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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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wird passieren.
    Aber was?
    Sie redete sich ein, dass sie, wenn sie vor Thiago stand, sicherlich wissen würde, was sie zu tun hatte. Erröten und knicksen, mit ihm tanzen, die schüchterne Jungfrau spielen und gleichzeitig einladend lächeln? Oder ihn auf Distanz halten, seine Avancen ignorieren und Soldat bleiben?
    »Jetzt komm schon«, sagte Chiro kopfschüttelnd, als ob Madrigal ein hoffnungsloser Fall wäre. »Nwella hat bestimmt etwas für dich zum Anziehen. Aber du musst nehmen, was sie dir gibt, und darfst nicht meckern.«
    »In Ordnung«, meinte Madrigal. »Dann auf zu den Bädern. Damit wir strahlend sauber werden.«
    Wie Gemüse
, dachte sie,
wie Gemüse, bevor es im Eintopf landet
.

Gezuckert
    »O nein«, sagte Madrigal vor dem Spiegel. »Nein, nein.
Nein!
«
    Nwella hatte natürlich ein Kleid für sie gehabt. Ein figurbetonendes Abendkleid aus mitternachtsblauer, schillernder Seide, so fein, dass man das Gefühl hatte, der Stoff würde sich bei der geringsten Berührung auflösen. Es war verziert mit winzigen Kristallen, die das Licht einfingen und reflektierten wie Sterne, und rückenfrei, so dass Madrigals lange weiße Wirbelsäule bis hinunter zum Steißbein zu sehen war. Erschreckend. Und nicht nur der Rücken blieb nackt, sondern auch Schultern, Arme und Dekolleté. Viel zu viel Dekolleté. »Nein.« Madrigal machte sich daran, das Kleid wieder abzustreifen, aber Chiro hielt sie auf.
    »Denk dran, was ich gesagt habe: Meckern verboten!«
    »Das nehme ich zurück. Ich behalte mir das Recht vor, bei Bedarf zu meckern.«
    »Zu spät. Es ist sowieso deine Schuld. Du hattest eine ganze Woche Zeit, dir ein Kleid zu beschaffen. Siehst du jetzt, was passiert, wenn du so was aufschiebst? Dann treffen andere deine Entscheidungen.«
    Madrigal hatte das sichere Gefühl, dass sie damit nicht das Kleid meinte. »Was? Soll das jetzt eine Strafaktion sein?«
    Nwella, die auf der anderen Seite stand, gab ein spöttisches Schnauben von sich. Sie war ein zerbrechliches Wesen mit dem Erscheinungsbild einer Echse und hatte zusammen mit Madrigal und Chiro die Schule besucht, ehe sich ihre Wege trennten, als die beiden Schwestern sich zum Kampftraining meldeten und Nwella in den königlichen Dienst ging. »Eine Strafe? Dafür zu sorgen, dass du umwerfend aussiehst, meinst du? Schau dich doch mal an.«
    Widerwillig befolgte Madrigal ihren Befehl – und sah Haut. Ein zartes, fast unsichtbares Gespinst einzelner Seidenstränge umschloss ihren Hals – das war alles, was das Kleid an ihrem Körper hielt. »Ich sehe aus, als wäre ich nackt.«
    »Du siehst einfach sensationell aus«, entgegnete Nwella, die als Schneiderin bei einer der jüngeren Frauen des Kriegsherrn arbeitete – von denen die jüngsten, um es freundlich auszudrücken, auch nicht mehr ganz jung waren. Seit ein paar Jahrhunderten versuchte der Kriegsherr nicht mehr, sich neuen Bräuten aufzuzwingen. Wie Brimstone besaß auch er einen natürlichen Körper, und man sah es ihm an. Thiago, sein Erstgeborener, war ein paar hundert Jahre alt, hatte jedoch die Haut eines jungen Mannes und die Hamsas, die dazugehörten.
    Wie Madrigal gesagt hatte, war der Reinheits-Fetisch des Generals pure Heuchelei: Er hatte bereits zahlreiche Wiedererweckungen hinter sich, und seine Haltung war sogar doppelt scheinheilig – nicht nur war er selbst nicht »rein«, er war nicht einmal von hochmenschlicher Geburt.
    Der Kriegsherr war ein Hirschwesen und trug einen Hirschkopf: Er war nicht von menschlichem Erscheinungsbild – genauso wenig wie seine Frauen –, und das Gleiche hatte ursprünglich auch für Thiago gegolten. Es war nicht ungewöhnlich, dass ein Wiedergänger in einem Körper zurückkehrte, der anders war als sein natürlicher; Brimstone hatte nicht immer etwas Passendes zur Hand – es war eine Frage der Zeit und des Zahnangebots. Doch Thiagos Körper waren eine andere Geschichte. Er hatte sie nach seinen eigenen Anweisungen anfertigen lassen, und zwar schon bevor er sie benötigte, damit er sie auf Mängel überprüfen und nur seine Zustimmung geben konnte, wenn sie ihm zusagten. Einmal hatte Madrigal miterlebt, wie Thiago eine nackte Nachbildung seiner selbst kontrollierte – die Hülle, die ihn aufnehmen würde, wenn er das nächste Mal gestorben war. Ein makabrer Anblick.
    Nervös zupfte Madrigal an dem Kleid herum, denn sie war ziemlich sicher, dass eine zu schwere Hand beim Tanzen es ihr glatt ausziehen würde. »Nwella«, flehte sie, »hast du nicht

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