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Daughter of Smoke and Bone

Daughter of Smoke and Bone

Titel: Daughter of Smoke and Bone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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Akiva anzusehen. Das harte Lächeln war aus ihrem Gesicht verschwunden, und jetzt, wo sie seinen inneren Konflikt wahrnahm, ließ sie die Hände sinken. Alle Gedanken an sich selbst, die Antworten, die sie suchte, ihre innere Leere, alles war vergessen, überschattet von Akivas Kummer, den sie fühlte, als wäre es ihr eigener.
    Die Polizisten erreichten die Brücke, zögerten aber angesichts der unglaublichen Szene, die sich ihnen bot. Karou sah ihre verdutzten Gesichter, sah, wie sie nervös nach ihren Pistolen tasteten und
sie
anstarrten. Engel waren auf der Karlsbrücke erschienen, und sie bekämpfte sie, in ihrem schwarzen Mantel, mit ihren finsteren Tätowierungen, den wehenden blauen Haaren und schwarzen Augen. Und ihr gegenüber die Seraphim: faszinierend, einzigartig, makellos schön, wie ein zum Leben erwachtes Kirchenfresko. In dieser Szene war Karou der Dämon, und als sie einen raschen Blick auf ihren Schatten warf, erwartete sie beinahe, dass er Hörner hatte. Aber er hatte keine. Es war der Schatten eines Mädchens, der in diesem Moment absolut nichts mit ihr zu tun zu haben schien.
    Akiva, der noch vor einem Moment sein Gesicht an ihre Beine gedrückt und geweint hatte, stand reglos da, und zum ersten Mal seit die beiden Engel aufgetaucht waren, hatte Karou Angst. Wenn er sich auf ihre Seite stellen würde …
    »Akiva«, flüsterte sie.
    »Ich bin hier«, sagte er, und als er sich schließlich bewegte, kam er zu ihr. Er hatte nie an der Entscheidung gezweifelt, aber bis zu diesem Augenblick hatte er sich an die Hoffnung geklammert, dass er der Qual der Wahl würde entgehen können. Doch dafür war es zu spät. Seine Zukunft begann, als er sich zwischen Karou und seine Geschwister stellte und mit tiefer, ruhiger Stimme erklärte: »Ich werde nicht zulassen, dass ihr sie verletzt. Es gibt andere Arten, zu leben. Wir können nicht nur töten.«
    Hazael und Liraz starrten ihn an. Sie konnten es nicht fassen, dass er das Mädchen gewählt hatte. Liraz’ Entsetzen verwandelte sich schnell in Verbitterung. »Ach ja?«, fuhr sie ihn an. »In dieser Situation kommt dir so eine Aussage natürlich gerade recht.«
    Karou streckte eine Hand aus und berührte mit den Fingerspitzen Akivas Rücken. Sie konnte einfach nicht anders.
    »Karou, du musst weg von hier«, sagte er ernst.
    »
Weg?
Aber …«
    »Verschwinde von hier. Ich halte sie auf.« Seine Stimme war grimmig, denn er wusste, was nun auf ihn zukam, doch er hatte seine Entscheidung getroffen. Mit angespanntem, aber entschlossenem Gesicht sah er Karou noch einmal an. »Wir treffen uns an dem Ort, wo wir uns das erste Mal gesehen haben. Versprich mir, dass du dort auf mich wartest.«
    Der Ort, an dem sie sich das erste Mal gesehen hatten. Der Djemaa el-Fna, das Herz Marrakeschs, wo sein lodernder Blick sie in der Menschenmenge gefunden und ihre Seele durchbohrt hatte. »Versprich es mir«, wiederholte Akiva mit vor Dringlichkeit heiserer Stimme. »Karou, versprich mir, dass du nicht mit Razgut aufbrichst, bis ich bei dir bin. Bis ich dir alles erklären kann.«
    Karou wollte ihm das Versprechen geben. Er hatte zu ihr gehalten, obwohl er sich dafür gegen seine eigenen Leute stellen musste. Er hatte ihr ganz sicher das Leben gerettet – einen Kampf mit zwei bewaffneten Seraphim hätte sie bestimmt nicht überlebt –, und außerdem hatte er sich für sie
entschieden
. War es nicht das, was sie sich immer gewünscht hatte; dass sich jemand für sie entschied? Dass jemand sie liebte und ehrte? Er hatte seinen Platz in seiner eigenen Welt für sie aufgegeben, und jetzt bat er sie darum, in Marrakesch auf ihn zu warten.
    Aber irgendetwas in ihr schreckte davor zurück, ihm dieses Versprechen zu geben. Er hatte sich für sie entschieden, aber das hieß nicht, dass sie das Gleiche tun würde, wenn sie vor dieselbe Wahl gestellt worden wäre – die Wahl, sich für ihn
oder
Brimstone, Issa, Yasri und Twiga zu entscheiden. Sie hatte zu Brimstone gesagt: »Ich hoffe, du weißt, dass ich euch nie einfach verlassen würde.« Und das würde sie auch nicht. Sie würde ihre Familie wählen. Alles andere war unvorstellbar, obwohl der Gedanke, Akiva zurückzulassen, ihr schon jetzt körperlichen Schmerz verursachte.
    »Ich werde auf dich warten, solange ich kann«, sagte sie schließlich. »Das ist alles, was ich versprechen kann.«
    Als die Worte aus ihrem Mund waren, war ihr, als würden seine Flügel etwas weniger hell strahlen. »Dann muss ich mich damit

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