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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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zu Akivas eigenem Bild von dem Magier. Einem Bild, das sein eigener Kummer wie mit einem Brandeisen in seine Seele geschmort hatte.
    »Brimstone«, sagte er bitter. »Hat er dich gut behandelt?«
    Karou antwortete mit grimmiger Überzeugung. Ihre Haare waren ein blauer Wirbelsturm, und ihre Augen funkelten. »Immer. Egal, was du über die Chimären zu wissen glaubst – du kennst ihn nicht.«
    »Ist es nicht möglich, Karou«, sagte er langsam, »dass
du
nicht alles über ihn weißt?«
    »Und was genau weiß ich nicht?«, fragte Karou hitzig.
    »Alles über seine Magie zum Beispiel«, erwiderte Akiva. »Über die Wünsche. Weißt du, wo sie herkommen?«
    »Wo sie herkommen?«
    »Sie sind nicht umsonst, Karou. Magie hat ihren Preis. Und der Preis ist
Schmerz


Ort und Person zugleich
    Schmerz.
    Als Akiva ihr erklärte, woher die Wünsche kamen, wurde Karou übel. Sie musste an jeden unsinnigen Wunsch denken, den sie sich je ausgedacht hatte. Warum hatte Brimstone ihr nichts davon gesagt? Mit der Wahrheit hätte er im Handumdrehen erreicht, was all seine grimmigen Blicke nicht hatten bewerkstelligen können. Sie hätte sich nie wieder
irgendetwas
gewünscht, wenn sie es gewusst hätte.
    »Wenn du etwas vom Universum willst, musst du dem Universum auch etwas zurückgeben«, erklärte Akiva.
    »Aber warum ausgerechnet Schmerz? Warum nicht … Freude?«
    »Das Gleichgewicht muss gewahrt bleiben. Was man leicht geben kann, ist kein Opfer und somit bedeutungslos.«
    »Denkst du wirklich, es wäre leichter, Freude zu geben, als Schmerz? Wovon hast
du
mehr?«
    Er sah sie lange schweigend an. »Das ist ein gutes Argument. Aber ich habe das System nicht erfunden.«
    »Wer hat es erfunden?«
    »Mein Volk glaubt, es waren die Göttersterne. Bei den Chimären gibt es so viele Geschichten wie Rassen.«
    »Und … wo kommt der Schmerz her? Ist es Brimstones eigener Schmerz?« Sie war nicht sicher, ob sie es überhaupt wissen wollte, aber sie musste fragen.
    »Nein, Karou. Es ist nicht sein eigener Schmerz.« Akiva sprach betont langsam, so dass die Bedeutung seiner Worte unheilvoll in der Luft hing: Wenn es nicht Brimstones Schmerz war, wessen Schmerz war es dann?
    Ihr war mulmig zumute. Ungebeten tauchte ein Bild vor ihrem inneren Auge auf: leblose Körper, die auf Tischen aufgebahrt waren. Nein. Da konnte auch etwas ganz anderes dahinterstecken. Sie kannte Brimstone doch. Oder? Sie wusste vielleicht nicht … Okay, sie wusste eigentlich nichts
über
ihn … aber sie
kannte
ihn, sie
vertraute
ihm. Nicht diesem Engel.
    Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. »Warum sollte ich dir glauben?«
    »Karou, was für Aufträge hast du für ihn erledigt?«, fragte Akiva behutsam.
    Sie öffnete den Mund, um zu antworten, und schloss ihn wieder. Langsam begann sie zu verstehen, auch wenn sich alles in ihr gegen die Erkenntnis sträubte. Zähne: eins der großen Geheimnisse ihres Lebens. Leichen, Zangen, Tod. Die russischen Mädchen mit ihren blutigen Mündern. Seit sie von Brimstones Handel wusste, hatte sie sich immer an die Vorstellung geklammert, dass er die Zähne für etwas Lebensnotwendiges brauchte und dass Schmerz eine traurige, aber unvermeidbare Nebenerscheinung war. Aber was, wenn … wenn der Schmerz Sinn und Zweck des Ganzen war? Vielleicht bezahlte Brimstone mit all diesen Schmerzen für seine Macht, für die Wünsche, für alles?
    »Nein«, sagte sie und schüttelte den Kopf, aber ihre Überzeugung hatte sie verlassen.
    Als sie sich ein wenig später vom Dach fallen ließ, bereitete ihr das Fliegen kein Vergnügen mehr. Wer hatte mit seinen Schmerzen für die Erfüllung ihres Wunsches bezahlt?
    Sie gingen in ein Teehaus an der Nerudova, der langen, gewundenen Straße, die von der Burg herabführte, und auf dem Weg erzählte Akiva ihr mehr von seiner Welt. Imperium und Zivilisation, Aufstand und Massaker, verlorene und eroberte Städte, niedergebranntes Land, Belagerungen, bei denen die Kinder zuerst verhungerten, auch wenn die Eltern ihnen alles gaben, was sie hatten, und bald darauf ebenfalls ums Leben kamen.
    Er sprach von Blutvergießen und Terror in einem Land, dessen Schönheit dahinschwand.
    »Die alten Wälder wurden abgeholzt, um Schiffe und Belagerungsmaschinen zu bauen, oder sie wurden abgebrannt, damit der Gegner keine Schiffe oder Belagerungsmaschinen bauen konnte.«
    Von gewaltigen, bis auf die Grundmauern zerstörten Städten erzählte er, von Massengräbern, von Verrat.
    Von Horden von Bestien,

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