Dauergeil
zu halten, wohin die Reise gehen sollte.
Laura konnte sich nicht von den Partner-Chatrooms lösen. Verschiedene Personen tauchten auf, kleine, große, dicke und sportliche, alte und manchmal auch Männer, die viel zu jung waren. Laura trank einen Schluck Tee und klickte die ganzen Männer weg.
„Jetzt nicht mehr, ich muss davon loskommen“, sagte sie sich und gestand sich ein, den verdammten Computer nicht auslassen zu können. Suchtpotenzial hatte es Tina mal genannt. Für Laura war es vielleicht zu spät, sie dachte außer an Sex nur noch an den nächsten Mann, den sie wieder im Internet herausfischen konnte. Auf normalem Weg einen Mann kennenlernen? Laura versuchte, sich vorzustellen, wie das früher war, als sie noch keinen Computer besaß. Sie konnte sich in diesem Moment überhaupt nicht vorstellen, wie man einem Menschen begegnen sollte. Wo denn? Und wie sprach man einen Mann an? Plötzlich wurde ihr bewusst, wie tief sie schon in die virtuelle Welt gesunken war. Sie war bereits dabei, weltfremd zu werden, im richtigen Leben nicht mehr kommunizieren zu können und auch kein Interesse mehr daran zu haben, einem Mann zu begegnen, den sie nicht im Internet kennengelernt hatte.
Wir sind alle gemeinsam allein, dachte sie traurig. Sie fühlte sich plötzlich nicht mehr wohl, sprang auf und starrte auf den Bildschirm, über den Männer flimmerten.
Laura musste sich erst einmal darüber klar werden, ob das Leben wirklich so schlecht war, wie es im Moment den Anschein hatte, oder ob sie nur eine Pechsträhne hatte, die keine Liebe zuließ. Okay, die Erfahrungen hatten auch was Gutes. Diese Abenteuer ließen sie offener in ihren Ansichten werden. Sie hatte viele sexuelle Besonderheiten kennengelernt und war vielem gegenüber toleranter geworden. Neigungen anderer Menschen, ob nun in sexueller Hinsicht oder Lebensanschauungen, konnte Laura nun viel leichter akzeptieren. Vielleicht war das der Sinn in diesem Spiel, dass sie nicht mehr kleinkariert-spießig denken, sondern in ihren Beobachtungen und Empfindungen über den Dingen stehen sollte. Laura wusste, dass sie nichts erzwingen konnte und dass das Schicksal nun einmal eigene Wege ging, denen sie einfach folgen musste.
5
Laura wählte die typisch für Deutsche Urlaubsinsel Mallorca, denn die Insel war nicht weit entfernt und Laura würde abseits des Trubelgebietes schon ihre Ruhe finden. Sie entschied sich für ein Hotel, das nicht am Strand, sondern an einer Steilküste lag.
Sie hatte ein schönes Zimmer in Palma ergattert. Es bestand aus einem kleinen Flur, einem separaten Bad, und einem großen Schlafraum. Da das Zimmer ebenerdig war, gab es keinen Balkon. Man konnte direkt in den angelegten Garten treten. Schön und ruhig war es, was wollte sie mehr?
Vorsichtshalber hatte Laura sich bereits vor dem Urlaub informiert, dass es auch auf dieser Insel einen Swingerclub gab. Bei diesem Gedanken begann sie zu lächeln und schwamm auf den Beckenrand im Pool zu, um das Wasser zu verlassen. Laura musste nicht wieder mit dem Sex anfangen, sie hatte nur daran gedacht, für den Fall, dass sie die gewohnte Geilheit überkäme und es auf dieser Insel stinkend langweilig wäre.
Spät abends kam ihr dann doch der Gedanke, in den Hotelhallen an einem der Internetterminals, die mit Münzen betrieben wurden, nach dem Swingerclub „Passion-Club“ zu sehen. Ob Laura dort ihre eigene Passion ausleben konnte?
Laura sah auf ihre Armbanduhr und stellte fest, dass es Zeit war, zum Bus zu gehen. Es dauerte beinahe eine dreiviertel Stunde, ehe ein leuchtend roter Schriftzug über der Frontscheibe anzeigte, dass die nächste Station Arenal war.
Ganz Arenal war beleuchtet, Laternen säumten die Straße und die Strandpromenade, die sich gleich daneben befand. Die Luft war herrlich lauwarm, nicht zu schwül. Laura ging in Richtung Taxistand und fragte den nächsten Fahrer, ob er frei sei. Er nickte, hob die Hand und deutete in Richtung Tür. Sie hatte Glück, der Taxifahrer verstand ein kleines bisschen Deutsch. Er fragte nach der Straße. Dann fuhren sie an der Ansammlung von Kneipen, Diskotheken und Geschäften vorbei. Diese Ecke war die verruchteste. Sie sah, wie einige Betrunkene grölend durch die schmalen Straßen liefen und wie sich Menschentrauben um die Großkneipe „Oberbayern“ bildeten. Überall hörte sie die stampfende Musik der typischen Kneipensongs und Thekenknüller. Laura war froh, dass der Taxifahrer etwas schneller fuhr und den Alptraumort verließ. Nach einem
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