sie h at doch alles, was sie braucht. M e h r Geld, als sie ausgeben kann. Ab e r sie m ag Masken nicht. Er weiß, dass je m and das Material hat, dafür hat s i e gesorg t , aber e r weiß nicht, wer. Und das m uss ihn ganz verrückt m achen. Mich tät’s jedenfalls verrückt m achen, das is sicher.«
    »Dann ist das so eine Art Rache ? «
    Der alte Mann hob erst die S c hultern, dann nickte er. »Er hat s i e fallen la s sen wie ’ne heiße Kartoffel. Als di e Kleene nicht ge m acht hat, was er gesagt hat … rumms! Da war’s er s t mal vorbei m it der Karriere. Aber sie hat’s auch ohne ihn

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