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DavBen-StaderDie

Titel: DavBen-StaderDie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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doch. Woher willst du das so genau wissen?«
    »Kein einziges Tier ist entkommen. Aber wenn du dir was Nettes einreden willst, um besser schlafen zu können, dann nur zu, aber es ist eine Lüge.« Er spuckte aus. »Der Fritz hat die ganze Anlage niedergebrannt. Betty, der Elefant ... ich habe diese Elefantendame geliebt. Als Kind habe ich sie ständig besucht und ihr zugeschaut. Wie sie sich wusch, mit dem Rüssel Wasser aufsog und sich dann abbrauste ... Sie war sehr graziös. Schwer zu glauben, wo sie doch so verdammt groß war, aber sie war wirklich graziös.«
    »Ist sie gestorben?«
    »Das habe ich doch gerade gesagt! Alle sind gestorben. Bei Betty hat's Stunden gedauert. Wie sie gestöhnt hat... Ich hatte Wachdienst, und ich wollte nur noch zu ihr laufen und ihr den Todesschuss geben. Die Sache beenden. Ich kann dir nur wünschen, dass du nie mit anhören musst, wie ein Elefant stirbt.«
    Es war ein langer Weg zum Heumarkt, e twa sechs Kilo meter, über die Litejny-Brücke, vorbei am Sommergarten, wo man die Ulmen und die Eichen mit Äxten abgehackt hatte, vorbei an der Erlöserkirche auf dem Blut mit ihrer Fassade aus glasierten Keramikkacheln und den emporstrebenden Zwiebeltürmen, errichtet an der Stelle, an der Hryniewiecki sich selbst und den Zaren in die Luft gesprengt hatte. Je weiter wir nach Süden kamen, desto bevölkerter wurden die Straßen; alle Passanten waren in drei Schichten eingemummt, stemmten sich beim Gehen gegen den Wind, die Gesichter ausgemergelt und abgezehrt und bleich vom Eisenmangel. Am Newski-Prospekt waren alle Geschäfte seit Monaten geschlossen. Wir sahen zwei Frauen in den Sechzigern, die dicht nebeneinander gingen, sodass sich ihre Schultern berührten, den Blick auf den Bürgersteig gerichtet, Ausschau haltend nach vereisten Stellen, die den Tod bedeuten konnten. Ein Mann mit einem üppigen Schnauzbart hatte einen weißen Eimer voll schwarzer Nägel in der Hand. Ein Junge, nicht älter als zwölf, zog an einem Seil einen Schlitten hinter sich her. Auf dem Schlitten lag ein in Wolldecken gehüllter kleiner Körper, und ein lebloser nackter Fuß schleifte über den festgetretenen Schnee. Hindernisse waren über die Straße verstreut, reihenweise angeordnete Stahlbetonblöcke, um das Vordringen feindlicher Panzer aufzuhalten. An einer Hauswand stand auf einem Schild:
    ACHTUNG! BEI ART ILLERIEBESCHUSS IST DIESE STRAS SENSEITE BESONDERS GEFÄHRLICH.
    Vor dem Krieg war der Newski-Prospekt das Herz der Stadt und konnte es mit den Prachtstraßen von London und Paris aufnehmen: Kleine Stände verkauften Kirschblüten und Schokolade; bei Jelissejew standen Männer mit langen Schürzen hinter der Theke und schnitten geräucherten Stör und Lachs auf; und über dem geschäftigen Treiben erhob sich der Uhrturm des Rathauses, der allen kundtat, um wie viel sie zu was auch immer zu spät kamen. Schwarze Packards rasten laut hupend vorbei, brachten Parteimitglieder von einer Sitzung zur nächsten. Selbst wenn du kein Geld hattest, um dir etwas kaufen zu können, und nichts Wichtiges vorhattest, war der Newski immer ein guter Ort zum Bummeln. Im Juni ging die Sonne erst gegen Mitternacht unter, und keiner wollte die hellen Nächte ungenutzt verstreichen lassen. Du konntest die hübschesten Mädchen von Piter dabei beobachten, wie sie in die funkelnden Schaufenster der eleganten Geschäfte starrten, wo ihre Augen die neuesten ausgestellten Kleider begutachteten, den Schnitt studierten, damit sie das Kleid daheim nachnähen konnten, falls es ihnen gelang, an ihrem Arbeitsplatz genügend Stoff mitgehen zu lassen. Selbst wenn man nie eines der Mädchen ansprach, selbst wenn man sie immer nur aus der Ferne beobachtete ...
    »Du bist noch Jungfrau, stimmt's?«, sagte Kolja, der meine Gedanken mit so unglaublichem Timing unterbrach, dass ich zusammenzuckte.
    »Ich?«, fragte ich blödsinnigerweise. »Wovon redest du eigentlich?«
    »Ich rede davon, dass du noch nie mit einer Frau geschlafen hast.«
    Manchmal weiß man, dass es keinen Sinn hat, zu lügen, dass das Spiel aus ist, bevor es begonnen hat.
    »Was geht das dich an?«
    »Hör mal, Lew. Wollen wir nicht versuchen, Freunde zu sein? Na, was meinst du? Wenn wir schon zusammenbleiben müssen, bis wir die Eier haben, dann sollten wir uns lieber vertragen, stimmt's? Du scheinst ein interessanter Bursche zu sein, ein bisschen störrisch, ein bisschen launisch, wie Juden nun mal sind, aber ich mag dich. Und wenn du nicht ständig so scheißrenitent

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