Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
Vom Netzwerk:
war schon immer furchteinflößender gewesen; vielleicht musste sie das als Frau. Ihre hellen Haare waren zu straffen Zöpfen geflochten, und ihre Schönheit hatte etwas Unterkühltes: die Apathie eines Killerhais. Hazaels Augen waren lebendiger, auch wenn sie im Moment hauptsächlich seine Verwirrung zeigten.
    »Steh auf«, forderte er Akiva nicht unfreundlich auf. »Ich kann es nicht ertragen, dich auf Knien zu sehen.«
    Akiva stand auf, zog Karou mit sich hoch, beschirmte sie jedoch weiter mit seinen Flügeln.
    »Was geht hier vor?«, wollte Liraz wissen. »Akiva, warum bist du hierher zurückgekommen? Und … wer
ist
das?« Sie machte eine verächtliche Handbewegung in Karous Richtung.
    »Nur ein Mädchen«, gab Akiva Izîls Worte wider, leider genauso wenig überzeugend wie der alte Mann.
    »Nur ein Mädchen, das fliegen kann«, berichtigte Liraz.
    Einen kurzen Moment herrschte Schweigen, dann stellte Akiva fest: »Ihr seid mir gefolgt.«
    »Was dachtest du denn?«, fuhr Liraz ihn an. »Dachtest du, wir würden dich einfach wieder verschwinden lassen? Wir wussten ja, dass Loramendi ein Nachspiel haben würde. Aber … das hier?«
    »Was
genau
ist hier los?«, fragte Hazael, der offenbar immer noch auf eine plausible Erklärung hoffte. Akiva fühlte sich grässlich. Vor ihm standen seine engsten Verbündeten, die ihm plötzlich vorkamen wie Feinde, und es war alles seine Schuld.
    Wenn Akiva eine Familie hatte, dann war es nicht seine Mutter, die ihn im Stich gelassen hatte, als die Soldaten ihn holten, und es war auch ganz sicher nicht der Imperator. Seine Familie waren diese beiden hier, Liraz und Hazael, und dennoch würde nichts, was er ihnen antworten konnte, für sie Sinn ergeben. Er konnte es ja nicht einmal Karou erklären, die hinter ihm stand und darauf brannte zu erfahren, was ihr Leben lang vor ihr geheim gehalten worden war. Das Geheimnis war so groß und so seltsam, dass es sich nicht einmal ansatzweise in Worte fassen ließ. So stand er da, reglos und stumm, weil selbst die Sprachen zweier Rassen nicht ausreichten, um irgendetwas davon zu erklären.
    »Ich kann verstehen, dass du wegwillst«, sagte Hazael, der wie immer versuchte, Frieden zu stiften. Er und Liraz hatten eine geschwisterliche Ähnlichkeit, die Akiva nicht teilte: helle Haare, blaue Augen und eine honigfarbene, an den Wangen leicht gerötete Haut. Hazaels Haltung war locker, fast schon krumm, und im Gesicht hatte er meistens ein müdes Lächeln, das einen leicht dazu verleiten konnte, ihn falsch einzuschätzen. Er war durch und durch Soldat – Reflexe und Stahl –, aber irgendwie hatte er es geschafft, sich im Herzen etwas Kindliches zu bewahren, das weder Training noch jahrelanger Krieg ihm hatte austreiben können. Er war ein Träumer. »Ich habe selbst schon mit dem Gedanken gespielt, in diese Welt zurückzukehren …«
    »Aber du hast es nicht getan«, unterbrach ihn Liraz, die ganz und gar keine Träumerin war. »
Du
bist nicht mitten in der Nacht abgehauen und hast deine Geschwister zurückgelassen – ahnungslos, wann oder
ob
du je zurückkommst. Zu
deinem
Schutz musste sich niemand Ausreden einfallen lassen.«
    »Ich habe euch nicht darum gebeten, mich zu schützen«, erwiderte Akiva.
    »Nein. Weil du uns dann hättest sagen müssen, wohin du gehst. Stattdessen hast du dich einfach davongeschlichen, genau wie letztes Mal. Sollten wir einfach darauf warten, dass du wieder am Boden zerstört zurückkommst und uns nicht einmal sagst, was mit dir passiert ist?«
    »Diesmal nicht«, sagte Akiva.
    Liraz setzte ein sprödes Lächeln auf, und Akiva wusste, dass sie unter ihrer eisigen Fassade verletzt war. Womöglich wäre er nie zurückgekommen, womöglich hätten sie nie erfahren, was mit ihm passiert war. Und das nach all den Jahrzehnten, in denen sie sich gegenseitig beschützt hatten. War es nicht Liraz gewesen, die damals ihr Leben riskiert hatte, um auf das Schlachtfeld bei Bullfinch zurückzukehren? Obwohl es mehr als unwahrscheinlich war, dass er noch lebte, obwohl die Chimären auf dem Schlachtfeld ihren Sieg feierten und die verletzten Seraphim auf Pfähle spießten – trotzdem war sie zurückgekommen, hatte ihn gefunden und nach Hause gebracht. Sie hatte ihr Leben für ihn aufs Spiel gesetzt und würde es jederzeit wieder tun, genau wie Hazael und wie auch Akiva selbst. Aber er konnte ihnen nicht sagen, warum er hier war oder was er gefunden hatte.
    »Diesmal nicht
was
?«, wollte Liraz wissen. »Diesmal kommst

Weitere Kostenlose Bücher