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Dass du ewig denkst an mich

Titel: Dass du ewig denkst an mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Lauries Verteidigung konzentrierte.
Laurie setzte sich in einen der Armsessel.
»Ich wette, Sie haben gedacht, Sie würden sie jetzt dazu
bringen, sich hinzulegen.« Das war wieder die schrille Stimme.
»Ich denke, jetzt spricht Kate, nicht wahr?« fragte Justin
freundlich.
Das Aussehen einer Sechzehnjährigen war verflogen.
Lauries Gesicht hatte einen harten Ausdruck angenommen.
Nein, es war fester geworden, ausgeprägter, dachte Sarah. Sie
wirkt älter.
»Ja, es ist Kate. Und ich möchte Ihnen dafür danken, daß Sie
es geschafft haben, diesen Jammerlappen gestern vor dem
Gefängnis zu bewahren. Ich habe neulich versucht, sie davon
abzuhalten, diesen verrückten Brief an Allans Frau zu
schreiben, aber sie wollte nicht auf mich hören. Und jetzt sehen
Sie, was passiert ist.«
»Laurie hat den Brief geschrieben?« fragte Justin.
»Nein, das war Leona. Der Jammerlappen hätte einen
Beileidsbrief geschrieben, und das wäre genauso schlimm
gewesen. Ich schwör’s, ich kann sie nicht ertragen und die
anderen beiden auch nicht! Die eine schmachtet die ganze Zeit
nach Allan Grant, und die andere, das kleine Kind, heult
immer. Wenn sie nicht bald den Mund hält, drehe ich ihr den
Hals um.«
Sarah konnte den Blick nicht von Laurie wenden. Diese
andere Persönlichkeit, die sich Kate nannte, bewohnte Lauries
Körper, lenkte Lauries Handlungen oder versuchte zumindest,
sie zu lenken. Wenn sie im Zeugenstand mit solcher Arroganz
auftrat und mit diesem Gehabe, mit dem sie andere Menschen
einzuschüchtern versuchte, würde keine Jury Laurie jemals
freisprechen.
»Wissen Sie, ich habe die Videokamera noch nicht
eingeschaltet«, meinte Justin. »Sie sind heute morgen mächtig
schnell rausgekommen. Ist es Ihnen recht, wenn ich sie jetzt
einschalte?«
Ein Achselzucken. »Nur zu, Sie tun’s ja ohnehin.«
»Kate, Laurie hat sich gestern schrecklich aufgeregt nicht
wahr?«
»Das wissen Sie doch. Sie waren ja selbst dabei.«
»Ich kam erst dazu, nachdem sie sich aufgeregt hatte. Ich
hatte mich nur gefragt, ob Sie mir vielleicht sagen können, was
die Aufregung ausgelöst hat.«
»Darüber zu sprechen ist verboten.«
Donnelly schien das kalt zu lassen. »Na schön, dann reden
wir eben nicht darüber. Könnten Sie mir zeigen, was Laurie tat,
als sie sich aufregte?«
»Kommt nicht in Frage.« Sie drehte den Kopf zur Seite.
»Hör doch mit dem Schniefen auf.«
»Weint Debbie?« fragte Justin.
»Wer denn sonst?«
»Das weiß ich nicht. Wie viele sind Sie denn?«
»Nicht viele. Ein paar von den anderen sind weggegangen,
als Laurie wieder zu Hause war. Zum Glück. Es fing an, eng zu
werden. Du sollst aufhören, habe ich gesagt.«
»Kate, wenn ich mit Debbie reden könnte, finde ich
vielleicht heraus, was sie plagt.«
»Nur zu. Ich komme mit der ohnehin auf keinen grünen
Zweig.«
»Debbie, bitte, du brauchst keine Angst zu haben. Ich
verspreche dir, niemand wird dir weh tun. Sprich doch wieder
mit mir, ja?« Justin Donnellys Stimme klang sanft und
einschmeichelnd.
Der Wechsel vollzog sich blitzartig. Das Haar fiel nach vorn,
die Gesichtszüge glätteten sich, die Lippen schürzten sich,
fingen zu beben an, die Hände verschränkten sich im Schoß,
die Beine baumelten. Tränen strömten ihr über die Wangen.
»Tag, Debbie«, sagte Justin. »Du hast heute schon ‘ne Menge
geweint, was?«
Sie nickte heftig.
»Ist gestern etwas mit dir passiert?«
Sie nickte zustimmend.
»Debbie, du weißt doch, daß ich dich mag. Du weißt auch,
daß ich aufpasse, daß dir nichts geschieht. Glaubst du, du
kannst mir vertrauen?«
Ein vorsichtiges Nicken.
»Kannst du mir dann sagen, was dir angst gemacht hat?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Du kannst es mir nicht sagen. Dann kannst du es mir
vielleicht zeigen. Warst du dabei, ins Tagebuch zu schreiben?«
»Nein. Laurie hat geschrieben.« Die Stimme klang weich
wie die eines Kindes und traurig.
»Laurie hat geschrieben, aber du hast mitgekriegt, was sie
schrieb, oder?«
»Nicht alles. Ich habe gerade mit Lesen lernen angefangen.«
»Also schön, dann zeig mir, was Laurie gemacht hat.«
Sie griff nach einem imaginären Stift, machte eine
Bewegung, wie wenn man ein Buch aufschlägt, und begann in
der Luft zu schreiben. Sie zögerte, hob den Stift, als dächte sie
nach, sah sich um, und dann senkte sich ihre Hand, um
umzublättern.
Ihre Augen weiteten sich, ihr Mund öffnete sich in einem
lautlosen Schrei. Sie sprang auf, warf das Buch weg und
begann mit

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