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Das zweite Zeichen

Titel: Das zweite Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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aus.
»Hatte mit Watsons Anti-Drogen-Kampagne zu tun.«
»Ach so, Tommy blättert reichlich Schotter dafür hin, was? Nein ich sollte wohl nicht so hart mit
ihm sein. Er hat mir schon hin und wieder mal einen Gefallen getan.«
»Hatte 'n bisschen viel getrunken.«
McCall lachte leise. »Dann hat er sich also nicht verändert. Aber er kann es sich ja erlauben.
Dieses Transportunternehmen von ihm, das läuft jetzt von alleine. Früher war er vierundzwanzig
Stunden am Tag und zweiundfünfzig Wochen im Jahr dort. Heutzutage kann er sich so lange
freinehmen, wie er will. Sein Steuerberater hat ihm mal empfohlen, ein ganzes Jahr auszusetzen. Kannst du dir das vorstellen? Aus steuerlichen Gründen. Diese Probleme müssten wir
mal haben, was, John?«
»Da hast du Recht, Tony.« Rebus hielt immer noch die Supermarkttüte in der Hand. McCall deutete
mit einem Nicken darauf.
»Ist der Fall damit erledigt?«
»Es macht die Sache etwas klarer«, sagte Rebus. »Ich werde die Kamera vielleicht nach
Fingerabdrücken untersuchen lassen.«
»Kann ich dir gleich sagen, was du da finden wirst«, sagte McCall.
»Die von dem Toten und von diesem Charlie.«
»Du hast jemanden vergessen.«
»Wen?«
»Dich, Tony. Du hast die Kamera mit den Fingern aufgehoben, erinnerst du dich?«
»Ach, tut mir Leid. Ich hab nicht nachgedacht.«
»Macht nichts.«
»Jedenfalls ist das doch schon mal was, oder? Ein Grund zum Feiern, meine ich. Ich weiß nicht,
wie's mit dir aussieht, aber ich komme fast um vor Durst.«
Als sie den Raum verließen, krachte eine der Büchersäulen endgültig zusammen. Die Bücher
purzelten auf den Boden wie Dominosteine, die daraufwarteten, gemischt zu werden. Rebus öffnete
noch einmal die Tür, um nachzusehen, was passiert war.
»Geister«, sagte McCall. »Weiter nichts. Bloß Geister.«

Es machte nicht viel her. Nicht was er erwartet hatte. Okay, da stand in einer Ecke eine
Topfpflanze, an den Fenstern waren schwarze Springrollos, und es gab sogar einen Computer, der
auf einem recht neu aussehenden Kunststoffschreibtisch vor sich hin staubte. Aber trotzdem war es
bloß die zweite Etage eines Mietshauses, nur als Wohnung konzipiert und nicht dafür vorgesehen,
professionell als Büro oder Studio benutzt zu werden. Holmes sah sich in dem Raum ­ dem so
genannten »Chefbüro« ­ um, während das niedliche, gerade der Schulbank entwachsene Mädchen
hinausgegangen war, um »Seine Hoheit« zu holen. So hatte sie ihn genannt. Wenn die eigenen
Mitarbeiter keinen Respekt vor ihrem Boss hatten oder zumindest ein wenig Furcht, dann stimmte
etwas nicht. Und als die Tür aufging und »Seine Hoheit« eintrat, war Holmes sofort klar, dass mit
Jimmy Hutton etwas nicht stimmte.
Zum einen war er jenseits der fünfzig, doch was er noch an Haaren auf dem Kopf hatte, hing ihm in
langen dünnen Strähnen fast bis in die Augen. Außerdem trug er Jeans, ein Fehler, den viele
machen, die sich für ewig jung halten. Und er war klein. Knapp einssechzig. Jetzt begann Holmes,
den Scherz der Sekretärin zu verstehen. Seine Hoheit, in der Tat. Er wirkte ungehalten über die
Störung, aber er hatte es sich immerhin verkniffen, die Kamera aus dem Kinderzimmer oder
Abstellraum mitzubringen, oder was auch immer in dieser eher kleinen Wohnung als Studio diente.
Er streckte eine Hand aus, und Holmes schüttelte sie.
»Detective Constable Holmes«, stellte er sich vor. Hutton nickte, nahm eine Zigarette aus dem
Päckchen auf dem Schreibtisch seiner Sekretärin und zündete sie an. Die registrierte das mit
offenkundigem Missfallen, während sie sich wieder hinsetzte und ihren engen Rock glatt strich.
Hutton hatte Holmes noch nicht ein einziges Mal direkt angesehen. Sein Blick hatte etwas
Abwesendes, als ob er mit den Gedanken ganz woanders wäre. Er trat ans Fenster, sah hinaus und
legte den Kopf in den Nacken, um eine Rauchwolke an die hohe, dunkle Decke zu pusten, dann ließ
er den Kopf sinken und lehnte sich gegen die Wand.
»Hol mir 'nen Kaffee, Christine.« Sein Blick kreuzte kurz den von Holmes. »Wollen Sie auch
einen?« Holmes schüttelte den Kopf.
»Bestimmt nicht?«, fragte Christine freundlich, während sie erneut aufstand.
»Na gut. Danke.«
Mit einem Lächeln verließ sie den Raum, um in die Küche oder die Dunkelkammer zu gehen und Wasser
aufzusetzen.
»Also«, sagte Hutton. »Was kann ich für Sie tun?«
Noch etwas war seltsam an dem Mann. Er hatte eine hohe Stimme, nicht schrill oder feminin,
einfach hoch. Und

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