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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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die immer wieder anrückten, die nie weniger wurden und nie aufgaben.
    Von anderen – monumentalen, furchtbaren – Dingen erzählte er ihr nicht, sondern streifte sie nur, so behutsam, wie man den Rand einer Wunde berührt, um zu sehen, ob sie noch weh tut.
    Entsetzt und staunend hörte Karou zu und wünschte, Brimstone hätte es irgendwann in den siebzehn Jahren ihres Lebens für angebracht gehalten, ihr von Anderswo zu erzählen. Dabei fiel ihr ein zu fragen: »Wie heißt deine Welt?«
    »Eretz«, antwortete Akiva, und Karou zog überrascht die Augenbrauen in die Höhe.
    »Eretz heißt
Erde
«, sagte sie. »Auf Hebräisch. Warum haben unsere Welten den gleichen Namen?«
    »Die Magi glaubten einst, die Welten würden sich überlagern, wie Schichtgestein oder die Jahresringe eines Baums«, antwortete Akiva.
    »Die Magi?«, fragte Karou nach einer kurzen Pause mit gerunzelter Stirn.
    »Die Magier der Seraphim.«
    »Du hast ›einst‹ gesagt. Was glauben sie jetzt?«
    »Jetzt glauben sie gar nichts mehr. Die Chimären haben sie alle abgeschlachtet.«
    »Oh.« Darauf wusste Karou nichts zu erwidern. Sie dachte über die beiden Welten nach. »Vielleicht haben wir uns den Namen von euch geklaut, so wie wir auch unsere Religion nach eurem Vorbild konstruiert haben.« Brimstone hatte die Religion immer als »Flickendecke aus Märchen« bezeichnet, die sich die Menschen aus flüchtigen Eindrücken zusammengebastelt hatten. »Körperliche Schönheit bedeutet gut; Hörner und Schuppen böse. Ganz einfach«, zitierte Karou Brimstones Worte ebenso sarkastisch.
    »Und in diesem Fall auch wahr«, erwiderte Akiva.
    Auf einmal merkte Karou, dass die Kellnerin hinter der Theke unablässig zu ihnen herüberstarrte, und hätte sie am liebsten gefragt, was das sollte. Aber sie verkniff es sich. »Man könnte es also so zusammenfassen«, versuchte sie stattdessen das, was Akiva ihr erzählt hatte, auf den Punkt zu bringen, »dass die Seraphim die Welt beherrschen wollen, was den Chimären aber nicht gefällt, und deshalb sind sie die Bösen.«
    Sein Kiefer arbeitete; die Vereinfachung gefiel ihm offensichtlich nicht. »Sie waren Barbaren in Lehmhütten. Wir haben ihnen Licht gegeben, Technik, das geschriebene Wort …«
    »Und ihr habt sicher nichts dafür verlangt.«
    »Nichts Unangemessenes.«
    »Na klar.« Karou wünschte, sie hätte in ihrem menschlichen Geschichtsunterricht besser aufgepasst, denn dann hätte sie sich jetzt vielleicht besser vorstellen können, wie all das, was er ihr erzählte, zusammenhing. »Du meinst also, die Chimären haben sich vor tausend Jahren ohne triftigen Grund gegen ihre Herren erhoben, sie abgeschlachtet und ihr eigenes Land zurückerobert?«
    »Das Land hat nie ihnen gehört. Sie hatten kleine Farmen, Steinhütten, ein paar wenige Dörfer. Die Städte hat das Imperium gebaut. Und nicht nur die Städte. Auch Talbrücken, Häfen, Straßen …«
    »Aber es war das Land, wo sie seit je geboren und gestorben sind. Wo sie sich verliebt, ihre Kinder großgezogen, ihre Toten begraben haben. Was spielt es für eine Rolle, dass sie dort keine Städte gebaut haben? Es sei denn, ihr handelt nach dem Motto: Dir gehört nur das, was du verteidigen kannst, und in diesem Fall hätte jeder jederzeit das Recht zu versuchen, allen anderen alles wegzunehmen. So etwas nennt sich für gewöhnlich nicht Zivilisation.«
    »Du verstehst das nicht.«
    »Nein, das verstehe ich wirklich nicht.«
    Akiva holte tief Atem. »Wir haben die Welt in gutem Glauben errichtet. Wir haben die Chimären in unserer Welt leben lassen …«
    »Als Gleichberechtigte?«, wollte Karou wissen. »Du nennst sie Bestien, also ist es zumindest fraglich.«
    Er antwortete nicht sofort. »Was hast du von ihnen gesehen, Karou? Ganze
vier
Chimären und darunter keine Krieger? Wenn du gesehen hast, wie deine Brüder und Schwestern von Minotaurenhörnern durchbohrt, von Löwenhunden zerfetzt, von Drachen in Stücke gerissen werden, wenn du gesehen hast, wie deine …« Was immer er sagen wollte, er verbiss es sich, aber sein Gesicht zeigte die Höllenqualen, die ihm die Erinnerung bereitete. »Wenn du gefoltert worden bist und mit ansehen musstest, wie … jemand, den du liebst, hingerichtet wird, dann kannst du darüber reden, was jemanden zu einer Bestie macht.«
    Jemand, den er liebte? So, wie er das gesagt hatte, meinte er nicht Brüder und Schwestern. Karou fühlte einen Stich von … nein, das war bestimmt keine Eifersucht. Was spielte es

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