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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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eine Woche. Länger, wenn wir unterwegs anhalten.«
    Sie schwieg eine Weile. »Ist das eine Schätzung oder könnt Ihr es sehen?«
    »Es ist eine Schätzung, Ma’am. Hellsicht ist unzuverlässig.« »So?«
    Er wollte sich nicht wie ein Kind ausfragen lassen, aber er durfte nicht vergessen, daß er ihr sein Leben verdankte, wenn er es auch im Augenblick nicht haben wollte. Sie hatte auf jeden Fall das ihre für ihn riskiert.
    »Vorahnungen und Hellsicht sind nicht genau dasselbe«, erklärte er und suchte verzweifelt nach Worten für den unbeschreiblichen Begriff der Magie. »Mit meinem zweiten Wort habe ich ein wenig Vorahnungen bekommen, obwohl das ungewöhnlich ist, und offensichtlich verfüge ich nun auch über Hellsicht. Ich habe meine Vorahnungen benutzt, als ich sagte, ich würde Inos nicht westwärts nach Qoble folgen. Was dann geschehen wäre, ich weiß es nicht, aber es wäre sehr schlimm gewesen. Das wird nun nicht passieren, also werde ich es nie erfahren. Hellsicht… Sogar Zauberer haben damit Schwierigkeiten, und es ist besonders schwer, für sich selbst in die Zukunft zu blicken, weil man nervös wird und Pläne macht… Ich wünschte, ich könnte es besser erklären.«
    »Oh, laßt Euch Zeit, das ist faszinierend!«
    Das Schiff strebte vorwärts über einen Wellenkamm, und die Wellen marschierten davon über einen endlosen Ozean, um sich mit dem grenzenlosen Himmel zu vereinigen. Warum konnte er nicht für immer hier draußen auf dem klaren, sauberen Meer bleiben? Wer brauchte das Land?
    »Eine Hexe, ein Zauberer und mindestens ein Hexenmeister haben versucht, meine Zukunft zu sehen, und alle haben versagt«, sagte Rap plötzlich. Das hatte er nicht gewollt. Er beschloß, daß nicht sie es war, der er es nicht erzählen wollte, sondern der neugierige alte Sagorn. Doch es wäre nicht fair, sie zu bitten, seine Worte nicht weiterzusagen. »Erinnert Ihr Euch, was das magische Fenster zeigte, als ich mich ihm näherte? Ein weißes, grelles Leuchten?« Er merkte, daß er die Stimme hob und seine Fäuste die Reling umklammerten. Er versuchte, sich mit sanfter Magie zu beruhigen.
    »Natürlich.«
    »Es tut weh!« Ishist hatte es ihm gesagt. »Ich habe gesehen, wie ich in Ollion ankomme, glaube ich, und wir werden in einer Kutsche reisen, einer großen, grünen. Und dann habe ich, glaube ich, einen Blick auf Hub erhascht – ich erinnere mich nicht genau. Und dann…« Er zitterte unwillkürlich. »Weiß! Wie die Sonne… bitte, ich möchte nicht darüber sprechen.«
    Er zitterte heftig, und seine Hände umklammerten wieder die Reling. Sie legte eine feuchte, kalte Hand auf die seine. »Natürlich! Tut mir leid, daß ich so neugierig war… ich werde den anderen nicht sagen, was Ihr erzählt habt.«
    Sie war absurd besorgt und reumütig. Hol’s der Teufel, aber er wollte auch nicht bemuttert werden!
    »Das ist in Ordnung, Ma’am. Ich hätte es schon früher erklären sollen. In Hub geschieht etwas Furchtbares… Ich fürchte, Ihr werdet ohne einen Seher auskommen müssen. Zumindest ohne Hellseher. Sobald ich versuche, in die Zukunft zu sehen, auch, wenn es nur um wenige Stunden geht, sehe ich – das.«
    Und seine Vorahnung wurde jeden Tag schlimmer.
»Dann müßt Ihr Euch von Hub fernhalten, Master Rap!«
    Ihr Mitgefühl war wirklich echt. Er zwang sich zu einem Lächeln. »Ich glaube nicht, daß ich entkommen kann. Es ist meine Bestimmung. Ich glaube, ich bin so hilflos wie… wie ein kleines Kind.«
    In der Zwischenzeit machte die Ratte in der Zwischendeckkammer einen Fluchtversuch. Rap reichte hinunter und drehte sie um, und Pooh ergriff sie. Rap lachte laut, und die Prinzessin warf ihm einen sonderbaren Blick zu.

6
    Liebste Tante, sei gegrüßt!
    Bitte verzeih, daß Datum und Adresse fehlen; das ist unangemessen. Ich habe das Gespür für die Tage verloren, aber ich kann Dir grob erklären, wo ich bin. Ich schreibe an Bord eines üblen kleinen Schiffes – von dem ich hoffentlich in Kürze entkommen kann! – nahe Elmas, das ist in Ilrane! Wir haben die Hafensperren hinter uns gelassen und segeln mit der Tide einen sehr ruhigen Fluß hinauf. (Meine Handschrift sieht vielleicht nicht, danach aus! Es war der beste Stift, den ich finden konnte. Ich mußte einen Seemann darum bitten, und er hat wohl gedacht, ich hätte Maripfriem gesagt.) Der Große Mann schreibt an seinen Bruder, also werde ich darum bitten, diese Nachricht mitzuschicken. Das ist vielleicht für einige Zeit die letzte Gelegenheit, Dir

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