Dass du ewig denkst an mich
ich hoffe, es
macht Ihnen nichts aus. Ich bin mit dieser Journalistin von People zu der Farm gefahren, wo Sie in den zwei Jahren
gewohnt haben, die Sie bei uns waren. Verflixt noch mal. Ich
habe wirklich gar nicht mitgekriegt, daß sie niedergebrannt
war. Wahrscheinlich sind da Halbstarke oder irgendein
Landstreicher eingebrochen und haben unvorsichtig mit
Streichhölzern hantiert.«
Bic machte einen Kreis aus Daumen und Zeigefinger und
blinzelte Opal zu. »Tut mir wirklich leid, das zu hören. Carla
und ich haben uns dort sehr wohl gefühlt.«
»Nun, sie haben ein paar Fotos von dem Anwesen gemacht.
Ich hörte, wie diese Reporterin sagte, sie wüßte nicht, ob sie sie
in dem Artikel bringen würde, aber der Hühnerstall stehe
wenigstens noch und das sei für jedermann Beweis genug, daß
Sie ganz bescheiden angefangen haben.«
86
Karen Grant kam um neun Uhr in die Agentur und seufzte
erleichtert auf, als sie feststellte, daß Anne Webster noch nicht
da war. Karen fiel es immer schwerer, ihren Unmut über Annes
Unschlüssigkeit zu verbergen. Jetzt wollte sie das Büro erst
Mitte August an Karen verkaufen. Sie hatte Anne erklärt, es sei
wirklich nicht nötig, daß sie weiterhin ins Büro komme, denn
die Geschäfte gingen schlecht, und sie konnte die Arbeit
mühelos allein bewältigen. Schließlich war Anne beinahe
siebzig, und die tägliche Fahrt aus Bronxville in die Stadt war
anstrengend.
Aber Anne erwies sich als unerwartet hartnäckig und
versteifte sich darauf, alte Stammkunden zum Essen
auszuführen und ihnen zu versichern, daß Karen sich ebenso
gut um sie kümmern werde, wie sie das getan hatte.
Dafür gab es natürlich einen guten Grund: Anne würde drei
Jahre lang einen prozentualen Anteil am Gewinn bekommen,
und es stand außer Zweifel, daß nach beinahe zwei Jahren
Flaute die Stimmung langsam umschlug und die Leute sich
wieder auf das Reisen besannen.
Sobald Anne ausgeschieden war, könnte Edwin ihr Büro
benutzen. Aber sie würden bis zum Herbst warten, ehe sie
zusammenzogen, weil es sich bestimmt besser machte, wenn
sie bei Laurie Kenyons Prozeß als trauernde Witwe auftrat.
Wenn man von Anne absah und davon, daß ständig dieser
verdammte Detektiv auftauchte, fühlte Karen sich wie im
siebenten Himmel. Sie war verrückt nach Edwin, und Allans
Treuhandvermögen war jetzt auf ihren Namen umgeschrieben
worden. Einhunderttausend oder mehr im Jahr auf die nächsten
zwanzig Jahre, und in der Zwischenzeit wuchs der Wert der
Aktien noch an. Eigentlich tat es ihr gar nicht leid, daß sie noch
nicht an das Kapital herankonnte. Vielleicht würde sie nicht auf
alle Zeit mit Edwin Zusammensein, und sein Geschmack war
eher noch kostspieliger als der ihre.
Die Tür ging auf, und Karen zwang sich zu einem
freundlichen Lächeln, als Anne Webster hereinkam. Jetzt wird
sie mir erzählen, daß sie letzte Nacht nicht geschlafen hat,
dafür aber ihr übliches Nickerchen im Zug gemacht hat, dachte
sie.
»Guten Morgen, Karen. Du siehst aber heute reizend aus. Ist
das schon wieder ein neues Kleid?«
»Ja, ich hab’ es erst gestern gekauft.« Karen konnte nicht
widerstehen, auch den Namen des Designers zu erwähnen. »Es
ist ein Scaasi.«
»Das sieht man ihm an.« Anne seufzte und schob eine graue
Haarsträhne zurück. »Heute morgen spüre ich wirklich mein
Alter. Ich war die halbe Nacht wach und habe dann wie üblich
im Zug wie eine Tote geschlafen. Ich saß neben Ed Anderson,
einem Nachbarn von mir. Er nennt mich immer Dornröschen
und sagt, ich würde irgendwann einmal auf dem
Rangierbahnhof aufwachen.«
Karen fiel in Annes Lachen ein. Mein Gott, wie oft muß ich
mir diese Dornröschengeschichte noch anhören? dachte sie.
Nur noch drei Wochen, sagte sie sich dann. An dem Tag, an
dem der Vertrag ausläuft, ist es aus mit Anne Webster.
87
Brendon Moody beobachtete das Reisebüro von der Hotelhalle
aus, als um Viertel vor zehn Connie Santini, die Sekretärin,
kam und Karen Grant das Büro kurz darauf verließ. Irgend
etwas an Anne Websters Schilderung des Abends, den sie mit
Karen Grant auf dem Flughafen von Newark verbracht hatte,
beschäftigte ihn. Er hatte sich vor einer Woche mit Anne
Webster unterhalten und wollte sie heute noch einmal
sprechen. Er ging zu der Agentur hinüber und gab sich beim
Öffnen der Tür Mühe, das Lächeln eines zufälligen Besuchers
aufzusetzen. »Guten Morgen, Mrs. Webster. Ich bin zufällig
vorbeigekommen und dachte, ich
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