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Das zweite Zeichen

Titel: Das zweite Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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verwandelte sie wieder in ein Kind, das sich vor Schatten und Geistern fürchtet.
»Ich bin doch bei Ihnen«, fügte Rebus hinzu.
»Nun ja... Kann ich erst noch was anderes machen?«
»Was denn?«
Sie zupfte an ihren feuchten Klamotten herum. »Ein Bad nehmen.«
Dann lächelte sie. »Ich weiß, dass das ein bisschen unverschämt ist, aber ich könnte wirklich
eins gebrauchen, und in der Bude gibt es überhaupt kein Wasser.«
Rebus lächelte ebenfalls und nickte bedächtig. »Meine Badewanne steht zu Ihrer Verfügung«, sagte
er.

Während sie im Bad war, hängte er ihre Sachen über den Heizkörper im Flur und drehte die Heizung
auf. Schon bald war es in der Wohnung wie in einer Sauna. Rebus kämpfte mit den Schiebefenstern
im Wohnzimmer und versuchte vergeblich, sie zu öffnen. Er machte noch mehr Tee, diesmal eine
ganze Kanne, und als er sie gerade ins Wohnzimmer getragen hatte, hörte er Tracy aus dem
Badezimmer rufen. Er ging in den Flur und stellte fest, dass sie den Kopf aus der Badezimmertür
steckte.
Sie war in Dunstschwaden eingehüllt. Haare, Gesicht und Hals glänzten.
»Keine Handtücher«, sagte sie erklärend.
»Tut mir Leid«, sagte Rebus. Er holte welche aus dem Schrank im Schlafzimmer und brachte sie ihr.
Als er sie durch den Türspalt schob, war ihm das unwillkürlich peinlich.
»Danke«, rief sie.
Er hatte das Weiße Album durch leisen Jazz ersetzt und saß mit seinem Tee da, als sie
hereinkam. Ein großes rotes Handtuch hatte sie geschickt um ihren Körper geschlungen, ein
weiteres um ihren Kopf. Er hatte sich schon oft gefragt, wieso Frauen das so gut konnten. Ihre
Arme und Beine waren bleich und dünn, doch sie hatte zweifellos eine gute Figur, und die Hitze
des Bades verlieh ihr einen besonderen Glanz. Er erinnerte sich an die Fotos von ihr in Ronnies
Zimmer. Und dann fiel ihm die verschwundene Kamera ein.
»Hat Ronnie immer noch gerne fotografiert? Ich meine in letzter Zeit.« Die Wortwahl war leider
nicht sehr subtil, und er zuckte ein wenig zusammen. Aber Tracy schien es nicht bemerkt zu
haben.
»Ich glaub schon. Wissen Sie, er war ziemlich gut. Er hatte einen guten Blick. Aber er hat den
Durchbruch nicht geschafft.«
»Wie hart hat er denn daran gearbeitet?«
»Verdammt hart.« Ihre Stimme klang verärgert. Vielleicht hatte Rebus zu viel berufsbedingte
Skepsis mit durchklingen lassen.
»Ja, das glaube ich. Ist wohl ein Beruf, in den man nicht so leicht reinkommt.«
»Sehr wahr. Und es gab einige Leute, die wussten, wie gut Ronnie war. Sie wollten ihn nicht als
Konkurrenten. Haben ihm Steine in den Weg gelegt, wann immer und wo immer sie konnten.«
»Sie meinen andere Fotografen?«
»Ja. Als Ronnie sich wirklich ins Zeug gelegt hat, bevor er anfing, alle Illusionen zu verlieren,
wusste er nicht so richtig, wie man sich einen Namen macht. Also ist er zu mehreren Studios
gegangen, und hat den Typen, die dort arbeiteten, ein paar von seinen Sachen gezeigt. Er hatte
einige wirklich geniale Aufnahmen. Sie wissen schon, alltägliche Dinge aus ungewöhnlichen
Perspektiven. Das Castle, Waverley Monument, Calton Hill.«
»Calton Hill?«
»Ja, dieses Dingsda.«
»Das Edinburgh Folly?«
»Genau das.« Das Handtuch war ein wenig von ihren Schultern gerutscht, und während Tracy dort
saß, die Beine untergeschlagen, und ihren Tee trank, gab es auch noch ein gutes Stück von ihrem
Oberschenkel frei. Rebus versuchte, sich auf ihr Gesicht zu konzentrieren. Das war nicht einfach.
»Nun ja«, sagte sie gerade, »Man hat ihm ein paar von seinen Ideen geklaut. Ab und zu sah er ein
Foto in einem dieser lokalen Käseblätter, und es war aus der gleichen Perspektive aufgenommen,
die er benutzt hatte, zur gleichen Tageszeit, die gleichen Filter. Diese Schweine hatten seine
Ideen abgekupfert. Er hat ihre Namen unter den Fotos erkannt. Es waren die Typen, denen er seine
Mappe gezeigt hatte.«
»Wie lauteten die Namen?«
»Daran kann ich mich nicht mehr erinnern.« Sie zog an dem Handtuch herum. Es lag etwas Defensives
in ihren Bewegungen. War es so schwer, sich an einen Namen zu erinnern? Sie kicherte. »Er wollte
mich überreden, für ihn zu posieren.«
»Ich habe das Ergebnis gesehen.«
»Nein, nicht diese Fotos. Sie wissen schon, Nacktaufnahmen. Er hat gesagt, er könnte sie für ein
Vermögen an bestimmte Magazine verkaufen. Aber das wollte ich nicht. Ich meine, das Geld wäre ja
gut und schön gewesen, aber solche Magazine werden doch herumgereicht, oder etwa nicht? Ich
meine,

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