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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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es noch einmal versuchen, bevor er seinen Brief an seinen Bruder schickt, und ich hoffe, ich kann ihn dazu überreden, sich nachgiebig zu zeigen. Rap ist für niemanden eine Bedrohung, und er hat nur versucht zu helfen. Ich bin sicher, daß nichts ihn je zurückbringen würde, wenn man ihn aus dem Königreich verbannte. Sollte es mir gelingen, das zu arrangieren, würdest Du bitte dafür sorgen, daß Rap etwas Geld bekommt, wenn er fortgeht, und ihm auch meine besten Wünsche übermitteln? Ich hätte zu gerne von seinen Abenteuern gehört. Ich fürchte, ein Hexenmeister hat ihn reingelegt, und das, was passiert ist, war eigentlich nicht sein Fehler. Ich bin sicher, er hat es gut gemeint –bitte, sag ihm das, wenn Du kannst. Und falls ich seine Freilassung nicht erreiche, versuche bitte, ihm seine Gefangenschaft ein wenig zu erleichtern. Aber ich bin sicher, Du hast bereits Dein Bestes getan.
    Nach dem Gepolter an Deck zu urteilen nehme ich an, daß dieses schwimmende Dreckloch gleich anlegen wird, also ende ich jetzt diesen Brief…

    Der Hafen von Elmas lag in einer Flußmündung, umgeben von steilen bewaldeten Hügeln, die auf der spiegelglatten Oberfläche des Wassers reflektierten. Ein halbes Dutzend Schiffe lag dort vor Anker. Kleine Boote schoben sich zwischen ihnen hindurch; die meisten wurden wegen der Flaute gerudert. Einige wurden mit Stocherhaken an Land geschoben, wo Ochsen über einen Treidelpfad trotteten und Lastkähne hinter sich her zogen. Inos, die neben Zana an Deck stand, entschied, daß sie von Ilrane bislang nicht besonders beeindruckt war. Es gab nichts zu sehen, denn das Tal wand sich abrupt flußaufwärts und in Richtung Meer. Sie fühlte sich, als wolle man sie bewußt ausschließen, und machte eine entsprechende Bemerkung.
    »Heimlichtuerische Leute.« Zana nickte zustimmend.
    Doch schon bald sammelten sich die kleinen Begleitschiffe um die Lady of Virtues, und Elfen schwärmten über die Seiten an Bord. Azaks Gefolge von Djinnkämpfern machte den Großteil der Passagiere aus; die meisten Mannschaftsmitglieder waren Jotnar. Im Vergleich zu ihnen sahen die Elfen winzig aus. Sie waren offenbar auch extrem jung, eine Invasion von Kindern. Doch ihre Heiterkeit und der Singsang ihrer Stimmen erhellten die Luft wie das Lied eines Vogels, und ihre spärlichen Kleider flatterten und leuchteten wie die Flügel eines Schmetterlings. Die meisten Männer trugen nur einen Lendenschurz, die Frauen nur wenig mehr, und alle waren barfuß. Alle paar Minuten sprang einer über die Seite, um sich abzukühlen und schwärmte dann lachend und feucht wieder die Leiter oder die Ankerkette herauf. Mit ihrer goldenen Haut, dem Glorienschein aus goldenen Locken und ihren übergroßen Augen, die in allen Schattierungen eines Diamanten funkelten, waren sie die Kinder des Lichts und des Himmels, die eigentlich kaum auf diese Erde gehörten.
    Inos war hingerissen. Die Uphadly-Mädchen, die sie in Kinvale kennengelernt hatte, waren zum Teil Elfen gewesen, aber sie hatten nur wie Imps mit Gelbsucht ausgesehen. Diese fröhlichen, goldenen Kinder unterschieden sich auf magische Weise von den Imps, und sie waren eine willkommene Abwechslung nach den mürrischen Djinns und den boshaften Jotnar, die seit so langer Zeit ihre einzigen Gefährten waren. Sie beschloß, daß sie ihren Aufenthalt in Ilrane vielleicht doch genießen könnte, und sie fragte sich, was sie anziehen sollte. Im Augenblick war sie in einen Chaddar gehüllt und tief verschleiert, so daß nur ihre Augen zu sehen waren. Das war bequeme Kleidung für die grelle Trockenheit der Wüste; in dieser salzigen Meeresluft fühlte sie sich halb gekocht.
    »Zana?«
»My lady?«
    »Wenn ich mich ausziehen würde, so wie diese Mädchen dort, und über Bord springen – was würde Azak sagen?«
    Zanas rubinrote Augen weiteten sich zwischen einer Million feiner Runzeln. »Ich bezweifle, daß er Euch dann gestatten würde, wieder zurück an Bord zu kommen.«
    Inos seufzte – richtig! Und dann war da noch ihr entstelltes Gesicht. Sie würde sich damit abfinden müssen, einen Schleier zu tragen, oder aber lernen, sich nicht darum zu kümmern, wenn die Leute sie anstarrten.
    An Deck eilten Elfen und Jotnar geschäftig hin und her, ebenso die Djinn-Passagiere, die unbeirrt im Weg herumstanden. Azak hatte soeben ein langes Gespräch mit einem Elf beendet, der eine Münze angenommen hatte und auf direktestem Weg an Land gegangen war; beim Schwimmen hatte er seine Arme wie die

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