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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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sie immer in sich, tief in seinem Inneren verwurzelt. Aber der wahre Grund seiner Überlegenheit war weder Schmerz noch Einfallsreichtum. Es war seine Motivation.
    Der Gedanke, der sich aus dem Chaos heraus zu einer Hoffnung geformt hatte – das Chimärenmädchen wiederzusehen –, war zu einem Plan geworden.
    Er hatte zwei Teile. Nur für den ersten Teil brauchte er Magie; er bestand darin, seine Flügel mit einem Zauber zu verbergen. Die selbsternannten Magi kannten einen Tarnungszauber, aber der war rudimentär. Er verursachte eine Art »Krümmung« in der Luft, was das Auge dazu brachte, das betreffende Objekt zu übersehen – zumindest aus der Ferne. Aber er bewirkte keine Unsichtbarkeit. Wenn Akiva die Chance haben wollte, sich unbemerkt zwischen seinen Feinden zu bewegen – worin der erste Teil seines Plans bestand –, brauchte er etwas Besseres.
    Also arbeitete er daran. Monatelang. Er lernte, in den Schmerz einzudringen, als wäre er ein Ort. Wenn er etwas aus dem Inneren des Schmerzes betrachtete, sah es anders aus – klarer –, und es fühlte und hörte sich auch anders an, kühl und blechern. Der Schmerz war wie eine Linse, die seine Sinne und Instinkte schärfte, und mit viel Übung und unendlicher Geduld schaffte er es endlich. Es war ein Triumph, der ihm Ruhm und die höchsten Ehren hätte einbringen können, aber es bereitete ihm eine kalte Genugtuung, die Errungenschaft für sich zu behalten.
    Der andere Teil seines Plans bestand darin, die Sprache der Chimären zu lernen. So hockte er sich nachts auf die Dächer der Sklavenbaracken und lauschte den Geschichten, die sie im Licht ihres stinkenden Dungfeuers erzählten. Ihre Erzählungen waren unerwartet vielfältig und schön, und wenn Akiva ihnen lauschte, stellte er sich unwillkürlich vor, wie er mit seinem Chimärenmädchen an einem Lagerfeuer saß und sie ihm die Geschichten erzählte. In Gedanken bezeichnete er sie immer öfters als
sein
Chimärenmädchen, und es fühlte sich nicht einmal seltsam an.
    Als er schließlich zu seinem Regiment in Morwen zurückgesandt wurde, hatte er das Gefühl, dass sein chimärischer Akzent noch einen Feinschliff hätte vertragen können, aber alles in allem war er bereit für das, was ihm bevorstand.

Fast wie Magie
    Damals war es Madrigals Existenz gewesen, die wie eine Stimme nach ihm gerufen hatte. Jetzt war es die Existenz von Karou. Damals war Loramendi, die Käfig-Stadt der Bestien, sein Ziel gewesen. Nun war es Marrakesch. Wieder ließ er Hazael und Liraz zurück, aber diesmal nicht unwissend, denn inzwischen kannten sie die Wahrheit über ihn.
    Was sie damit anfangen würden, konnte er sich nicht vorstellen.
    Liraz hatte ihn als Verräter beschimpft und gesagt, er mache sie krank. Hazael hatte ihn nur bleich und voller Abscheu angestarrt.
    Aber sie hatten ihn ohne Blutvergießen gehen lassen – weder sein Blut war geflossen noch ihres, und das war das Beste, was er sich erhofft hatte. Ob sie ihrem Kommandanten – oder gar dem Imperator – etwas davon sagen würden, wusste er natürlich nicht, auch nicht, ob sie zurückkommen und ihn jagen oder ob sie ihn decken würden. Er konnte jetzt auch nicht darüber nachdenken, denn während er, den Wunschknochen in der Hand, übers Mittelmeer flog, gehörten seine Gedanken einzig und allein Karou. Er stellte sich vor, dass sie auf ihn wartete, dort auf dem verrückten marokkanischen Platz, wo sich ihre Blicke das erste Mal getroffen hatten. So klar hatte er sie vor Augen, bis hin zu der Bewegung, mit der sie wahrscheinlich gerade die Hand immer wieder zum Hals hob, um nach dem Wunschknochen zu greifen, nur um sich dann wieder daran zu erinnern, dass sie ihn gar nicht umhängen hatte.
    Denn nun hatte Akiva ihn ja. Alles, was der Wunschknochen für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bedeutete, all das befand sich hier in seiner Hand – fast wie Magie, so hatte Madrigal es einmal ausgedrückt.
    Bis zu der Nacht, als er Madrigal endlich wiedersah, hatte Akiva nicht einmal gewusst, was ein Wunschknochen war. Sie trug ihren an einem Band um den Hals, ein Schmuck, der überhaupt nicht zu ihrem Seidengewand passte. Und schon gar nicht zu ihrer Seidenhaut.
    »Das ist ein Wunschknochen«, hatte sie ihm erklärt und ihm das Ding entgegengehalten. »Du musst den Finger um den einen Sporn haken, so etwa, dann wünschen wir uns beide was und ziehen gleichzeitig. Wer das größere Stück in der Hand behält, dessen Wunsch geht in Erfüllung.«
    »Magie?«,

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