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Dave Duncan

Dave Duncan

Titel: Dave Duncan Kostenlos Bücher Online Lesen
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Barbarei, die er Rap einst als geheiligtes Ritual beschrieben hatte?
    Auch Gathmor und Darad durchzuckte inzwischen die Mordlust, und Rap versetzte beide mit Bedauern in Trance, so daß sie nur noch milde lächelnd dastanden. Es war sicherer für sie, redete er sich wütend ein. Wenn die Trance nachließ, würde der Than längst seiner Wege gegangen sein.
    Der erschöpfte Zaun aus Legionären kämpfte weiter gegen den Druck der Massen, weil sie den Befehl dazu hatten. Die herausgeputzten jungen Männer auf Pferden ritten wieder umher.
    »Ah!« rief die Prinzessin. »Der große dort oben auf dem Grauen, Master Rap! Seht Ihr ihn? Er war beim letzten Winterfest in Kinvale – er kennt mich! Könnt Ihr ihn hierher dirigieren?«
    »Ja, Ma’am.«
    Es wurde Zeit.

Pilgrim soul:
    How many loved your moments of glad grace,
    And loved your beauty with love false or true,
    But one man loved the pilgrim soul in you,
    And loved the sorrows of your changing face.
    Yeats, When Your Are Old 

(Rastlose Seele:
    In Augenblicken freud’ger Anmut, da liebten viele dich
    In echter oder falscher Lieb’ vernarrt in deine Schönheit, 
    Doch liebte nur ein einz’ger Mann die rastlos’ Seele tief in dir, 
    Und liebte all die Traurigkeit in deinem stets sich wandelnden Gesicht. )

Sieben
    Geflüsterte Worte

1
    Die Legionäre hatten bereits eine Gasse gebildet, und jetzt rannte Inos hindurch. Sie lief an dem Husar mit seinem Pferd vorbei, sie ignorierte die erstaunte Kade, die mit ausgebreiteten Armen und verschwendetem Lächeln dastand…
    Vermutlich hätte sie Rap umarmt und ihn sehr wahrscheinlich geküßt, wenn sie nicht irgendwie in ein unsichtbares Federkissen hineingestolpert und unerwartet zum Stehen gekommen wäre. Seine Augen waren groß und grau und unergründlich.
    »Rap!«
»Hallo, Inos.«
»Oh, Rap, Rap! Ich bin so froh, dich zu sehen!«
»Ich auch. Euch zu sehen.«
»Geht es dir gut?«
»Ja. Und Euch?«
»Gut.«
Warum flüsterten sie?
    »Rap, ich dachte, du wärst wieder tot… Oh, Ihr Götter!« Sie lachte. »Ich meine, ich dachte wieder, du wärst tot.«
     
    Er lebte! Rap lebte!
    Er lächelte nicht, nicht einmal das verschämte kleine Grinsen, an das sie sich so gut erinnerte. Er hatte sich nicht vor ihr verbeugt wie bei ihren früheren dramatischen Zusammentreffen. Er betrachtete sie einfach nachdenklich und traurig, als versuche er, sie in seine Erinnerung einzubrennen.
    »Nein. Nicht tot. Zumindest noch nicht. Wie war Eure Reise?« »Gut – nein, das war sie nicht. Furchtbar! Und deine?«
     
    »Nicht schlecht.«
    Sie standen im Regen, starrten einander an und gaben wie Narren nur Unsinn von sich. Sie zumindest – und warum war er so ernst?
    »Wie bist du hergekommen? Ich meine, bist du durch Zauberei hergekommen oder richtig gereist, wie ein normaler Mensch?«
     
    O je! Das hätte sie nicht sagen sollen.
     
    »Ich bin gereist. Mit Eurer Tante. Und Sagorn. Und Gathmor, aber den kennt Ihr nicht.«
    Es war nicht nötig zu fragen, warum er hergekommen war. Die Götter hatten es ihr gesagt. »Ohne den Kobold? Sagorn und die anderen, natürlich. Ihr habt also alle die Imps überlebt… oh, Rap! Ich bin so neugierig, alles zu erfahren.«
    »Inos, ich glaube, wir lassen einige wichtige Leute warten.«
    Sie trat einen Schritt zurück. Er sah aus wie Rap, und er sprach wie Rap, aber irgendwie auch wieder nicht. »Du bist Rap? Wirklich Rap? Kein Geist oder ein furchtbarer magischer Trick? Azak sagte, du wärst tot. Er sagte fürchterliche, schreckliche Dinge, und ich habe ihm geglaubt, und oh, ich bin so froh, daß es dir gut geht, wie bist du aus dem Gefängnis entkommen?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    Sein Gesicht nahm einen harten Ausdruck an. Es hatte einen sonderbaren, unbekannten Zug angenommen, und seine großen grauen Augen funkelten nicht mehr. Er hatte sich verändert. Aber auch sie hatte sich verändert – sie waren keine Kinder mehr.
    »Du bist doch Rap?«
»Ich bin Rap. Und Azak… Nun, egal.«
    »Rap, was ist los? Es stimmt doch etwas nicht, oder?« Sie konnte nicht verstehen, was passiert sein könnte. Rap lebte, und sie würde nie wieder glauben, daß er tot sei, wenn sie nicht seinen Kopf aufgespießt sähe – »Oh, Ihr Götter! Natürlich! Kalkor ist hier, Rap!«
    Er nickte.
»Das weiß ich.«
»Das Fenster… Hast du einen Drachen getroffen, Rap?«
»Ja. Hier ist Eure Tante, Inos.«
    Mit Verspätung wirbelte Inos herum und umarmte Kade. Wenn sie Rap schon nicht umarmen konnte, dann war Kade

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