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Das zweite Gesicht

Titel: Das zweite Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Sie’s. Ansonsten gehen Sie aus dem Weg.«
    Der Blick d er Sekr e t ärin wurde finster e r, ab e r Elohim lächelte nur noch breiter. »Ich wollte nur sehen, wer m i r m eine Rolle weggeschnappt hat, nichts sonst. Einen Mo m ent lang war ich wirklich beunruhigt. V on wegen
    Konkurrenz belebt das Geschäft – alles Unsinn! Nicht in unserem Geschäft, meine Liebe. Produzenten und Regisseure finden im m e r eine Jüngere, die die B eine breit m acht.«
    Chiara schluckte, dann fing sie sich. »Ist das nicht ein wenig billig, meine Liebe!«
    »Ach was! W i r können offen m iteinander sein, denke ich.«
    »Auf W i edersehen, Frau von Fürstenberg. W i r treffen uns bestim m t wieder.« Mit r e ize n dem Lächeln setzte sie hinzu:
    »Vielleicht, wenn Sie mal meine Mutter spielen?« Elohims Lachen war so verkrampft, wie Chiara gehofft hatte. Aber noch immer traten die Frauen nicht aus dem Weg, und sie war drauf und dran, sie einfach mit den Schultern beiseite zu schieben.

    »Nun«, sagte Elohim gefasst, »lassen Sie m i ch Ihnen wenigstens zu Ihrer Jugend und Ihrem prächtigen Aussehen gratulieren. Ich bin sicher, Sie haben eine Menge von Jula gelernt.«
    Elohim gab der Sekretärin einen W i nk und wollte davon stolzieren, doch Chiaras Hand schoss vor und hielt sie am A r m zurück. Die Ältere schrak m erklich zusam m en, sie war es nicht gewohnt, berüh r t zu werden. Beinahe wäre der Pudel heruntergefallen; Chiara sah m it Genugtuung, dass sei n e winzigen Krallen sich in Elohi m s Seidentuch verhakten und einen Faden zogen.
    »Ist es das? Hatten Sie Streit m it Jula? Dann kann ich Sie beruhigen: Ich habe nic h t vor, Julas lieb gewonnene Traditionen fortzusetzen.«
    Für einen winzigen Mo m ent wirkte die Diva beinahe schuldbewusst, dann rü m pfte sie die Nase, schüttelte
    Chiaras Hand ab und bedeutete ihrer Sekretärin zu gehen. Chiara m usste sich zwingen, den beiden nicht
    nachzublicken. Sie gingen in R i chtung des Ateliers.
    Wollten s i e m it dem Produzenten spreche n ? Würde der ihnen von dem Unfall erzählen? Und würde er bereuen, dass er Chiara den Vorzug vor Elohim gegeben hatte, da sie doch offensichtlich U nglück über die Dreharbeiten brachte?
    Sie trat durch das Tor hinaus. Der Fahrer, den die Produktion für sie abgestellt hatte, hatte sich m it dem Portier unterhalten und b e m er k te s i e er s t , als sie bereits ungeduldig am Wagen stand. H a stig sprang er aus dem Pförtnerhäuschen, grüßte schuldbewusst und hielt ihr die Tür auf. Sie ignorierte ihn und seine Unachtsamkeit und glitt auf die Rückbank.
    Ihr Herz hä mmerte noch im m er, ihr Nacken war feuc h t von Schweiß, aber das Brum m en des Motors beruhigte sie ein wenig.
    Elohim hatte nicht sie ge m ei n t. In W ahrheit w ar es i h r um Jula gegangen. Einmal m ehr sah je m and in Chiara nur ihre Schwe s ter.
    Viell e icht hatte sie n ach dem Unfall vor ein paar Wochen deshalb so schnell den Entschluss gefasst, sich von Julas S chatten zu lösen. W as, wenn alle Recht hatten und sie ihrer Schwester berei t s ähnlicher geworden war, als sie für möglich gehalten hatte?
      
      
      
     
    Vierzehn
     
    »Ich weiß nicht, woran es liegt«, sagte Masken und legte die Speisekarte beiseite, ohne einen Blick hineingeworfen zu haben. »Nie m and will den verd a mmten Kasten haben. Ich habe drei Makler darauf ange s etzt, aber k einer bei ß t an. Die Villa ist unverkäu f lich, jedenfalls zu ihrem tat s ächlichen W ert.«
    Chiara b li c kte nach de nklich in ihr Rotwei n glas. Das The m a langweilte sie, u nd sie bere u t e, Mas k ens Einladung angenom m e n zu haben. » W as schlagen Sie vor ? «
    Er winkte dem Kellner zu, sagte »Das Übliche« und nickte Chiara zu, da m it sie bestellen konnte. Ohne großen Appetit na n nte sie i h re W ünsche, der Kelln e r wiederholte alles auf Französisch u nd entfer n t e sich. Chiara sah ihm nach und durch ihn hindurch. Alle Tische waren besetzt, viele m it bekannten G esichtern aus Fil m , Theater und Variete. Eine seltsa m e Hasslie b e verband Chiara m it Berlins Pr o m inentenlokalen: Zum einen m ochte sie die m eisten Leute nicht, denen sie hier begegnete, und das Gehabe, das künstliche Gelächter, die U m a r m u ngen und Küsse ödeten sie an; zum anderen aber boten gerade diese Orte eine gewisse A non y m ität, denn kaum j e m and interessierte sich hier f ür den anderen und vergaß ihn, sobald er einen Tisch wei t er Platz ge n o m m en hatte.
    »Also ? «, fragte sie.
    Masken

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