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Das zweite Königreich

Das zweite Königreich

Titel: Das zweite Königreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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auch für Euch! Und das können wir uns nicht leisten.«
    Cædmon überdachte das Problem mit größerem Ernst. »Aber was sollen wir tun, wenn wir kein Wild finden?«
    »Die Wälder, die mir zur Verfügung stehen, sind einfach nicht groß genug«, grollte der König leise. »Und das muß ein Ende haben. Ich brauche mehr Wild für diesen Hof, sonst kann ich ihn nicht ernähren. Und wenn ich meinen Hof nicht ernähren kann, fällt mein Reich auseinander.«
    Cædmon erkannte, daß es wirklich ein ernstes Problem war, das einer Lösung bedurfte. Trotzdem wurden seine Hände feucht, und er spürte einen heißen Druck auf dem Magen. Er kannte seinen König. Wenn William sich schon rechtfertigte, ehe er überhaupt gesagt hatte, welche Teufelei er wieder ausheckte, dann wurde es schlimm.
    Doch der König sah ihn lediglich an – versonnen, so schien es – und wechselte dann unerwartet das Thema: »Es wird gemunkelt, der Papst sei krank, Cædmon.«
    »Oh. Munkelt man auch, wie schlimm?«
    William hob kurz die Schultern. »Die einen sagen dies, die anderen das.«
    »Ich werde für ihn beten, Sire. Alexander ist ein guter Papst.«
    »Ja, vor allem für England. Es kann nie schaden, wenn der Erzbischof von Canterbury der ehemalige Lehrer des Papstes ist, solch alte, persönliche Bande sind mit nichts zu ersetzen.«
    Cædmon nickte zustimmend. Auf dieses Rezept hatte William gesetzt, seit er als siebzehnjähriger Knabe begonnen hatte, sich die Macht in der Normandie zu erkämpfen. Viele derer, die ihm damals beigestanden hatten, waren heute noch an seiner Seite – sie oder ihre Söhne. Und er hatte dafür gesorgt, daß sie es nicht bereuten. Er hatte England erobert und an sie verteilt …
    »Und angenommen, Alexander sei so ernstlich erkrankt, daß bald ein Nachfolger gefunden werden müßte, wer könnte das sein, Sire?«
    Der König sah konzentriert auf die Bäume, die sich vor ihnen wie eine undurchdringliche grüne Mauer erhoben. »Habt ihr je von Hildebrand von Soana gehört?« fragte er beiläufig.
    »Nein.«
    »Nun, das werdet Ihr noch. Er ist Benediktiner, genau wie Lanfranc. Und sie nennen ihn die Geißel Gottes.«
    »Tatsächlich? Dann würde dieser Hildebrand sicher ein Papst nach Eurem Geschmack, Sire.«
    Das schallende Gelächter des Königs hallte durch den stillen Wald, und die Vögel schreckten flatternd aus den Bäumen auf.
    Cædmon erfuhr erst einige Tage später, was William getan hatte. Am Abend vor seinem Aufbruch mit Beatrice nach Helmsby saß er zusammen mit ihr, ihrem Bruder und Prinz Richard im Schatten hinter der Apsis der Kapelle, und sie plauderten. Nach kurzer Zeit gesellte Aliesa sich zu ihnen, den kleinen Henry an der Hand wie so oft in letzter Zeit. Cædmon spürte eine köstliche kleine Hitzewelle wie immer, wenn er sie sah. Zusammen mit Roland und Richard erhob er sich, als sie nähertrat, und bot ihr seinen Platz auf dem Mauervorsprung der Kapelle an, damit sie sich in ihrem guten mandelfarbenen Kleid nicht ins verdorrte Gras setzen mußte.
    »Vielen Dank, Cædmon.« Sie lächelte freundlich, aber unverbindlich und ohne Augenkontakt mit ihm herzustellen, so wie sie es immer tat, wenn sie sich vor Zeugen begegneten. Dann nahm sie den angebotenen Platz ein und zog den kleinen Prinzen auf ihren Schoß, der prompt zu zappeln begann.
    »Oh, kannst du denn niemals stillsitzen, Henry?« schalt sie seufzend, und er strahlte sie an und schüttelte den Kopf.
    Richard zauberte ein zusammengeknotetes Tuch aus seinem Beutel hervor, das kandierte Früchte enthielt. »Komm her, Brüderchen. Ich werd’ dich füttern, damit du Ruhe gibst.«
    Henry kletterte von Aliesas Knien, tapste zu Richard hinüber, kniff die Augen zu und sperrte den Mund auf. Richard wählte eine kleine, von Zucker glänzende Kirsche aus und ließ sie hineinfallen. Offenbar fand die Kirsche Gnade vor Henrys Augen, denn er ließ sich vor Richard nieder, schmiegte sich an sein Knie und hoffte auf mehr.
    Sie beobachteten ihn lächelnd.
    »Ist es wahr, daß der König halb Hampshire zum königlichen Forst erklärt hat?« erkundigte sich Aliesa.
    Cædmon, der gänzlich in die Betrachtung des kleinen Prinzen versunken gewesen war, hob den Kopf. »Wie bitte?«
    Sie machte eine unbestimmte Geste. »Gerüchte, wie üblich.«
    »Doch, es stimmt«, wußte Richard zu berichten. »Eine Fläche von fast hunderttausend Acres.«
    Roland pfiff vor sich hin. »Ein wahrhaft königliches Revier.«
    »Wo in Hampshire?« fragte Cædmon.
    »Ihr wart doch

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