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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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zurückgelehnt auf dem Sofa und sah alt, verdreckt und äußerst erschöpft aus. »Ich habe es geschafft, deinen Ruf zu ruinieren, aber ich glaube, ich bin mit Master Rap einer Meinung – die Tür wird nicht lange halten.«
    »Rap, wer ist Little Chicken? Ein Freund?«
     
    »Er ist mein Sklave.« Rap wurde wieder rot. »Und er will nicht, daß ich ihn freilasse.«
     
    Sklave? Folter? »Wie hast du… Warum nicht, um der Götter willen?«
    Rap war hoch nie ein Mensch gewesen, der viel lachte, doch hin und wieder setzte er ein scheues Grinsen auf, das sich jetzt wieder zeigte. Erstaunt bemerkte sie, daß dies das beste war, was sie den ganzen Tag gesehen hatte.
»Weil er mich töten will. Das ist eine komplizierte Geschichte.«
    »Das glaube ich!« Aber sie würde warten müssen. Inos blickte auf den Gefangenen hinab, Darad. Hatte sie dieses Ding heiraten wollen? Sie schauderte. »Und dieses schreckliche Ding ist Andor?«
    »Ich weiß es nicht. Er verwandelt sich in Andor oder Andor in ihn. Und ich glaube, sie sind auch Sagorn und Jalon der Spielmann.«
    »Sagorn? Das muß Vater gemeint haben! Er sagte, ich könne Sagorn vertrauen, aber nicht den anderen, außer vielleicht Thinal. Wer ist Thinal?«
    Rap sah sie überrascht an. »Keine Ahnung. Aber wir können versuchen, Sagorn herbeizurufen, wenn Ihr glaubt, daß wir ihm vertrauen können. Ich fürchte, dieses Ungeheuer könnte sich befreien.«
    »Wie macht man das?«
     
    »Laßt es uns herausfinden.« Rap ließ sich auf ein Knie fallen und sagte höflich zu Darad: »Bitte verwandelt Euch in Doktor Sagorn?«
    Das Absurde an dieser Frage entfachte in Inos den Drang, zu kichern, doch auf diesen rutschigen Pfad durfte sie sich nicht begeben. Das zerstörte Gesicht des Riesen war wutverzerrt. Er knurrte eine Zote und stemmte sich gegen seine Fesseln und das Gewicht des Kobolds. Offensichtlich hatte er Schmerzen, und auf seiner Stirn mischte sich Blut mit Schweiß.
    Rap grinste ihn gemein an. »Ich werde Little Chicken also gestatten, Euch zu überreden. Das wäre doch fair, nicht wahr? Schließlich habt Ihr uns einander vorgestellt.«
    Little Chicken, der immer noch auf der Brust des Mannes saß, begann wieder zu grinsen, denn er schien offensichtlich einen Teil des Gespräches zu verstehen.
    »Das würdet Ihr nicht tun!« knurrte Darad.
»Würde ich doch!«
    Little Chicken folgte ganz sicher dem Gespräch. Ohne weiteres Aufhebens stieß er kaltblütig einen Finger in Darads Auge.
     
    Er heulte auf. »Sagt ihm, er soll von mir runtergehen!«
     
    Rap bedeutete dem Kobold aufzustehen. Er erhob sich, und der Mann auf dem Boden war Sagorn.
    Little Chicken zischte laut und sprang rückwärts.
»Ihr Götter!«, rief Rap. »Das ist ein netter Trick, nicht wahr?«
    Wieder dachte Inos an die Damen in den Liebesromanen, die vor Trauer wahnsinnig wurden; sie fragte sich, wie viele von ihnen vorher so viel Spaß hatten wie sie.
     
    »Doktor Sagorn!« Tante Kade strahlte, und Inos erwartete beinahe, daß sie hinzufügte Wie nett, daß Ihr bei uns sein könnt.
    Der alte Mann lächelte bitter zu ihnen auf. »Wenn Ihr mir vertraut, macht es Euch doch sicher nichts aus, wenn ich diese Fesseln ablege?« Trotz seiner unwürdigen Situation lag sein weißes Haar ordentlich am Kopf, und er wirkte ruhig und gefaßt. Er streifte die Fesseln, die Darads grobe Gliedmaßen fest umschlossen hatten, ganz leicht von den zarten Handgelenken.
    Rap schnitt die Fesseln an seinen Knöcheln durch und half ihm, sich zu erheben. »Mal sehen, ob wir etwas Besseres zum Anziehen für Euch finden, Sir.«
    Darads riesiger Körper hatte Andors Kleider zerrissen, und die Fetzen hingen nicht gerade anmutig an Sagorn herunter. Außerdem waren sie getränkt mit Tee und Blut. Rap wandte sich an Little Chicken und sagte etwas im Kobolddialekt. Die Antwort fiel kurz aus.
    »Was hat er gesagt?« wollte Inos wissen.
     
    Rap seufzte. »Er sagte, ich solle mich selbst darum kümmern. Er hat ganz genaue Vorstellungen von den Aufgaben eines Sklaven.«
    Also lief Rap nach oben und kam mit einer braunen Wollrobe zurück. Köter, der sich jetzt frei bewegen durfte, gönnte sich eine Besichtigung des Zimmers, schnüffelte überall heftig herum und beseitigte die Überreste des Essens.
    Der schlaksige alte Mann zog sich kurz in den Treppenschacht zurück und kehrte mit wiederhergestellter Würde und neuer Kleidung zurück. Er verbeugte sich vor Tante Kade und Inos. Sie erinnerte sich, wie er sie bei ihrer ersten Begegnung

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