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Das Zweite Imperium

Das Zweite Imperium

Titel: Das Zweite Imperium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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eine weitere Blessur am rechten Bein, ohne recht zu wissen, wie er dazu gekommen war. Der Mob brüllte nach seinem Opfer.
    Jetzt ging Kinnison zum Angriff über. Es gelang ihm, seinen Gegner in die Enge zu treiben; er schlug ihm den Säbel zur Seite und zielte mit einem gewaltigen Hieb auf den Hals des Captains. Doch der Thrallier konnte sich im letzten Augenblick noch decken und den Schlag so ableiten, daß ihm nur das halbe Ohr und eine Haarlocke abgetrennt wurden.
    Wieder brüllten die Zuschauer auf. Ihnen war es egal, wessen Blut vergossen wurde, solange sie nur auf ihre Kosten kamen – und die beiden fast ebenbürtigen Säbelkämpfer lieferten sich ein Duell, wie sie es lange nicht gesehen hatten.
    Immer wieder gingen die beiden Kämpfer aufeinander los und fügten sich noch verschiedene kleine Wunden zu, ehe die Pfeife des Colonels schrillte. Das Duell wurde unterbrochen, denn es konnte nicht zugelassen werden, daß einer der Kämpfer während des Kampfes verblutete. Der Captain war seinem Leutnant um zwei Blessuren voraus, wie auch schon bei den früheren Kämpfen. Doch dieses Ergebnis gefiel ihm wenig, denn er spürte seine Kräfte schwinden, während sein Gegner einen noch sehr frischen Eindruck machte.
    Nachdem die Wunden versorgt und die Waffen ausgetauscht waren, ging der Kampf weiter. Doch der Captain ermüdete zusehends, und Gannel übernahm jetzt offen die Initiative.
    Als es vorüber war, stieß Kinnison seinen Säbel neben seinem toten Gegner in den Boden und ließ die Klinge langsam hin und her schwingen, während er sich umwandte und vor dem Colonel salutierte.
    »Sir, ich nehme an, daß ich mir das Recht erworben habe, als Captain meiner Kompanie in Erwägung gezogen zu werden«, sagte er förmlich.
    »Das haben Sie, Sir«, erwiderte der Colonel ebenso förmlich.

17
    Kinnisons Wunden waren nur oberflächlich und heilten daher schnell. Er bestand die Prüfung ohne jede Schwierigkeit, was er nicht anders erwartet hatte, da auch Traska Gannel dazu in der Lage gewesen wäre. Neben dem Wissen des Thralliers, das sich Kinnison angeeignet hatte, verfügte der Lens-Träger über einen eigenen Schatz an Erfahrungen und Kenntnissen. Im Notfall wäre ihm immer noch der Ausweg geblieben, die Antworten in den Gehirnen seiner Prüfer zu lesen.
    Als Captain wäre der wirkliche Gannel ein harter und brillanter Kommandeur gewesen, der sich in der Gruppe der kampferprobten Führer der Königlichen Garde schnell hervorgetan hätte. Kinnison versuchte seinem ›Vorbild‹ gerecht zu werden, was ihm keine Schwierigkeiten machte. Er war grob, rücksichtslos und hart, aber auch absolut fair. Er bestrafte eine Disziplinlosigkeit nicht nach Lust und Laune, sondern setzte das einheitliche Strafmaß auf fünfzehn harte Stockschläge fest. Wenn ein Mann eine Strafe verdient hatte, erhielt er sie. Ausnahmen gab es nicht. Wenn er ein Lob auszuteilen hatte, entledigte er sich dieser Aufgabe bei der Tagesparade mit gleicher Genauigkeit.
    Seine Männer haßten ihn natürlich, und seine Leutnants versuchten ihn zu stürzen. Doch man respektierte ihn und gehorchte ihm; seine Befehle wurden unverzüglich ausgeführt, was mehr war, als mancher andere boskonische Offizier jemals erreichte.
    Nachdem er seine Stellung auf diese Weise gefestigt hatte, begann sich Kinnison für den Major zu interessieren. Wie jeder Tyrann, lebte auch Alcon in ständiger Angst vor Verrätern und Revolutionären, und so gehörten ausgedehnte Kriegsmanöver zu den regelmäßigen Übungen der Armee. Die Manöverangriffe wurden vom General persönlich ausgearbeitet und von verschiedenen Offizieren mit ihren Truppen ausgeführt, während die Königlichen Wachen und Alcons persönliche Truppen die Verteidigung stellten. Die zutage tretenden Schwächen wurden mit Hilfe eines komplizierten Punktesystems bewertet.
    »Captain Gannel, Sie werden die Pässe 25, 26 und 27 halten«, befahl der etwas beunruhigt aussehende Major am Vorabend eines besonders wichtigen Scheinkampfes. Der Lens-Träger war nicht überrascht, denn er hatte seinem Vorgesetzten diesen Gedanken eingegeben. Außerdem wußte er bereits, daß der Major für die gesamte Verteidigung verantwortlich war und daß der Colonel, der die angreifenden Streitkräfte befehligte, seinen Hauptvorstoß durch Paß 27 leiten wollte.
    »Sehr wohl, Sir«, erwiderte er. »Ich möchte jedoch offiziell gegen diese Befehle protestieren. Es ist absolut unmöglich, die drei Pässe mit zwei Abteilungen Infanterie und einer

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